Ruhestand für St. Jacobi-Kantor Rudolf Kelber
25. November 2015
Hamburg. 33 Jahre lang war Rudolf Kelber Kantor und Organist an der Hauptkirche St. Jacobi (Steinstraße) in der Hamburger City. In seine Amtszeit fiel die umfassende Sanierung der Arp-Schnitger-Orgel. Am 1. Advent (29. November) wird der Kirchenmusikdirektor mit einem Gottesdienst um 15 Uhr in den Ruhestand verabschiedet.
Die Predigt hält Bischöfin Kirsten Fehrs. Bis zum Jahresende wird Kelber noch im Amt bleiben. Der Berliner Kirchenmusiker Gerhard Löffler (36) soll zum 1. Februar 2016 die Nachfolge antreten. Kelber wird Freitag (27. November) 67 Jahre alt.
Geboren ist Kelber im oberbayrischen Traunstein. Schon als Schüler des Nürnberger Konservatoriums erlernte er Klavier, Cello, Orgel und Tonsatz. Nach dem Abitur studierte er in München Kirchenmusik und Dirigieren. Seine ersten sieben Berufsjahre verbrachte er an deutschen Theatern in Gelsenkirchen und Heidelberg, bevor er als Organist nach St. Jacobi kam, um dort Heinz Wunderlich (1919-2012) zu beerben. Die geistige Freiheit, die er von der Kirche in Bayern nicht kannte, habe ihn tief beeindruckt, erinnert er sich. "Keine pietistische Enge, keine Denkverbote für künstlerische Absonderlichkeiten, keine Scheu vor der Moderne."
Bach-Konzert zum Abschluss
Kelber initiierte die grundlegende Restaurierung der Arp-Schnitger-Orgel, die 1993 abgeschlossen wurde. Es sei die umfänglichste Maßnahme gewesen, die je an einem historischen Instrument vorgenommen wurde. Rund drei Millionen Euro wurden hier von Orgelbaumeister Jürgen Ahrend (Leer/Ostfriesland) investiert. Für ihn selbst habe dieses Projekt "zehn Jahre Vorbereitung und 22 Jahre Genuss" bedeutet, sagt Kelber. Abschluss seines Wirkens an der Arp-Schnitger-Orgel ist ein Bach-Konzert am 31. Dezember (20 Uhr). 2008 wurde auf sein Betreiben auch die zweite Kemper-Orgel wieder instand gesetzt.
Zwei Chöre, ein Orchester mit wechselnden Instrumenten und zwölf Theaterproduktionen leitete er. Als Komponist und Arrangeur hat er zwei zusätzliche Passionen von Bach (nach Markus und Lukas) vervollständigt, eine Glagolitische Messe von Mussorgskij und eine "Missa super cantus Lennonenses McCartnesque" produziert und auf CD eingespielt. Drei Mal führte er das gesamte Orgelwerk von Johann Sebastian Bach auf. Als Dirigent und Organist trat er unter anderem in USA, Japan und Israel auf. Außerdem unterrichtete er an den Musikhochschulen in Bremen und Hamburg.
"Unkonventionell und intellektuell"
Als einen "unkonventionellen und intellektuellen" Kirchenmusikdirektor charakterisiert ihn Jacobi-Hauptpastorin Astrid Kleist. Er sei nie langweilig mit ihm und man müsse immer auf eine Überraschung gefasst sein: "Mal fern und gedankenversunken, mal eher schroff, gar aufbrausend, dann wieder zugewandt, aufmerksam und von großer Herzlichkeit." Seine Stimmung sei oft an der Kleidung abzulesen: roter Cordanzug, Lederhose mit kariertem Hemd, schwarzer Anzug mit Krawatte oder Sweatshirt, Jeans und Wollmütze.
Ihm werden nicht nur die Arp-Schnitger-Orgel, die Chöre und Orchester fehlen, prognostiziert Kelber zum Abschied. Es gebe in Hamburg eine besonders gute Zusammenarbeit mit den anderen Hauptkirchenmusikern. In seinem offiziellen Abschiedsgottesdienst am 1. Advent wird die Bach-Kantate "Nun komm der Heiden Heiland" (BWV 62) zu hören sein. Es singt seine Kantorei St. Jacobi.