Vorhang auf: Theater machen es Blinden einfacher
21. November 2014
Hamburg. Für blinde Menschen wird der Besuch im Theater viel einfacher: Sie können das Stück mithilfe von Audio-Beschreibungen verfolgen. Los geht's mit einem Klassiker und einem Publikumsrenner.
Sehbehinderte und blinde Menschen in Hamburg können künftig ausgewählte Theaterinszenierungen mit ihrem Smartphone verfolgen. In der Spielzeit 2014/2015 bieten das Deutsche Schauspielhaus und das Altonaer Theater fünf Aufführungen mit sogenannter Audiodeskription an. Dabei handelt es sich um eine akustische Bildbeschreibung, die live gesprochen und mittels einer App direkt auf ein Smartphone übertragen wird. Nutzer brauchen keine zusätzliche Hardware. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos) präsentierte die "innovative Technik" am Freitag im Altonaer Theater.
Laut Kulturbehörde gab es bereits 2013 eine erfolgreiche Pilotphase mit zwei Aufführungen. Dabei hätten 122 blinde und sehbehinderte Menschen die Welt des Theaters erleben können. Die Kosten der Aufbereitung eines Theaterstücks für die Audiodeskription belaufen sich auf knapp 5.000 Euro. Hinzu kommen knapp 700 Euro für die Live-Einsprache. Diese Kosten übernimmt die Kulturbehörde, die Übertragungstechnik wird von der Firma Sennheiser Streaming Technologies gesponsert.
Angebot auch denkbar für Musical und Kino
Nach Angaben des Blinden- und Sehbehindertenvereins leben rund 3.000 blinde und rund 40.000 sehbehinderte Menschen in Hamburg. Geschäftsführer Heiko Kunert begrüßte die neue Technik: Sie ermögliche den Betroffenen eine kulturelle Teilhabe. "Denkbar sei auch die Umsetzung eines solchen Angebots für Musicals und Kinos. "Wir hoffen sehr, dass Hörangebote für blinde und sehbehinderte Menschen in Hamburg in Zukunft immer mehr zur Selbstverständlichkeit werden", sagte er.
Das Angebot startet am 3. Dezember im Deutschen Schauspielhaus mit dem Stück "John Gabriel Borkman" von Henrik Ibsen. Am 28. Dezember präsentiert das Altonaer Theater das Stück "Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand" mit Audiodeskription.