Ein Tag, viele Traditionen: Wir feiern den Reformationstag
30. Oktober 2024
Am 31. Oktober ist Reformationstag. Bei uns im Norden ist der Tag zu Ehren des Reformators Martin Luther seit 2018 ein gesetzlicher Feiertag. Doch was macht man da eigentlich? Neben Kürbis schnitzen und Süßigkeiten einsammeln, bietet der Tag auch Gelegenheit, sich darauf zu besinnen, wie wir miteinander umgehen wollen: „Menschlich leben in einer gnadenlosen Zeit“ lautet der Impulsvortrag unserer Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
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In dem kleinen Städtchen Wittenberg hat vor mehr als 500 Jahren alles begonnen: Der Theologieprofessor Martin Luther schlug am 31. Oktober 1517 seine berühmten 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche. Sie kritisieren den Ablasshandel der katholischen Kirche, das heißt, das Geschäft mit der Vergebung von Sünden.
Versöhnung ist möglich – wir müssen sie nur wagen
Es war eine Tat, die Machtstrukturen infragestellte und polarisierte. Am Ende bedeutete sie einen Bruch mit der katholischen Kirche und eine Teilung deutscher Länder nach Konfessionszugehörigkeit: Während einige Fürsten sich evangelisch-lutherisch ausrichteten, blieben andere römisch-katholisch, was in beiden Fällen Auswirkungen auf die Bevölkerung der jeweiligen Ländereien hatte.
Erst 1999 unterzeichneten die christlichen Kirchen ein Papier, das sich auf Gemeinsamkeiten beruft und die Versöhnung feiert. 25 Jahre später erinnern unsere Bischöf:innen daran in ihren Predigten zum Reformationstag.
Diese Aussöhnung sei jedoch nicht nur historisch wichtig, sondern auch zukunftsweisend, so Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt:
"Der lange und oft nicht einfache Weg zur Gemeinsamen Erklärung kann deshalb auch ein Modell dafür sein, wie in einer zerrissenen Welt Wege zu Versöhnung auch nach heftigen gegenseitigen Verwerfungen beschritten werden können."
"Obwohl wir alles andere als perfekt sind, obwohl wir uns immer wieder in gnadenlose Zerstörungen verstricken, stellt Gott uns dafür nicht ins Aus", so Kühnbaum-Schmidt. Stattdessen eröffne Gott uns trotz all unserer Verfehlungen immer wieder neue Anfänge, so ihre hoffnungsvolle Botschaft.
Grusel-Partys statt Luther-Gedenken?
Außerhalb von Gottesdiensten begegnet uns an diesem Tag jedoch weit weniger Besinnliches: Hexen, Teufel und Geister wandern durch die Straßen.
Wer jetzt denkt, dass die schaurige Verkleidung nichts mit dem Reformator zu tun hat, hat recht. Allerdings berührt sie eine alte Vorstellung von Himmel und Hölle. Demnach basiert Halloween auf einer irischen Überlieferung: "Jack" war durch eine List der Hölle entkommen, doch auch im Himmel stand er vor verschlossener Tür. So wurde er gezwungen, zwischen Hölle und Himmel zu wandern. Der Legende nach hielt er dabei eine Kerze in einer ausgehöhlten Rübe in den Händen.
Ein Tag für mehrere Traditionen
In Erinnerung an ihn fordern gruselig verkleidete Kinder Süßigkeiten ein und basteln Kürbislaternen. Wer nichts oder zu wenig gibt, dem werden Streiche gespielt.
Die Verbindung zur katholischen und evangelischen Kirche ergibt sich nur durch das Datum: Der Erzählung nach erschien "Jack" am Abend vor dem katholischen Feiertag Allerheiligen, dem "All Hallows Eve" – kurz Halloween. Und dies war ja auch der Abend, an dem Luther seine Thesen verkündet hat.
Süßigkeit verbindet Feste
Gefeiert werden können an diesem Tag selbstverständlich mehrere Bräuche: "Ob Gottesdienstbesuch oder nicht, am Reformationstag basteln auch viele evangelische Christen gern eine Kürbislaterne, verkleiden sich oder verteilen Süßigkeiten an kostümierte Kinder", sagt Pröpstin Kathrin Kühl aus Mecklenburg.
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Die Pröpstin hat auch noch einen Tipp: "Wie wäre es, Luther-Taler als Naschereien zu verteilen? Die bestehen aus Vollmilchschokolade und verbinden beide Anlässe."
Unsere Veranstaltungstipps
Alle Details zum Gottesdienst um 10 Uhr in St. Petri
Traditionell wird in der Hamburger Hauptkirche St. Petri ein ökumenischer Gottesdienst am Reformationstag gefeiert, mit dem ein Zeichen der Verbundenheit und der Gemeinschaft gesetzt wird.
In diesem Jahr wird in besonderer Weise die Erinnerung an die „Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vor 25 Jahren im Mittelpunkt stehen.
Alle Termine der diesjährigen Akademie-Tage vom 3. bis 12. November finden Sie auf der Website der Evangelischen Akademie.
Rund um den Reformationstag lädt die Evangelische Akademie der Nordkirche bereits seit vielen Jahren zu ihren Akademietagen ein: Sie ermuntern dazu, sich mit gesellschaftspolitischen Fragen auseinanderzusetzen. In diesem Jahr lautet das Motto "Bleiben Sie zuversichtlich".
An zwölf Abenden wird gefragt, wie Zuversicht in den heutigen Zeiten von Kriegen, Klimakrise und gesellschaftlicher Polarisierung gelingen kann. Zu Gast sind Wissenschaftler:innen, Politiker:innen und Theolog:innen.
Refo-Slam zur Demokratie-Förderung – mehr Details hier
Gesellschaftskritisch ist auch der Refo-Slam am Reformationstag in Heide: In der St. Jürgen-Kirche treten vier Spitzen-Slammer zum Thema „Spaltung und Zusammenhalt“ gegeneinander an. Der Eintritt ist frei.
In Hamburg sind Kulturinteressierte eingeladen, 47 Museen am Reformationstag kostenlos zu besuchen. Die Website www.seeforfree.de listet alle Häuser auf, die mitmachen.
Neu dabei sind das Achilles-Stiftung Glasmuseum, das FC St. Pauli Museum, das Film- und Fernsehmuseum Hamburg, das WasserForum in Rothenburgsort sowie das Woods Art Institute. Ins Leben gerufen wurde die Aktion 2028. Mittlerweile beteiligen sich doppelt so viele Museen wie zum Startzeitpunkt.