Theologe mahnt zur "gütigen Herrschaft" über Tiere
24. August 2014
Hamburg. Millionen Tiere würden in Mastanlagen und Labors geqält, kritisiert der Theologe Ulrich Seidel in einem Beitrag für die Evangelische Zeitung. Deshalb fordert er, Moral nicht allein auf den Menschen zu begrenzen.
Der evangelische Theologe Ulrich Seidel mahnt zur "gütigen Herrschaft" über Natur und Kreatur. So sei der biblische Auftrag zu verstehen, nach dem sich der Mensch Erde und Tiere untertan machen solle, erläutert der Vorsitzende der "Aktion Kirche und Tiere" <link http: www.dieevangelische.de thema-der-woche _blank link-extern>in einem Beitrag für die Evangelische Zeitung (Hamburg/Hannover) vom Sonntag. "Wenn wir Ebenbilder Gottes sein sollen, dann müsste an uns im Umgang mit Natur und Kreatur etwas ablesbar werden, was an einen gütigen Gott erinnert", führt der Pfarrer aus Brandis bei Leipzig aus.
"Die einen Tiere haben das Glück, unter dem Tisch zu sitzen, andere das Pech, auf ihm zu landen", kritisierte Seidel. Abermillionen Tiere würden in den Mastanlagen der Agrarindustrie oder in Labors gequält. Mit Blick auf die Kirche schreibt er, dort hätten die Tiere als Mitgeschöpfe des Menschen faktisch keine Rolle gespielt. "Es geht nur um der Menschen Heil und Rettung. Das kommende Gottesreich wird womöglich eine riesige Menschenansammlung sein."
Darum haben Tiere Anspruch auf Mitgefühl
Seidel protestiert, heute genüge es nicht mehr, Moral allein auf den Menschen zu begrenzen, "denn sonst geht bald alles den Bach hinunter". Moralisches Verhalten gegen Tiere beginne bei dem Leid, das Tiere ebenso fühlten wie Menschen: "Schmerzen, Einsamkeit, Gefangenschaft, Angst und Panik." Sie hätten Anspruch auf Mitleid und Mitgefühl, das edelste menschliche Gefühl. "Tiere sind Mitgeschöpfe. Das begründet ihre Würde."
Seidel gehört zu den Referenten eines dreitägigen "Kirchentags für Mensch und Tier", der bis zum Sonntag in Dortmund stattfindet. Veranstalter ist der Dortmunder Pfarrer Friedrich Laker, der die Kirchen in Deutschland zu mehr Engagement im Tierschutz auffordert. In der kirchlichen Lehre würden Tiere meist nur als Nutztiere für den Menschen und selten als Wesen mit eigenem Wert angesehen, sagte Laker dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir brauchen eine Theologie des Lebens und müssen wegkommen von der Theologie des Menschen."