"Sea-Watch 4" rettet knapp 100 Menschen aus Seenot
23. August 2020
Seit Freitag patrouilliert die "Sea-Watch 4" in der Rettungszone vor Libyen. Am Sonntag barg sie 97 Menschen von einem überfüllten Schlauchboot. Bereits am Sonnabend nahm sie Gerettete von einem anderen Schiff an Bord.
Bei ihrer ersten Mission im Mittelmeer hat die Crew des deutschen Schiffs "Sea-Watch 4" am Sonntag 97 Menschen aus Seenot gerettet. Wie die Organisation Sea Watch mitteilte, waren unter den Migranten 28 unbegleitete Minderjährige und neun Kinder mit mindestens einem Elternteil an Bord.
Sieben der Kinder waren unter fünf Jahre alt. Die Menschen waren laut Sea Watch auf einem überfüllten und seeuntauglichen Schlauchboot unterwegs. Die Rettungsaktion fand den Angaben zufolge rund 31 Seemeilen vor der libyschen Küste statt. Das frühere Kieler Forschungsschiff "Poseidon", das auf seiner ersten Mission als Rettungsschiff im Einsatz ist, wurde überwiegend aus kirchlichen Spenden finanziert.
Von den 60 Erwachsenen auf dem Schlauchboot waren 13 Frauen. Die Geretteten wurden nach ihrer Bergung von Ärzten untersucht. Die "Sea-Watch 4", die auf eine kirchliche Initiative zurückgeht, setzte danach nach eigenen Angaben ihre Patrouille vor der libyschen Küste fort.
Zwei Rettungen innerhalb von 24 Stunden
Bereits am Sonnabend hatte das Rettungsschiff sieben Menschen an Bord genommen. Sie wurden zunächst von einem kleineren Schiff gerettet, das die "Sea-Watch 4" um Unterstützung gebeten hatten. An Bord des von Sea Watch und "Ärzte ohne Grenzen" betriebenen Schiffes befinden sich damit inzwischen 104 aus Seenot gerettete Migranten.
Das Schiff war am 15. August vom spanischen Hafen Burriana zu seiner ersten Mission ausgelaufen. Die "Sea Watch 4" will in Seenot geratenen Migranten helfen. Am Freitag erreichte das Rettungsschiff die sogenannte Such- und Rettungszone vor der libyschen Küste. Die Rettungseinsätze fanden nach Angaben der Schiffsbesatzung jeweils in internationalen Gewässern statt.
Derzeit kaum Seenothelfer im Mittelmeer unterwegs
Anfang der Woche waren vor der Küste Libyens mindestens 45 Menschen ums Leben gekommen. Es handelt sich um das schlimmste Unglück mit Bootsflüchtlingen, das in diesem Jahr bislang bekannt wurde.
Ursprünglich wollte die "Sea-Watch 4" schon im April zu ihrem ersten Einsatz aufbrechen. Der Start hatte sich aber wegen der Corona-Pandemie verzögert. Nach Angaben von Sea Watch sind derzeit kaum Seenothelfer im Mittelmeer unterwegs. Eine staatliche Rettungsmission gibt es nicht.