Reformationsjubiläum als eine bereichernde Erfahrung von Vielfalt erlebt
28. September 2017
Lübeck-Travemünde. Mit großem Interesse haben die Mitglieder der Landessynode heute (28. September) die Berichte über die vielfältigen Veranstaltungen und Feierlichkeiten zum Reformationsjubiläum in den drei Sprengeln der Nordkirche verfolgt. Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn und Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit (Sprengel Mecklenburg und Pommern), Bischöfin Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) sowie Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein) zeigten sich in ihren Berichten beeindruckt von der Kreativität und Intensität, mit der das Thema Reformation sowohl innerkirchlich als auch in der Öffentlichkeit aufgenommen wurde. Sie alle dankten den Akteuren in den Kirchengemeinden und Kirchenkreisen für ihr Engagement und ihren Einsatz.
Bischof Gothart Magaard erklärte: „Wir feiern das 500-jährige Reformationsjubiläum im Sprengel Schleswig und Holstein mit einer geistigen Weite und großer Aufmerksamkeit für die Schattenseiten und Ambivalenzen unserer Geschichte. Und wir begehen es in ökumenischer Verbundenheit gemeinsam mit unseren Glaubensgeschwistern anderer Konfessionen und mit unseren dänischen Nachbarn.“ Er sei dankbar für die Vielzahl und Vielfalt der Gottesdienste, Veranstaltungen, Ausstellungen, Konzerte, Begegnungsmöglichkeiten und öffentlichen Aktionen, die „mit Kreativität, theologischer Kompetenz und Gespür für die wichtigen Fragen der Menschen unserer Zeit auf die Beine gestellt wurden. Auch die Vielzahl von Kooperationsprojekten zwischen unserer Kirche und anderen Kulturträgern finde ich bemerkenswert und begrüße diese sehr“. Bischof Magaard sagte weiter, er habe das Reformationsjubiläum insgesamt als eine bereichernde Erfahrung von Vielfalt erlebt und wünsche sich, dass vieles davon zum fröhlichen, nachdenklichen und selbstbewussten Weitermachen ermutigt – „um der frohen und befreienden Botschaft des Evangeliums willen“.
Im Blick auf das Reformationsjubiläum im Sprengel Mecklenburg und Pommern stellte Bischof Dr. Andreas v. Maltzahn klar: „Wir wollten nicht historisierend feiern, sondern um die aktuelle Bedeutung des Reformationsgeschehens geht es uns –beispielsweise um das Verhältnis von Freiheit und Verantwortung.“ Schlaglichtartig skizzierte der Schweriner Bischof Impressionen aus Mecklenburg, beglückend dabei sei die Vielfalt gemeindlicher Aktivitäten. Als Beispiel nannte er die Apfelbaumaktion der Kirchengemeinde für jedes neugeborene Kind in der Stadt Marlow. Eine Entdeckung sei das „Theater als ein vorzügliches Medium, in dem sich auch Menschen mit säkularer Lebenshaltung religiösen Fragen und Themen nähern können“. Bischof v. Maltzahn stellte ebenso die Frage, was man aus der Reformationsdekade lernen könne. Menschen aus Kunst und Kultur seien auf Kirche neu aufmerksam geworden. Im Blick auf die geistliche Dimension habe es eine inhaltliche Beschäftigung mit Luthers Theologie, aber in der Breite keine Neuentdeckung der Bibel – in der Gemeinde wie im persönlichen Leben – gegeben.
Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit zog eine positive Bilanz des Reformationsjubiläums in Pommern und meinte: „Anstelle eines Luther-Kults aus früheren Jahrhunderten war bei diesem Jubiläum die große Spanne zu spüren, die Reformation ausmacht. Neben Luther ist besonders Johannes Bugenhagen, der große norddeutsche Reformator, populärer geworden und sind die Frauen der Reformation in den Fokus geraten.“ Der Greifswalder Bischof beschrieb die zwei Ebenen, auf denen das Jubiläum „mit großer Kreativität“ begangen wurde: Zum einen die Veranstaltungsreihen durch das ganze Jubiläumsjahr in den Städten Greifswald und Stralsund, zum anderen einzelne Aktionen und Veranstaltungen in den Ortsgemeinden - von der Radtour auf Bugenhagens Spuren bis zur Opernale in 13 Dorfkirchen.
Abromeit hob die „große Offenheit“ hervor, mit der die Kommunen der Kirche zur Seite gestanden seien. Das Reformationsjubiläum sei von gelungenen Kooperationen mit den unterschiedlichsten Akteuren geprägt gewesen, „angefangen vom Pommerschen Landesmuseum über evangelische Schulen und die theologische Fakultät bis hin zu Vereinen. Hierdurch wurden Menschen ermutigt und inspiriert, sich weiter für ihre Kirche zu engagieren und nach der reformatorischen Botschaft für ihr Leben zu fragen.“
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, nannte zwei kulturelle Großereignisse, mit denen das Reformationsjubiläum in Hamburg gefeiert wurde: Zum einen das Luther-Pop-Oratorium mit mehr als 1.400 Sängerinnen und Sängern, das vor etwa 9.000 Zuschauern aufgeführt wurde, zum anderen die Bill-Viola-Ausstellung in den Deichtorhallen, die so erfolgreich war, dass sie um zwei Wochen verlängert wurde. Dort sahen rund 30.000 Besucherinnen und Besucher die Installationen des bedeutenden Video-Künstlers, die existenzielle Grenzsituationen von Geburt, Tod, Schmerz und Passion thematisierten.
Bischöfin Fehrs hob außerdem einige Aktionen des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg hervor, wie die kreative Aktionswoche „Mut Macht Mensch!“ über Grundgedanken der Reformation sowie drei Predigtreihen mit Laienkanzeln in Ratzeburg, Lübeck und Mölln. Das Fest der Hamburger Kirchenkreise zum Abschluss der Nordkirchenschiffstour in der HafenCity am 29. Juli erlebte die Bischöfin als Chance. „Hier hat die Stadt Kirche als Gemeinschaftsaktion erlebt“, so Kirsten Fehrs. Am Tag darauf hatte sie dort unter freiem Himmel einen Jazzgottesdienst gefeiert.
Bischöfin Fehrs: „Neben diesen großen und sehr populären Veranstaltungen kann ich von zahlreichen Anfragen aus nicht kirchlichen Institutionen und Organisationen berichten, die sich mit echter Neugierde von mir Vorträge zur Reformation wünschten. Ob Theaterleute oder Schulleiter, Politiker oder Unternehmerinnen – das Interesse war und ist groß. Bei all diesen Veranstaltungen wurde mir deutlich, wie sehr die Auseinandersetzung mit der Reformation einen Nerv trifft: Die Suche nach Kulturidentität – und damit nach dem christlich-aufgeklärten Wertefundament.“