31. Oktober: Erinnerung an Martin Luther

Ein Tag, viele Traditionen: Wir feiern den Reformationstag

Martin Luther als Ikone auf einem T-Shirt: Der Reformator hat vor mehr als 500 Jahren für radikale Veränderungen gesorgt. Dass wir trotz aller Widersprüche, Streitigkeiten und Gegensätze zu Versöhnung fähig sind, ist Thema des diesjährigen Reformationsempfangs der Nordkirche.
Martin Luther als Ikone auf einem T-Shirt: Der Reformator hat vor mehr als 500 Jahren für radikale Veränderungen gesorgt. Dass wir trotz aller Widersprüche, Streitigkeiten und Gegensätze zu Versöhnung fähig sind, ist Thema des diesjährigen Reformationsempfangs der Nordkirche. © schulprojekte-reformation.de

30. Oktober 2024

Am 31. Oktober ist Reformationstag. Bei uns im Norden ist der Tag zu Ehren des Reformators Martin Luther seit 2018 ein gesetzlicher Feiertag. Doch was macht man da eigentlich? Neben Kürbis schnitzen und Süßigkeiten einsammeln, bietet der Tag auch Gelegenheit, sich darauf zu besinnen, wie wir miteinander umgehen wollen: „Menschlich leben in einer gnadenlosen Zeit“ lautet der Impulsvortrag unserer Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.

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In dem kleinen Städtchen Wittenberg hat vor mehr als 500 Jahren alles begonnen: Der Theologieprofessor Martin Luther schlug am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Sie kritisieren den Ablasshandel der katholischen Kirche, das heißt, das Geschäft mit der Vergebung von Sünden.

Versöhnung ist möglich – wir müssen sie nur wagen

Es war eine Tat, die Machtstrukturen infragestellte und polarisierte. Am Ende bedeutete sie einen Bruch mit der katholischen Kirche und eine Teilung deutscher Länder nach Konfessionszugehörigkeit: Während einige Fürsten sich evangelisch-lutherisch ausrichteten, blieben andere römisch-katholisch, was in beiden Fällen Auswirkungen auf die Bevölkerung der jeweiligen Ländereien hatte. 

Hintergrund: Luthers Kritik am Ablasshandel und die Folgen

In seinen 95 Thesen legt Luther dar, warum Vergebung nicht käuflich ist. Folglich habe der Handel mit Ablassbriefen weder etwas mit Nächstenliebe zu tun, noch befreie er von Schuld. Luther hält diese ebenso wie die Schürung der Angst der Menschen vor dem Fegefeuer für falsch. Gott, so seine These, vergibt nur demjenigen, der wirklich bereut – und dann auch ohne bezahlten Ablassbrief. (1/3)

Für die damalige Zeit waren die Thesen nicht nur radikal, sondern auch eine ziemlich unverblümteKritik am Oberhaupt der katholischen Kirche. Doch unter dem Volk und einigen humanistischen Gelehrten fanden seine Thesen durchaus Anhänger. Der Eklat und schließlich auch der Bruch innerhalb der Kirche wird damit immer unausweichlicher. (2/3)

Luther wird letzlich mit dem Kirchenbann belegt, das heißt, aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgeschlossen. Der Religionsstreit ist inzwischen längst keine rein theologische Auseiandersetzung mehr, sondern politisch aufgeheizt und dauert mehrere Jahre. Er mündet schließlich im Augsburger Religionsfrieden von 1555, der heute vielen als der offizielle Beginn der evangelischen Kirche gilt. (3/3)

Erst 1999 unterzeichneten die christlichen Kirchen ein Papier, das sich auf Gemeinsamkeiten beruft und die Versöhnung feiert. 25 Jahre später erinnern unsere Bischöf:innen daran in ihren Predigten zum Reformationstag. 

