Segel von Nordkirchenschiff zu Taschen verarbeitet
14. August 2020
Aus dem Segel des Nordkirchenschiffs, das 2017 zum Reformationsjubiläum auf Nord- und Ostsee unterwegs war, sind in einer Flüchtlingswerkstatt in Griechenland kleine Taschen genäht worden. "Anstatt das Segel nutzlos im Keller verrotten zu lassen, wollten wir lieber etwas Sinnvolles damit machen", sagte Projektleiterin Antje Dorn vom Amt für Öffentlichkeitsdienst der Nordkirche (AfÖ).
Für Dorn war klar: "Das Segel ist kein Müll, sondern wertvoll". Näherinnen des Projekts Naomi in Thessaloniki hätten damit eine bezahlte Arbeit bekommen. Die Taschen haben Kulturbeutel-Format und können beim AfÖ für elf Euro bestellt werden. Aus dem 63 Quadratmeter großen Segel wurden 380 Taschen produziert.
Mitarbeiter und Ehrenamtliche unterstützen Geflüchtete
Naomi ist eine ökumenische Werkstatt für Flüchtlinge in Thessaloniki (Griechenland). Mitarbeiter und Ehrenamtliche unterstützen geflüchteten Menschen bei der Bewältigung ihres täglichen Lebens. Außerdem organisiert die Nichtregierungsorganisation regelmäßig Hilfssendungen für griechische Flüchtlingscamps. Naomi ist vor Ort gut vernetzt und vermittelt eigenen Angaben zufolge häufig kleine Hilfsorganisationen aus Deutschland oder private Helfer an lokale griechische Organisationen.
Naomi bildet Frauen zu Näherinnen aus
In der Nähwerkstatt werden Frauen zu Näherinnen ausgebildet. Aktuelles Projekt sind Jacken und Täschchen aus den grauen Wolldecken des UNHCR, die nach Schließung eines großen Lagers in Idomeni 2016 eingesammelt und gereinigt wurden.
"Wir kennen die Bilder aus den griechischen Lagern, aber wenige wissen, dass auch sonst die Situation für Geflüchtete sehr schwierig ist in Griechenland, sogar für Anerkannte", sagt Dietlind Jochims, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche. "Sie müssen die Flüchtlingsunterkünfte verlassen und erhalten weder staatliche Leistungen noch Integrationsförderung. Arbeit zu finden, faire Arbeitsbedingungen gar, ist kaum möglich."
Fortbildung, Qualifizierungen, faire Arbeitsbedingungen
Umso wichtiger ist es laut Jochims, dass es Inseln der Wertschätzung und Perspektive gebe, wie Naomi sie geflüchteten Frauen bietet. "Fortbildung, Qualifizierungen, faire Arbeitsbedingungen, das ist gelebte Solidarität", so Jochims. "Dass wir jetzt mit dem Kauf eines Täschchens, hergestellt aus dem Segel des Nordkirchen-Refomationsschiffes, eine besondere Verbindung zu diesem Projekt herstellen können, freut mich sehr."
Nordkirchenschiff-Tour im Sommer 2017
Das Nordkirchenschiff, der Dreimast-Segler "Artemis", war zur Feier des Reformationsjubiläums 2017 im Juni in Greifswald gestartet. Danach kreuzte das Schiff durch die Ost- und Nordsee und legte in diversen Häfen an. Dabei besuchte es auf seinem rund 850 Seemeilen langen Törn alle 13 Kirchenkreise der Nordkirche sowie die Nordschleswigsche Gemeinde. Die Nordkirche ist die einzige Landeskirche in Deutschland, in der alle zugehörigen Kirchenkreise auf dem Wasserweg erreichbar sind.