Wacken Open Air im Schlamm: Seelsorge der Nordkirche für Metal-Fans
01. August 2023
Seit 13 Jahren bieten Festival-Seelsorger und -Seelsorgerinnen der Nordkirche ehrenamtlich beim größten Metal-Festival der Welt in Wacken Hilfe, Beratung und Gespräche an.
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Tagelanger Regen, verschlammtes Festivalgelände, Enttäuschung und Frust bei den Fans: In diesem Jahr ist auch für das Seelsorge-Team der Nordkirche beim Wacken Open Air (W:O:A) vom 2. bis zum 5. August 2023 alles anders.
Mit Gummistiefeln bewegen sich die Zweierteams der Feldschicht durch tiefen Schlamm, immer wieder regnet es, und die matschige Kuhweide gibt alle möglichen Gerüche ab. Wege sind länger, da einige Parkplätze geschlossen sind – das erfordert eine andere Logistik auch für die Festivalseelsorge. In diesem Jahr musste erstmals in der Festival-Geschichte der Einlass für Fans gestoppt werden.
„Manche Leute sind schon genervt, es ist eine andere Stimmung als sonst“, stellt Landesjugendpastorin Annika Woydack nach den ersten Stunden auf dem Festival fest. „Eigentlich wollen sie feiern und fröhlich sein und dann das. Und trotzdem gibt es auch die fröhlichen Metalheads, die sich freuen, dass sie da sind."
Im "Holy Ground" Augen und Ohren offen halten
In einem eigenen Zelt auf dem Festival-Gelände - gleich neben der Einsatzstelle vom Deutschen Roten Kreuz – bieten 20 Seelsorger und Seelsorgerinnen Hilfe und Beratung an. Viele von ihnen sind seit Jahren dabei: Diakone, Sozial- und Sonderpädagoginnen, Pastoren und Pastorinnen, Psychologinnen.
Es ist gut, sagt Annika Woydack, dass in dieser Situation so viele erfahrene Leute zum Team gehören. Einige aus dem 20-köpfigen Seelsorge-Team ziehen sich auch außerhalb ihrer Schichten die hellblauen Westen mit dem Aufdruck „Festival-Seelsorge“ an und setzen sich vor das Gemeindehaus der Kirche an der Hauptstraße im Ort, um zu zeigen:
Wir sind da, wir haben ein offenes Ohr, egal wie groß oder klein die Sorgen oder auch der Frust sind.
Außerdem sind sie regelmäßig auf dem Gelände unterwegs. „Ob bei Nöten, die erst auf dem Festival aufkommen, oder bei Problemen, die schon länger bestehen: Wir stehen für Gespräche bereit, spontan und notfalls rund um die Uhr“, sagt Annika Woydack.
Wir bieten einen geschützten Raum, begleiten und helfen, die eigenen Ressourcen wieder zu entdecken.
Kein Metal-Fan?
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Einige sind selbst Fans der Top-Acts, lieben harte, schrille Sounds auf den Nebenbühnen oder haben Spaß an der legendären Marschkapellenmusik: Die Leute aus dem Team der Festival-Seelsorge mischen sich in Pausen zwischen ihren Einsätzen natürlich unter die in diesem Jahr nur rund 35.000 Metal heads und freuen sich - wenn es in ihren Schichtplan passt - auf Bands wie Iron Maiden, Hammerfall, Burning Witches, IGORR. Eivør oder Blaas of Glory.
Seelsorge-Angebot für alle
Die Festival-Seelsorge, organisiert von der Jungen Nordkirche, gibt es seit 13 Jahren, 2022 fanden rund 350 Gespräche und Kontakte statt. Willkommen sind alle, die Rat und Hilfe suchen; Konfession oder Kirchenzugehörigkeit spielen dabei keine Rolle.
Weil sie die Atmosphäre beim Wacken Open Air kennen, wissen sie, was zählt. Die Menschen wollen das Leben feiern, Tag und Nacht. Harte Klänge, Gedränge, wenig Schlaf, all das gehört dazu. Manchmal ist genau das eine Überforderung.
Team mit "Wheels of steel"
Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen ist das Seelsorge-Team mit „Wheels of steel“ vor Ort. Das Team von alsterarbeit der Evangelischen Stiftung Alsterdorf kümmert sich gemeinsam mit externen Spezialisten und Spezialistinnen um gesellschaftliche und kulturelle Gleichberechtigung und Teilhabe.
Rund 70 ehrenamtliche Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit und ohne Handicap unterstützen Menschen mit Handicap, um die Teilnahme am Festival zu erleichtern oder zu ermöglichen. Woydack: „Diese Arbeit ist besonders und großartig. Wir sind ansprechbar für alle Festivalbesuchende.“
Traditioneller „Metal Church“-Gottesdienst
Am Mittwoch, den 2. August feiert die Kirchengemeinde Wacken um 17 Uhr die „Metal-Church“, dieses Jahr mit dem Thema "Gott sei Dank gibt es Musik". Begleitet wird der Gottesdienst von „Daniel Benyamin und Band“, gemeinsam mit Martin Dreyer, der im Gottesdienst aus der Volxbibel die Lesung machen wird.