Stralsund feiert 500 Jahre Reformation
08. April 2025
Mit zahlreichen Veranstaltungen feiert die Hansestadt Stralsund in diesem Jahr 500 Jahre Reformation. Stralsund gehört laut Stadtarchivar Dirk Schleinert zu den ersten norddeutschen Städten, in denen sich die Bevölkerung Luthers Ansichten anschloss und den neuen Glauben annahm.
Demnach habe es von der Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 in Wittenberg nur acht Jahre gedauert, bis die Bevölkerung Stralsunds 1525 den protestantischen beziehungsweise evangelischen Glauben angenommen habe.
Käßmann thematisiert Luthers Blick auf die Welt
Dies sei nicht nur ein religiöser, sondern ein gesamtgesellschaftlicher Umbruch gewesen, der die Strukturen Stralsunds lange geprägt habe, sagte Oberbürgermeister Alexander Badrow. Das Jubiläumsjahr sei „randvoll“ mit Konzerten, Kirchenführungen, Vorträgen und Lesungen. Den Auftakt bilde eine Gala am 25. April um 17 Uhr in der Kulturkirche St. Jakobi. Neben einem Festvortrag zu den Ereignissen vor 500 Jahren zeigt das Stadtarchiv zu diesem Anlass besondere Schätze aus jener Zeit, so Badrow weiter.
Weitere Höhepunkte des Festjahres seien einKlosterfest am 10. Maiin St. Johannis und ein Gottesdienst mit der ehemaligen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, am 27. Juli. Außerdem wird die ehemaligen EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann am 13. September einen Vortrag unter dem Titel „Von der Aktualität der Reformation“ halten. Dabei nehme Käßmann unter anderem die Sprachkraft Martin Luthers in den Blick, werde aber auch dessen Antijudaismus thematisieren, hieß es.
An allen drei großen Orgeln der Stadt könne erlebt werden, wie sich Komponisten mit der Reformation auseinandersetzten, sagt Kirchenmusikdirektor Matthias Pech. So werde zum Beispiel der Organist und Dirigent Michael Schönheit Bachs h-Moll-Messe zugunsten des Stralsunder Kinderhospizes aufführen, kündigte Pech an.
Kirchliche Veränderungen spiegeln gesellschaftliche Umbrüche
Die Reformatoren seien Vordenker in vielen Bereichen gewesen. Und der Mut der Menschen damals noch heute eine große Inspiration, sagt der Stralsunder Propst Tobias Sarx. "Der Blick in die Geschichte ermutigt uns dazu, die Gegenwart so zu gestalten, dass wir eine wunderbare Zukunft vor uns haben", so Sarx. Kirche müsse sich auch heute immer wieder fragen, „wo können wir uns selber reformieren, um vielleicht auch wieder mehr Menschen für Kirche zu interessieren“. Er hoffe, dass mit den Angeboten des Jubiläumsjahres eine breite Bevölkerungsschicht angesprochen werden könne.

Die Ereignisse in Stralsund hatten am 10. April 1525 begonnen. Schwelende Konflikte zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Missverständnisse waren zu einem Gewaltausbruch eskaliert, dem Stralsunder „Kirchenbrechen“. Die Herzöge von Pommern hatten die beginnenden reformatorischen Veränderungen stillschweigend akzeptiert.
Der Reformator Christian Ketelhot (1492 - 1546) begann im Folgenden, das evangelische Kirchenwesen in Stralsund aufzubauen. Bereits im November 1525 wurde die „Kirchen- und Schulordnung“ als erste Ordnung im evangelischen Raum beschlossen. Sie wurde zur Vorlage für alle späteren Kirchenordnungen.