Ökumene

Älteste ökumenische Vesper der Stadt Hamburg gefeiert

"Heilger Ansgar, Bote Gottes" sing der Hamburger Bachchor in der vollbesetzten Hauptkirche St. Petri.
"Heilger Ansgar, Bote Gottes" sing der Hamburger Bachchor in der vollbesetzten Hauptkirche St. Petri. © ACK/Jens Haverland

03. Februar 2024 von Claudia Ebeling

Seit mehr als 50 Jahren lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg, zu der mehr als 35 verschiedene christliche Konfessionen gehören, zu der gemeinsamen Vesper mit Gebet und Musik ein.

Mehr als 700 Menschen haben gemeinsam am Samstag Abend in der Hamburger Hauptkirche St. Petri die Ansgarvesper gefeiert. Drei Chöre sangen Psalmen und Hymnen.

Ansprache von Uwe Onnen Ansgarvesper St. Petri
Pastor Uwe Onnen von der Evangelisch-Methodistischen Kirche ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg. Er begrüßte rund 700 Gäste in der Hauptkirche St. Petri.© Claudia Ebeling, Nordkirche

Es ist ein Gebetsgottesdienst, in dem Psalmen und Hymnen erklingen und zumindest einer der Hochgesänge aus dem Lukasevangelium gesungen wird. Orthodoxe, katholische und evangelische Geistliche brachten ihre Traditionen ein.

Priester Hanna Can singt das Evangelium auf aramäisch im Rahmen der Ansgarvesper
Priester Hanna Can von der syrisch-orthodoxen Kirche in Hamburg singt das Evangelium auf Aramäisch.© ACK/Jens Haverland

Psalmgebet orthdoxer Geistlicher Ansgarvesper St. Petri
Jede Kirchenfamilie bringt ihre Traditionen in die Liturgie der Ansgarvesper ein: Die orthodoxen Geistlichen singen Psalmen und Gebete. © Claudia Ebeling, Nordkirche

Predigt: Aufruf zum Frieden

Die Predigt hielt Kiezpastor Karl Schulz von der katholischen Kirche. Er rief dazu auf, mit allen gesellschaftlichen Gruppen im Gespräch zu bleiben und sich für ein friedliches Zusammenleben einzusetzen. Hier hätten die Kirchen eine wichtige Aufgabe.

Kiezpastor Karl Schulz predigt Ansgarvesper St. Petri
Kiezpastor Karl Schulz rief in seiner Predigt dazu auf, sich für den Frieden einzusetzen: Er bezog sich auf den Bibelvers aus dem Johannesevangelium: "Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch".© Claudia Ebeling, Nordkirche

Bundesweiter Friedenspreis ging nach Hamburg

Im Rahmen der St.-Ansgar-Vesper ist in diesem Jahr der „Friedenspreis“ der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Deutschland verliehen werden. Er ging an das Projekt „Spiritual Moments: Peaces for Peace“ des Ökumenischen Forums Hafencity, der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg und der Missionsakademie der Universität Hamburg.

Die Verleihung des Friedenspreises der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
Für ihre Veranstaltungsreihe "Spiritual Moments - Peaces for Piece" gab es den diesjährigen Friedenspreis der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen. Ausgezeichnet wurden die Missionsakademie der Universität Hamburg, das Ökumenische Forum Hafencity und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg.© ACK/Jens Haverland

An sieben Abenden im Frühsommer 2023 haben sie zu kreativen Veranstaltungen zum Frieden eingeladen: Zum Streiten, Singen, Netzwerken, aber auch zu Tanz, Kleinkunst und zum gemeinsamen Essen, zum Beispiel einer Friedens-Torte.

Vesper wird seit 1965 gefeiert

Die St.-Ansgar-Vesper ist der älteste, regelmäßig gefeierte ökumenische Gottesdienst in Hamburg. Seit 1965 feiern ihn alle Kirchenfamilien – von den orthodoxen und orientalischen bis zu den Freikirchen – an jedem 3. Februar, dem Todestag St. Ansgars, in der Hauptkirche St. Petri.

Erinnert wird an den ersten Hamburger Bischof Ansgar (801–865). Angeregt durch den Impuls engagierter Laien entstand zunächst eine ökumenische Abendmusik; dies geschah in einer Zeit, als das gemeinsame Beten von evangelischen, römisch-katholischen und orthodoxen Christinnen und Christen gleichzeitig in einer Kirche noch nicht möglich schien.

Leitende Geistliche der evangelisch-lutherischen und der katholischen Kirchen Hamburgs trafen sich vor Beginn der St. Ansgarvesper: v.li.n.re: Dompfarrer Thorsten Weber, Pastor Uwe Onnen (Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Hamburg), Bischöfin Kirsten Fehrs, Erzbischof Stefan Heße, Pastor Alexander Röder, Alterzbischof Werner Thissen, Pastor Jens-Martin Kruse.© Claudia Ebeling, Nordkirche

"Bereichernde Vielfalt schätzen wir aneinander"

„Vieles hat sich seitdem entwickelt. Wir begegnen heute einander als Glaubensgeschwister und schätzen die bereichernde Vielfalt unterschiedlicher Traditionen, die in die Vesper miteinfließen“, erläuterte die Ökumenebeautragte der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland, Pastorin Annette Reimers-Avenarius.

Scola Gregoriana singt bei St. Ansgarvesper in St. Petri
Feierliche Chormusik ist ein wichtiger Teil der Liturgie während der St. Ansgarvesper: Hier singt die Scola Gregoriana am St. Mariendom.© Claudia Ebeling, Nordkirche

Die liturgische Form der Vesper ist mit geringen Unterschieden in allen großen Konfessionsfamilien bekannt. Sie geht auf die vor mehr als 1500 Jahren vom hl. Benedict von Nursia geschaffene Vesper-Liturgie zurück und wird bis heute gefeiert.

Hintergrund: Wer war der heilige Ansgar?

Der heilige Ansgar gilt als Apostel des Nordens. Er wurde um 800 in Nordfrankreich geboren. 834 entsandte ihn Kaiser Ludwig der Fromme als Missionsbischof nach Hammaburg, dem kleinen Handelsplatz an der Elbe, wo er eine erste hölzerne Kirche errichtete, ihre Reste vermuten Archäologen unter dem Chorbereich der heutigen Hauptkirche St. Petri. Er wurde Missionar in Norddeutschland und Skandinavien, später auch Erzbischof von Hamburg. Am 3. Februar 865 starb Ansgar in Bremen.

Im Mittelalter wurde Ansgar in Hamburg sehr verehrt, auch nach der Reformation in der Stadt im Jahr 1529. Darstellungen Ansgars finden sich unter anderem im Rathaus, in der Hauptkirche St. Petri und an der Trostbrücke. Reliquien befinden sich im St. Marien-Dom und in der katholischen St. Ansgar-Kirche, dem „Kleinen Michel“. Der Heilige Ansgar ist Patron des Erzbistums Hamburg und von Skandinavien.

Gekränzter Ansgar St. Petri Hamburg
In der Hamburger Hauptkirche St. Petri erinnert eine Skulptur an den Heiligen St. Ansgar.© ACK/Jens Haverland

 

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