Bischofswahl

Schleswiger Bischofskandidatin warnt vor Traditionsabbruch in der Kirche

Schleswiger Bischofskandidatin Elfriede Knotte.
Schleswiger Bischofskandidatin Elfriede Knotte.© Sven Kriszio, Evangelische Zeitung

20. März 2014 von Simone Viere

Bad Segeberg. Die Schleswiger Bischofskandidatin Elfriede Knotte (57) hat davor gewarnt, alte Lieder und Gebete aus der christlichen Tradition zu vernachlässigen. Christliche Glaube sei ein gemeinschaftliches Erleben und brauche gemeinsame Texte, sagte die niedersächsische Pröpstin am Mittwoch in Bad Segeberg. Die Traditionen konfrontierten Christen mit Menschheitsthemen wie Demut und Opfer, Schuld und Vergebung. Sie müssten lebendig bleiben, um das Heilsame in ihnen aufzuspüren.

Sie selbst gehöre zu einer Generation von Theologen, die neue Formen und Worte gesucht habe, um die Enge und Unfreiheit der Tradition abzulegen. Sie habe aber unterschätzt, welche Tragweite dies habe, sagte die Pröpstin selbstkritisch. "Ich habe den Eindruck, wir haben mehr verworfen und weniger Tragendes neu gefunden."

"Wir haben viel verloren. Wir brauchen das Wiedererkennen."

Heute hätten Kinder einen sehr viel kleineren Schatz an Lebensworten als die ältere Generation, beklagte Knotte. Und die kämen dann eher von Rolf Zuckowski und Reinhard Mey als von Martin Luther. Gemeinsame Formen, Lieder und Texte könnten Kraft und Trost geben. Dies habe sie eindrücklich beim Tod ihres Mannes erfahren. Doch heute würden viele Besucher von Beerdigungen, Taufen und Trauungen kaum noch die Lieder kennen, und die Musik werde vom Band eingespielt. "Wir haben viel verloren. Wir brauchen das Wiedererkennen."

Ihre eigene Kindheit sei pietistisch geprägt gewesen, verriet die Bischofskandidatin. Sie sei regelmäßig zu Gottesdienst, Kinderstube und Mädchenkreis gegangen und sich sehr geärgert, dass sie nicht am Abendmahl teilnehmen durfte. "Alle diese Rituale, diese Texte, Melodien und Wiederholungen haben mir Heimat gegeben und Sicherheit."

Einen Schatz an Lebensworten anlegen

Sie habe aktuell keinen konkreten Vorschlag, wie ein gemeinsamer Kanon von Ritualen, Liedern und Texten genau aussehen müsse, räumte Knotte ein. Die Kirche müsse aber dafür sorgen, dass Menschen die Chance bekämen, sich einen solchen Schatz an Lebensworten anzulegen. Zur kirchlichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen gehöre gemeinsames Singen und Beten. Das interreligiöse Gespräch biete die Möglichkeit, sich gegenseitig von der eigenen Kultur zu erzählen. Auch die Lebensworte von Nichtgläubigen sollten Christen hören und ernst nehmen.

Die gebürtige Rheinländerin ist Pastorin der Braunschweiger Landeskirche. Sie arbeitete in Salzgitter-Thiede und Immenrode, ehe sie 1995 als erste Frau ihrer Landeskirche zur Pröpstin in Bad Gandersheim gewählt wurde. Knotte ist verwitwet und hat zwei erwachsene Kinder.

 

Info

Gewählt wird am 11. April eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger von Gerhard Ulrich, der mittlerweile Landesbischof der Nordkirche ist.
Mitbewerber um das Schleswiger Bischofsamt ist der Schleswiger Bischofsvertreter Gothart Magaard (58). Er wird am 23. März (14 Uhr) im Schleswiger Dom predigen und am 27. März einen Vortrag in Bad Segeberg halten.

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