Diese Aussöhnung sei jedoch nicht nur historisch wichtig, sondern auch zukunftsweisend, so Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt:

"Der lange und oft nicht einfache Weg zur Gemeinsamen Erklärung kann deshalb auch ein Modell dafür sein, wie in einer zerrissenen Welt Wege zu Versöhnung auch nach heftigen gegenseitigen Verwerfungen beschritten werden können."

Termine unserer Bischöfinnen und unseres Bischofs am Reformationstag

Reformationsempfang der Nordkirche ab 17 Uhr in Stralsund unter dem Motto "Gemeinsam unterwegs. Wie können wir uns den Herausforderungen unserer Zeit miteinander stellen?"

Im Mittelpunkt steht die "gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" der katholischen und evangelischen Kirche als Beispiel dafür, wie Versöhnung gelingen kann. 

  • Ab 17 Uhr: Ökumenische Andacht mit dem katholischen Pfarrer Johannes Schaan und der Präses der Landessynode Ulrike Hillmann in der katholischen Kirche Heilige Dreifaltigkeit statt. Bischof Tilman Jeremias predigt.
  • Ab 18 Uhr: Empfang und Vorträge. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt spricht sie zum Thema „Menschlich leben in einer gnadenlosen Zeit“. Ebenfalls sprechen wird der katholische Erzbischof Dr. Heiner Koch (Berlin).

Ökumenischer Gottesdienst in Hamburg

Bischöfin Kirsten Fehrs feiert um 10 Uhr einen ökumenischen Gottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Petri, predigen wird der katholische Magdeburger Bischof Gerhard Feige. Ebenfalls beteiligt sind Geistliche der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg.

"Obwohl wir alles andere als perfekt sind, obwohl wir uns immer wieder in gnadenlose Zerstörungen verstricken, stellt Gott uns dafür nicht ins Aus", so Kühnbaum-Schmidt. Stattdessen eröffne Gott uns trotz all unserer Verfehlungen immer wieder neue Anfänge, so ihre hoffnungsvolle Botschaft. 

Grusel-Partys statt Luther-Gedenken?

Außerhalb von Gottesdiensten begegnet uns an diesem Tag jedoch weit weniger Besinnliches: Hexen, Teufel und Geister wandern durch die Straßen.

Wer jetzt denkt, dass die schaurige Verkleidung nichts mit dem Reformator zu tun hat, hat recht. Allerdings berührt sie eine alte Vorstellung von Himmel und Hölle. Demnach basiert Halloween auf einer irischen Überlieferung: "Jack" war durch eine List der Hölle entkommen, doch auch im Himmel stand er vor verschlossener Tür. So wurde er gezwungen, zwischen Hölle und Himmel zu wandern. Der Legende nach hielt er dabei eine Kerze in einer ausgehöhlten Rübe in den Händen. 

Ein Tag für mehrere Traditionen

In Erinnerung an ihn fordern gruselig verkleidete Kinder Süßigkeiten ein und basteln Kürbislaternen. Wer nichts oder zu wenig gibt, dem werden Streiche gespielt. 

Die Verbindung zur katholischen und evangelischen Kirche ergibt sich nur durch das Datum: Der Erzählung nach erschien "Jack" am Abend vor dem katholischen Feiertag Allerheiligen, dem "All Hallows Eve" – kurz Halloween. Und dies war ja auch der Abend, an dem Luther seine Thesen verkündet hat.

Süßigkeit verbindet Feste

Gefeiert werden können an diesem Tag selbstverständlich mehrere Bräuche: "Ob Gottesdienstbesuch oder nicht, am Reformationstag basteln auch viele evangelische Christen gern eine Kürbislaterne, verkleiden sich oder verteilen Süßigkeiten an kostümierte Kinder", sagt Pröpstin Kathrin Kühl aus Mecklenburg. 

Die Pröpstin hat auch noch einen Tipp: "Wie wäre es, Luther-Taler als Naschereien zu verteilen? Die bestehen aus Vollmilchschokolade und verbinden beide Anlässe."

