"Gebot der Nächstenliebe"

Seenotrettung: Politiker und Kirchen unterstützen Palermo-Appell

Das private Rettungsschiff "Sea-Watch-2" bei seinem Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen vor der libyschen Küste im Mittelmeer (Archiv 2016)
Das private Rettungsschiff "Sea-Watch-2" bei seinem Einsatz zur Rettung von Flüchtlingen vor der libyschen Küste im Mittelmeer (Archiv 2016) © epd-bild/Christian Ditsch

05. Juni 2019

Der Palermo-Appell zur Entkriminalisierung der Seenotretter und einer europäischen Notlösung für Bootsflüchtlinge erhält Unterstützung in Politik, Gesellschaft und in den Kirchen.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) veröffentlichte am Dienstagmorgen ein Unterstützer-Video auf Youtube, in dem der Grünen-Parteivorsitzende Robert Habeck, die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) und die Erzbischöfin der Schwedischen Kirche, Antje Jackelén, den Aufruf befürworten.

Hamburgs Bischöfin: "Jetzt muss endlich gehandelt werden"

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs geht der Aufruf nicht weit genug. "Es gab schon so viele Appelle - jetzt muss endlich gehandelt werden", sagte sie am Nachmittag auf Anfrage. Bereits im vergangenen Herbst hätten Kirchen, Zivilgesellschaft und die Hamburgische Bürgerschaft gefordert, dass die Seenotrettung im Mittelmeer wieder aufgenommen und die Kriminalisierung nichtstaatlicher Seenotretter beendet werden muss. Fehrs wörtlich: "Wer in den Fluten um sein Leben kämpft, muss sich darauf verlassen können, dass ihm geholfen wird. Das ist ein Grundsatz der christlichen Seefahrt und ein Gebot der Nächstenliebe."

Der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm hatte am Dienstag auf Sizilien gemeinsam mit dem Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, eine Erklärung veröffentlicht. Darin fordern sie unter anderem, dass die Seenotrettung auf dem Mittelmeer eine staatliche Angelegenheit bleiben müsse.

"Politische Notlössung" für die Seenotrettung

Beide fordern, für diesen Sommer eine "politische Notlösung" für die Seenotrettung zu organisieren. Es brauche zusätzlich eine vorübergehende Verteilung von Bootsflüchtlingen auf Städte und Kommunen in Europa, die "sichere Häfen" sein wollten, heißt es in der Erklärung. Die Kölner Oberbürgermeisterin Reker betonte, Köln wolle ein solcher "sicherer Hafen" sein.

Die Präses der westfälischen Landeskirche, Annette Kurschus, sagte in dem Unterstützer-Video: "Mit jedem Menschen, der ertrinkt, stirbt ein Stück der Würde Europas." Zu den Unterstützern zählen neben Vertretern von Caritas, den Seenotrettern von Sea-Watch und der Seebrücke auch ehemalige Spitzenpolitiker wie Gesine Schwan (SPD) und Ruprecht Polenz (CDU).

Hintergrund:

Bedford-Strohm war am Wochenende nach Sizilien gereist, um dort die Besatzung des Schiffs "Sea-Watch 3" zu treffen. Die italienische Regierung hatte das Schiff zunächst beschlagnahmt, nachdem die Crew Mitte Mai 65 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet hatte und tagelang vor der italienischen Küste auf die Einfahrt in einen Hafen warten musste. Kurz vor dem Besuch des Ratsvorsitzenden war das Schiff am Sonnabend von den Behörden freigegeben worden. Die deutsche zivile Seenotrettungsorganisation Sea-Watch wird unter anderen von der EKD unterstützt.

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