12 Antworten zur Kirchensteuer - und ein Dank
23. September 2020
Zum Thema Kirchensteuer gibt es immer viele Fragen: Wie hoch ist sie? Wie wird sie gezählt? Wofür wird sie verwendet? Hier werden die wichtigsten Fragen beantwortet.
Was sind Kirchensteuern?
Die Kirchensteuer ist eine Steuer, die Menschen, die Mitglied einer Kirche sind, an diese zahlen. Die staatliche Finanzverwaltung zieht diese Steuer für die Kirche ein und leitet die Beträge an sie weiter. Für diese Leistung erhält der Staat von der Kirche eine Vergütung. Das sind - je nach Bundesland - drei bzw. vier Prozent des Kirchensteueraufkommens. Für die Kirche ist diese Lösung wesentlich günstiger als der Aufbau einer eigenen Steuerbehörde.
Wer zahlt Kirchensteuern?
Kirchensteuern zahlen nur die Mitglieder, die auch Einkommen haben und darauf Steuern zahlen. Das heißt, dass zum Beispiel Arbeitslose, Kinder oder Studierende keine Kirchensteuer zahlen müssen.
Wie hoch sind die Kirchensteuern?
Wie viel ein Mitglied zahlen muss, hängt von seinem Einkommen ab: Wer weniger verdient, zahlt weniger Steuern - und umgekehrt. Grundsätzlich werden in der Nordkirche neun Prozent der Einkommens- oder Lohn- und Kapitalerstragssteuer erhoben und höchstens drei Prozent des zu versteuernden Einkommens.
Gibt es Entlastungen für Kirchensteuerzahler?
Familien, deren Mitglieder Kirchensteuer zahlen, werden entlastet. Denn für jedes Kind werden bei der Berechnung die Kinderfreibeträge berücksichtigt.
Zum Beispiel: Ein verheiratetes Mitglied mit Steuerklasse III und einem Bruttolohn von 2000 Euro zahlt zum Beispiel monatlich rund 3 Euro; ein Mitglied in der gleichen Steuer- und Einkommensklasse mit einem Kind muss nichts zahlen.
Darüber hinaus kann die Kirchensteuer bei der Steuererklärung als "Sonderausgabe" angegeben werden. Auf diese Weise wird die Einkommenssteuer, die gezahlt werden muss, reduziert.
Wie wird die Kirchensteuer gezahlt?
Bei Arbeitnehmern behält der Arbeitgeber neben der Lohnsteuer auch die Kirchensteuer ein und führt sie direkt ans Finanzamt ab. Selbstständige oder Freiberufler zahlen ihre Kirchensteuer zusammen mit der Einkommenssteuer direkt ans Finanzamt (als Vorauszahlung oder Veranlagung).
Auch auf Kapitalerträge wird Kirchensteuer gezahlt, mehr dazu hier.
Wie wird die Kirchensteuer berechnet, wenn nur ein Ehepartner Kirchenmitglied ist?
Wenn nur ein Partner in einer Ehe Kirchenmitglied ist, kann ein "besonderes Kirchgeld" erhoben werden. Dies wird berechnet, wenn die beiden Ehepartner gemeinsam eine Steuererklärung machen. Das besondere Kirchgeld wird nach der Höhe des gemeinsam zu versteuernden Einkommen berechnet.
Warum gibt es Kirchensteuern?
Im Zuge der Säkularisation, also der staatlichen Einziehung bzw. Nutzung kirchlicher Besitztümer, mussten sich die Länder verpflichten, die Versorgung der Kirchen zu übernehmen. Dem 1871 gegründeten Deutschen Reich wurde die finanzielle Unterstützung jedoch zu teuer - die Mitglieder sollten selbst für ihre Kirche bezahlen. So führte der Staat die Kirchensteuer ein.
Wer bekommt die Kirchensteuern?
Mehr als 80 Prozent der Kirchensteuereinnahmen in der Nordkirche gehen an die 13 Kirchenkreise - und damit auch an die Kirchengemeinden und weiteren Einrichtungen vor Ort. Der kleinere Teil (rund 18 Prozent) verteil sich auf der landeskirchlichen Ebene einerseits für die sogenannten Hauptbereiche bzw. Dienste und Werke, die sich zum Beispiel um Themenbereiche wie Familie, Bildung und Seelsorge kümmern. Auch die Aufgaben der landeskirchlichen Leitung und Verwaltung werden aus diesen Einnahmen finanziert.
Wofür werden die Kirchensteuern verwendet?
Unsere 969 Kirchengemeinden verwenden die Kirchensteuern zum Beispiel, damit Gottesdienste, Taufen, Konfirmationen, Trauungen und Beerdigungen möglich sind. Auch die Kirchenmusik und Seelsorge-Angebot werden beispielsweise aus den Kirchensteuern finanziert.
Wer entscheidet, wie die Kirchensteuern verwendet werden?
Die grundsätzliche Entscheidung darüber, wie Kirchensteuern in der Nordkirche verwendet werden, wird demokratisch abgestimmt. Dafür gibt es die Synode, das Kirchenparlament. Auf der Landessynode wird jedes Jahr der Haushalt beschlossen, der bestimmt, wie die Kirchensteuer auf die Kirchenkreise und Dienste und Werke verteilt wird. Auch die Kirchenkreise sowie Kirchengemeinden stimmen transparent über ihre Haushalte ab.
Wie beeinflusst die Corona-Pandemie die Kirchensteuereinnahmen?
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie betreffen auch die Kirchensteuereinnahmen. Da generell 2020 mit weniger Steuereinnahmen gerechnet wird, werden auch die Kirchensteuereinnahmen sinken. Laut der aktuellen Steuerschätzung geht die Nordkirche von Einnahmen in Höhe von 470 Millionen Euro aus. Das sind 12,3 Prozent weniger als ursprünglich erwartet.
Was ist freiwilliges Kirchgeld?
Mitglieder, die keine Kirchensteuer mehr zahlen oder ihre Gemeinde zusätzlich unterstützen wollen, können ein freiwilliges Kirchgeld zahlen. Das ist eine regelmäßige Spende, welche Projekte der Kirchengemeinde vor Ort fördert. Jede Person kann selbst entscheiden, wie lange und in welcher Höhe er oder sie das freiwillige Kirchgeld zahlen möchte.
Noch nicht alle Fragen beantwortet? Hier gibt es noch mehr Hintergrundinfos: www.kirchenfinanzen.de