Am Karfreitag bekommen Schmerz und Trauer einen Raum
28. März 2024
Trauer um das Leid in unserer Welt angesichts von Krieg und Zerstörung: Am Karfreitag wollen wir die hungernden, vertriebenen, unterdrückten und von Hoffnung verlassenen Menschen weltweit und auch in unserer Nähe in den Blick nehmen.
An Karfreitag gedenken wir der Kreuzigung Jesu. Er, der sich für Entrechtete und Ausgegrenzte einsetzte, galt dem Statthalter Pontius Pilatus als politischer Aufrührer. Er ließ Jesus verhaften und zum Tode am Kreuz verurteilen. An seinen gewaltsamen Tod erinnern wir uns an diesem Tag mit Trauer.
Mit Trauer und Verzweiflung umgehen
In diesem Jahr geht uns die biblische Geschichte um seinen Tod besonders nah. Sehen wir doch tagtäglich verstörende Bilder aus Russland und der Ukraine, aus Israel und Gaza, die von dem Leid und der Ungerechtigkeit zeugen.
In ihren Karfreitagsbotschaften thematisieren unsere Bischöfinnen und unser Bischof, wie wir mit dieser Trauer, Hilflosigkeit und Verzweiflung umgehen und uns auf unsere Menschlichkeit besinnen können.
Bischöfinnen und Bischof: Wir sollen nicht die Hoffnung verlieren
"Am Karfreitag erfahren wir Grundlegendes – über uns Menschen, aber auch über Gott", sagt Landesbischöfin Kirstina Kühnbaum-Schmidt.
Denn wir sehen auch: Der Unmenschlichkeit von Menschen steht eine tiefe Menschlichkeit Gottes gegenüber.
Aus Liebe zu uns Menschen wolle Gott uns gerade in schweren Stunden, in Krisen, in Einsamkeit und Ausweglosigkeit nahe sein, erläutert sie weiter. Und dies könne uns dazu inspirieren, Gewalt zu überwinden.
Pressemitteilung zur Karfreitags-Botschaft von Bischöfin Kirsten Fehrs.
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, betont: Karfreitag sei ein Tag des Mitgefühls, ja der Mitleidenschaft angesichts all des Terrors und der Kriege weltweit.
Es sei wichtig, innezuhalten und angesichts des Todes über die Vernichtung menschlichen Lebens zu trauern.
Indem wir der Leiden Jesu gedenken, nehmen wir zugleich all die ins Herz, die in diesen Tagen gefoltert, verhöhnt, entwürdigt, gekidnappt, in Kellern gefangen gehalten und unschuldig ermordet werden.
Wir Menschen sollten uns immer wieder erschüttern und mitleiden zu lassen. Aus gemeinsam vergossenen Tränen könne neue Hoffnung wachsen.
Gott leidet mit uns und gibt uns Hoffnung
Bischof Tilman Jeremias aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern, sagt: Im Mittelpunkt am Karfreitag stehe ebenfalls ein Gepeinigter, unschuldig hingerichtet am Kreuz.
Unser Glaube spricht uns angesichts dessen Mut und Hoffnung zu. „In diesem Gewaltopfer, so sagt der christliche Glaube, im sterbenden Jesus am Kreuz zeigt Gott sich in seinem innersten Wesen, leidet mit uns, stirbt unseren Tod“, sagt Bischof Jeremias.
Und sagt damit euch allen, die ihr Gewalt und Unterdrückung zu ertragen habt: Euch soll einmal Gerechtigkeit geschehen. Befreiung, Erlösung.
Brücken bauen, statt Mauern errichten
„So unterschiedlich Überzeugungen auch sein mögen, wir sollten uns auf den gemeinsamen Kern besinnen“, meint Bischöfin Fehrs. Das Leben achten und schützen, einander mit Liebe und Respekt begegnen – unabhängig von Religion, Herkunft oder Weltanschauung.
Der Foltertod Jesu mahnt uns entschieden dazu, Brücken zu bauen, statt Mauern zu errichten, und damit dem Frieden und der Barmherzigkeit den Weg in unsere Welt zu ebnen. Und ja, mit Hass und Gewalt sollten wir uns niemals abfinden!
Ökumenische Prozession am Karfreitag durch Lübeck
Historischer Hintergrund zum Lübecker Kreuzweg: Wie sich ein zorniger Kaufmann ein Denkmal setzte
Bischöfin Fehrs, die auch Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland ist, nimmt am Karfreitag traditionell am ökumenischen Kreuzweg durch die Lübecker Innenstadt teil.
Auf dem knapp einen Kilometer langen Kreuzweg wird an fünf Stationen Halt gemacht und des Leidens Jesu gedacht. Die letzte Station ist auf dem circa vier Meter hohen Jerusalemsberg, am Relief „Jesus stirbt am Kreuz“.
Kreuzweg für Geflüchtete in Hamburg
Kreuzwege haben am Karfreitag in vielen Ländern Tradition. Durch die Hamburger Innenstadt pilgern seit mehr als 20 Jahren am Karfreitag Menschen für die Rechte von Geflüchteten.
Ein ökumenisches Bündnis kirchlicher Akteur:innen hat ihn in diesem Jahr unter den Bibelvers „Bin ich denn ein Verbrecher?“ aus dem Markus-Evangelium gestellt.
Der Kreuzweg sei christliche Demonstration und politischer Gottesdienst zugleich, sagte der Referent für Menschenrechte und Migration der Nordkirche, Dietrich Gerstner. „Menschen auf der Flucht werden an Europas Grenzen wie Kriminelle behandelt.“ Dabei suchten sie nichts anderes als Schutz vor Verfolgung und Gewalt und eine bessere Zukunft, erklärte Gerstner.