Rund 67.000 Gäste bei Nacht der Kirchen
23. September 2024
Es war ein Abend zum Innehalten, zum Feiern und Staunen: Rund 67.000 Gäste haben am Sonnabend die Veranstaltungen der Nacht der Kirchen in Hamburg besucht. Stadtweit hatten von 19 Uhr bis Mitternacht mehr als 80 christliche Kirchen zu mehr als 250 Veranstaltungen eingeladen.
Die Angebote reichten von Konzerten über Lesungen und Gespräche bis zu Spiritualität. „Hamburg hat eine wunderbare Nacht der Kirchen erlebt! Wie schön, dass so viele Menschen der Einladung gefolgt sind und Hamburgs Kirchen als besondere Orte besucht haben. Das Programm war großartig und unglaublich vielfältig. So wurde das Motto ‚Was glaubst du denn‘ in dieser Nacht mit Leben gefüllt und durch unterschiedlichste Begegnungen bereichert“, sagte Hauptpastor und Propst Martin Vetter.
Kirsten Fehrs zur Nacht der Kirchen bei kirche-hamburg.de
Eröffnet hatte Vetter die 21. Nacht der Kirchen zusammen mit der evangelischen Bischöfin Kirsten Fehrs, Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD), dem katholischen Erzbischof Stefan Heße und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Hamburg, Uwe Onnen.
„Dass wir hier allen Problemen, allen Konflikten zum Trotz immer auch eine Hoffnung haben, die darüber hinausweist, das wird hier in diesem ökumenischen Fest besonders deutlich“, so Bischöfin Kirsten Fehrs gegenüber dem NDR.
"Wir haben Hoffnung"
„Und dass wir uns daran erinnern, dass wir geborgen sind, dass wir eine Hoffnung haben, dass wir ein Ziel haben. Ich glaube, das gibt Kraft, die ganz großen Herausforderungen zu stemmen“, ergänzte Erzbischof Heße.
Ein weiteres Highlight war die "Wissenschaftskirche" in Groß Flottbek. Für die diesjährige Nacht der Kirchen haben der Physiker Christian Schwanenberger und der Theologe Frank Engelbrecht ein Experiment gewagt. „Wir wollen, dass scheinbar unterschiedliche Disziplinen wie Wissenschaft, Kunst, Theologie, Philosophie an diesem Abend zusammenkommen und miteinander diskutieren“, so Schwanenberger im Vorfeld der Veranstaltung.
"Wissenschaftskirche" in Groß Flottbek
Unter dem Titel „Wissenschaftskirche“ haben die beiden an das Deutsche Elektronen-Synchrotron (DESY) in Groß Flottbek eingeladen, wo es neben ihrem Gespräch auch Experimente zum Anfassen und verschiedene Podiumsdiskussionen gegeben hat.
Theologie ist die Wissenschaft und Lehre über Gott, eine Geisteswissenschaft. Aber sie kann nicht allein existieren, glaubt der Blankeneser Pastor Engelbrecht. „Die Theologie ist meiner Ansicht nach eine Poesiewissenschaft, die über die Poesie des Lebens nachdenkt, die uns zum Staunen bringen möchte. Und dieses Staunen bedeutet nicht nur einfach Mund auf und nicht wissen, wie es weitergeht, sondern sie übersetzt dieses Staunen in Handlungen“, so Engelbrecht.
"Wir untersuchen, was die Welt im Innersten zusammenhält"
Christian Schwanenberger ist Elementarteilchen-Physiker am DESY-Forschungsinstitut und erklärt sein Fachgebiet so: „Die Naturwissenschaft versucht, die Welt zu verstehen. Aber sie muss die Welt dadurch verstehen, dass sie im Experiment immer wieder nachweisen kann, dass die Theorien richtig sind. Das heißt, wir untersuchen, was die Welt im Innersten zusammenhält.“
Die Existenz von Gott ist "nicht experimentell nachweisbar"
Für den Theologen ist klar, dass bei der Erschaffung der Welt Gott eine wesentliche Rolle spielt. Das schließt der Physiker nicht aus: „Die Aufgabe der Naturwissenschaft ist es, die Welt zu erforschen, wie sie ist, aber eben nur bis zu einer gewissen Grenze.“ Dahinter habe Gott durchaus Platz, räumt Schwanenberger ein. Aber: „Die Frage nach Gott ist einfach keine Frage, die man sich als Physiker stellt, weil sie ja nicht experimentell nachweisbar ist.“
Die Nacht der Kirchen in Hamburg ist nach eigenen Angaben das größte ökumenische Fest im Norden. Sie findet seit 2004 einmal jährlich statt.