„Dein Leben, dein Moment“ - Rituale neu entdecken
05. Dezember 2023
Die Pastorinnen Meike Barnahl und Emilia Handke haben Rituale und heilige Momente in ihrem neuen Buch „Dein Leben, dein Moment“ gesammelt. Damit möchten sie inspirieren und anderen Mut machen.
Klassische kirchliche Rituale, sei es bei Taufe, Hochzeit oder Trauerfall, sind vielen Menschen fremd geworden, meinen die Autorinnen. In ihrem Buch wollen die zwei zeigen, wie „heilige Momente“ so gefeiert werden können, dass sich viele Menschen wieder mit ihnen identifizieren können.
Hallo Meike, hallo Emilia! Wir sprechen heute über Euer Buch „Dein Leben, dein Moment“. Für wen habt ihr das Buch geschrieben?
Emilia Handke: Wir sind ja beide Pastorinnen, deswegen könnte man auch denken, wir hätten einen Ratgeber für Kolleginnen und Kollegen geschrieben. Aber das stimmt gar nicht! Unser Buch richtet sich an jede und jeden, die oder der sich spirituelle Begleitung im Leben wünscht, sich aber mit den ganz klassischen Ritualen wie Taufe, Hochzeit und Beerdigung nicht ausreichend verstanden fühlt. Und das sind laut allen Studien, die ich kenne, mehr Menschen als wir denken.
Meike Barnahl: Genau. Wir erzählen in unserem Buch 19 Geschichten rund um individuelle und persönliche Rituale, die sich vom Schema F wegbewegen. Hin zu den Menschen, die sich auf ihrem Lebensweg Begleitung wünschen
Und warum brauchen wir Rituale?
Meike: Rituale haben die Kraft, den besonderen Momenten im Leben eine tiefe, besondere und heilige Farbe zu geben. Man schenkt den Ereignissen eine andere Aufmerksamkeit. Und man erlebt: Ich bin nicht allein. Ich muss nicht alles mit mir ausmachen, es gibt einen Platz für die Erlebnisse, die mich prägen oder mir wichtig sind.
Zum Hören: ern-Buchtipp "Dein Leben, dein Moment"
Emilia: Sie sind damit auch so etwas wie Raststätten im Leben, an denen man Pause machen kann. Um immer wieder anzuhalten auf den Rushhouern des Lebens, innezuhalten und zurückzublicken auf das, was geschehen ist und sich dabei mit den Menschen zu verbinden, die uns wichtig sind.
Was schön ist, wird dadurch noch schöner, indem wir diesen „Hoch-Zeiten“ unseres Lebens Zeit geben. Und was schwer ist, bekommt in Ritualen Raum zum Verarbeiten und eine Gemeinschaft, in die man sich hineinfallen lassen kann.
Habt ihr da ein paar konkrete Beispiele aus eurem Alltag als Pastorinnen?
Meike (lacht): Natürlich! Bei st. moment sind ja sehr persönliche und besondere Momente unsere Kernaufgabe! Mich berühren da Erwachsenen-Taufen häufig besonders. Wenn ein Mensch, der mitten im Leben steht, diesen Schritt geht und so zeigt, dass er/sie zur christlichen Gemeinschaft gehören will, sich vom Glauben tragen lässt und dem Ausdruck verleiht, berührt mich das oft sehr.
Manchmal sind das ganz stille, intime Momente, die Menschen allein mit der Pastorin oder dem Pastor feiern. Und manches Mal feiert jemand eine richtige Party mit den Freuden und der Familie. Alles ist da möglich und alles ist richtig.
Emilia: Ja, Erwachsenentaufen berühren mich auch immer sehr. Manchmal kommen auf uns Pastor*innen aber auch ganz andere Momente zu: Der Wunsch nach der Begleitung eines Richtfestes für ein neugebautes Haus zum Beispiel oder ein Ritual, um zwei Menschen dabei zu unterstützen, voneinander loszukommen. Auch davon erzählen wir auch in unserem Buch.