Tag der Reformation: Kultursenator fordert mehr Dialog in Hamburg
01. November 2018
Mit Appellen zu Toleranz und Respekt ist in Hamburg am Mittwoch der „Tag der Reformation“ begangen worden. Kultursenator Carsten Brosda (SPD) fordert in der Hauptkirche St. Nikolai, den Dialog in der Stadtgesellschaft zu vertiefen.
Etwa die Hälfte der rund 70 evangelischen Gottesdienste wurde mit katholischen Gemeinden gefeiert. Sie freue sich, sagte Bischöfin Kirsten Fehrs in der Hauptkirche St. Petri, dass das Verbindende der Konfessionen im Mittelpunkt stehe.
22 Museen boten freien Eintritt und lockten zahlreiche Besucher zu Workshops, Führungen und Diskussionen zu aktuellen Themen.
Öffentliche Orte der Begegnung und Verständigung
Angesichts der Verunsicherung durch Globalisierung, Flüchtlinge und dem Verlust demokratischer Werte in vielen Ländern braucht Hamburg nach den Worten des Kultursenators Carsten Brosda öffentliche Orte der Begegnung und Verständigung.
Dazu zählten neben den zahlreichen Kultureinrichtungen auch Kirchen, Moscheen und Synagogen. Solche Orte entstünden heute nicht mehr spontan, sondern bedürften des Schutzes und gezielter Unterstützung.
Die Stärke einer Gesellschaft beruhe heute darauf, Unterschiede zuzulassen und gleichzeitig eine Übereinstimmung über grundlegende Werte und Regeln des Zusammenlebens zu erzielen. Toleranz müsse mehr sein als „zähneknirschende Duldung.“ Notwendig sei ein Dialog, um sich auf das Denken des anderen einzulassen.
Das Verbindende der Religionen öffentlich zeigen
Der arbeitsfreie „Tag der Reformation“ bietet nach den Worten von Bischöfin Fehrs den Raum, um das Verbindende der Religionen auch öffentlich zu zeigen. Sie sei überzeugt, dass der Glauben eine verbindende Kraft sein könne, die dem Frieden der Stadt dient.
Religionsfreiheit sei ein hohes Gut. Doch um sie zu bewahren, müsse auch über Religionen und den eigenen Glauben gesprochen werden.
Vielfalt von Konfessionen und Kulturen
Die Reformation hat nach Einschätzung des Hamburger Philosophen Volker Gerhardt die Toleranz gegenüber unterschiedlichen Religionen und Kulturen wesentlich gefördert.
Die Gründung der evangelischen Kirche habe zunächst zu verheerenden Kriegen geführt, sagte Gerhardt am Dienstagabend in der Patriotischen Gesellschaft.
Am Ende seien aber Wege gefunden worden, wie eine Gesellschaft mit einer Vielfalt von Konfessionen und Kulturen leben könne.
Interreligiöser Dialog und Gespräch mit Nicht-Religiösen
Nach den Worten der Theater-Intendantin und SPD-Kulturpolitikerin Isabella Vértes-Schütter bietet der „Tag der Reformation“ die Chancen, den interreligiösen Dialog und das Gespräch mit Nicht-Religiösen zu fördern.
Diese Anliegen müsse noch stärker in die Stadt hineingetragen werden. Der CDU-Kulturpolitiker Dietrich Wersich betonte, dass der 31. Oktober in Hamburg kein neuer religiöser Feiertag sei. Als „Denk- und Feiertag“ solle er Anstöße geben, die gemeinsamen Werte in der Stadt zu stärken.