Luther-Taler aus Schokolade auf einem Haufen
Mit dem Luther-Taler aus Schokolade gibt es neben der christlichen eine kulinarische Verbindung zwischen Reformationstag und Halloween. Die Prägung der Schokomünzen zeigt Martin Luthers Porträt und verweist auf den 31. Oktober als Reformationstag© Sebastian Kühl, PEK

Hintergrund: Lutherische Kirchen 

Mittlerweile bekennen sich mehr als 77 Millionen Menschen zur lutherischen Tradition. Lutherische Kirchen gibt es mittlerweile in 99 Ländern auf allen Kontinenten der Erde. Sie und uns alle eint der Glaube, dass Gott uns Menschen bedingungslos annimmt und liebt. Gott vergibt uns Sünden und Schuld, allein weil wir an ihn glauben. (1/4)

Hintergrund: Lutherische Kirchen 

Heute leben die meisten lutherischen Christen in Afrika. Die größte lutherische Kirche der Welt ist die "Evangelische Kirche Mekane Yesus" in Äthiopien. Sie hat fast 10,5 Millionen Mitglieder. Zum Vergleich: Das sind in etwa soviele wie in allen evangelischen Kirchen Deutschlands zusammen. (2/4)

Hintergrund: Lutherische Kirchen 

Lutherische Christen sind in den meisten Ländern der Erde eine Minderheit: Die meisten Christ:innen weltweit gehören zur katholischen Kirche, sie hat 1,2 Milliarden Anhänger:innen, das sind mehr als die Hälfte aller Christen. (3/4)

Hintergrund: Lutherische Kirchen 

Dahinter folgen Protestanten mit rund 900 Millionen Gläubigen. Zu ihnen gehören neben lutherischen Christ:innen auch Mitglieder der Anglikanischen Kirche, von methodistischen, baptistischen oder reformierten Kirchen oder von Freikirchen. Zur orthodoxen Tradition bekennen sich rund 300 Millionen Menschen, vor allem in Osteuropa.(4/4)

Unsere Veranstaltungstipps

Traditionell wird in der Hamburger Hauptkirche St. Petri ein ökumenischer Gottesdienst am Reformationstag gefeiert, mit dem ein Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft gesetzt wird. 

In diesem Jahr wird in besonderer Weise die Erinnerung an die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vor 25 Jahren im Mittelpunkt stehen. 

Rund um den Reformationstag lädt die Evangelische Akademie der Nordkirche bereits seit vielen Jahren zu ihren Akademietagen ein: Sie ermuntern dazu, sich mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinanderzusetzen. In diesem Jahr lautet das Motto "Bleiben Sie zuversichtlich".

An zwölf Abenden wird gefragt, wie Zuversicht in den heutigen Zeiten von Kriegen, Klimakrise und gesellschaftlicher Polarisierung gelingen kann. Zu Gast sind Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Theolog:innen.

Refo-Slam zur Demokratie-Förderung – mehr Details hier

Gesellschaftskritisch ist auch der Refo-Slam am Reformationstag in Heide: In der St. Jürgen-Kirche treten vier Spitzen-Slammer zum Thema „Spaltung und Zusammenhalt“ gegeneinander an. Der Eintritt ist frei. 

In Hamburg sind Kulturinteressierte eingeladen, 47 Museen am Reformationstag kostenlos zu besuchen. Die Website www.seeforfree.de listet alle Häuser auf, die mitmachen.

Neu dabei sind das Achilles-Stiftung Glasmuseum, das FC St. Pauli Museum, das Film- und Fernsehmuseum Hamburg, das WasserForum in Rothenburgsort sowie das Woods Art Institute. Ins Leben gerufen wurde die Aktion 2028. Mittlerweile beteiligen sich doppelt so viele Museen wie zum Startzeitpunkt. 

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Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

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