„Wir brauchen unsere Dienste und Werke – und starke Ortsgemeinden“
25. Februar 2016
Lübeck-Travemünde. Landesbischof Gerhard Ulrich hat dazu aufgerufen, die unterschiedlichen Ebenen der Nordkirche als Reichtum anzusehen. Im Gottesdienst im Travemünder Kreuzfahrtterminal im Rahmen der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) sagte Ulrich heute Abend (25. Februar): „Ortsgemeinden und Dienste und Werke tragen einander und finden Halt aneinander. Erst aus dem Zusammenkommen aller entsteht echte Fülle; echte Lust am Leben, echte Weitung des Horizonts, ein echter Zugang zur Wahrheit.“
Unter dem Motto „Zukunft der Dienste und Werke“ diskutieren die 156 Synodalen ab morgen (26. Februar) über die Bedeutung spezialisierter kirchlicher Arbeitsfelder, die an Themen ausgerichtet oder für besondere Zielgruppen arbeiten. Dazu zählen neben Krankenhaus- und Notfallseelsorge, Diakonie und Beratungsdiensten auch die kirchiche Kinder- und Jugendarbeit, das Frauenwerk, die Evangelische Akademie, Kindertagesstättenwerke und andere. Viele dieser Arbeitsbereiche leisten in besonderer Weise Dienst an und in der Gesellschaft, wirken missionarisch und unterstützen die Ortskirchengemeinden in ihrer Arbeit, unter anderem durch Beratungen und Fortbildungen.
Diesem Thema war auch der abendliche Synodengottesdienst gewidmet, den Engagierte der Jugendkirche des Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein gemeinsam mit Synodalen und Landesbischof Gerhard Ulrich gestalteten.
Landesbischof Ulrich: "Hineinsprechen in die Lebenswirklichkeit der Welt"
In seiner Predigt stellte der Landesbischof die sich gegenseitig befruchtende kirchliche Arbeit der Ortsgemeinden und der Dienste und Werke der Nordkirche in den Mittelpunkt: „Kirche ist ganz bei ihrer Sache – in den Ortsgemeinden und in den Diensten und Werken der Kirche, wenn sie an der Seite der Armen und Elenden mit ihrer Diakonie zu finden ist, wenn sie Ungerechtigkeit gegen Frauen nicht hinnimmt, wenn sie Kranke versorgt, Traurige professionell berät, Seelsorge im Krankenhaus leistet und im sonntäglichen Gottesdienst Menschen für das Leben im Alltag ermutigt.“ Gebraucht würden starke, erkennbare Ortsgemeinden, in denen Gemeinschaft gelebt, Freude und Leid miteinander geteilt, miteinander und voneinander gelernt werde, was es heiße, als Christenmenschen frei und mutig zu leben, „in denen das Leben miteinander gefeiert, vor Gott gebracht wird, in denen Jung und Alt zusammenleben, in denen das Wort Gottes gehört und ausgelegt wird, hineingesprochen in die Lebenswirklichkeit der Welt.“
Ebenso benötige die Nordkirche ihre Dienste und Werke – mit ihrer „aus dem Geist Gottes wachsenden Expertise gerade angesichts der komplexen Wirklichkeit und der damit wachsenden Sehnsucht nach einfachen Antworten“, so Ulrich. „Wir brauchen die professionelle Forschung und Auseinandersetzung darum, wie das Evangelium in diese Welt hinein kommuniziert werden kann, die auf neue gesellschaftliche Herausforderungen reagieren und eine eigene, auch missionarische Ebene unserer Kirche schaffen. Die für uns alle das weltweite Netzwerk spannen und pflegen. Die den Dialog suchen und pflegen mit Menschen, die ohne Gott durchs Leben gehen. Die dabei helfen, dass auch im Krankenhaus, im Pflegeheim, auch in den KiTas und Schulen Gottes Wort seine heilende, bildende Kraft entfalten kann.“
Integrationsort Gemeinde
Angesichts des auf vielfältigen kirchlichen Engagements für Flüchtlinge sagte Landesbischof Ulrich: „Wir brauchen gerade in diesen Zeiten die Struktur unserer Gemeinden. Sie sind lange gewachsene Integrationsorte.“ Zugleich würdigte er die Kompetenz der Diakonie und der Beratungsstellen der Dienste und Werke bis hin zu den Kindertagesstätten im Blick auf Integration, kulturelle Öffnung und Bildungsarbeit. „Wir brauchen unsere weltweiten Netzwerke mit den Partnerkirchen auf allen Kontinenten, damit wir helfen und beitragen können, Frieden zu schaffen“, sagte Ulrich. Die Ursache, der von vielen als Krise erlebten Situation, seien nicht die Flüchtlinge, sondern die Kriege und Bürgerkriege in Syrien, in der Türkei, im Irak und anderen Orten dieser Welt: „Wir erheben unsere Stimme gegen Ungerechtigkeit, widersprechen aller Gewalt durch Waffen und ungerechten Strukturen. Wir mischen uns ein in die Debatten um die Leben gefährdenden Veränderungen des Klimas und der Schöpfung“, so Ulrich.
Die im Gottesdienst gesammelte Kollekte kommt dem Projekt „TEO Neu(es)land“ (Tage Ethischer Orientierung) zugute. Der Arbeitsbereich Schulkooperative Arbeit/TEO der Nordkirche reagiert damit auf die gesellschaftlichen Herausforderungen, die sich aus der Beschulung junger Geflüchteter zwischen 16 und 25 Jahren stellen. Die jungen Erwachsenen kommen mit Schülerinnen und Schülern ähnlichen Alters zusammen, die schon immer oder lange Zeit in Deutschland beheimatet sind.
Gerhard Ulrich ist Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland (Nordkirche) und Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD).
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