1. September

Antikriegstag: Wir bitten um Frieden und hoffen auf Versöhnung

In den Nachrichten sehen wir tägliche Bilder aus Kriegsgebieten. Frieden bleibt aktuell nur ein Wunsch.
In den Nachrichten sehen wir tägliche Bilder aus Kriegsgebieten. Frieden bleibt aktuell nur ein Wunsch. © iStock

29. August 2024 von Julia Krause

Am 1. September 1939 überfiel Nazi-Deutschland Polen. Es ist der Beginn des 2. Weltkrieges, der unfassbar viele Tote, Leid und Zerstörung hinterließ. Etwas mehr als zehn Jahre nach seinem Ende entstand eine Friedensbewegung, die bis heute den 1. September als Antikriegstag begeht. Es ist ein Tag, an dem wir nicht nur zurückblicken, sondern auch für ein Ende aller Gewalt im Hier und Jetzt beten.

Am 1. September werden in vielen Kirchengemeinden wieder Menschen zu Friedensgebeten zusammenkommen, gemeinsam beten und Friedenslichter entzünden. Es ist ein Tag der Mahnung. Einen dritten Weltkrieg darf es nicht geben – dies war der Initialgedanke, der den 1. September zum Antikriegstag werden ließ.

Friedensgottesdienst

Am 1. September wird es einen Radio-Gottesdienst (10 Uhr) mit Bischöfin Nora Steen aus dem Schleswiger Dom geben. Er beschäftigt sich mit dem Thema Frieden in der deutsch-dänischen Grenzregion. Mehr dazu lesen Sie bei der Kirche im NDR hier und in unserer Pressemitteilung.

Den Gottesdienst zum Nachhören gibt es hier in der Mediathek

Seinen Ursprung hat die Bewegung jedoch nicht in der christlichen Kirche. Vielmehr verdanken wir ihn einer Jugendprotestwelle: Das Ende des Zweiten Weltkrieges liegt erst 11 Jahre zurück, als die BRD die Wehrpflicht wiedereinführt. Es ist eine umstrittene Entscheidung, die vor allem unter jungen Menschen auf Widerstand stößt.

Initiative gegen Militarisierung Deutschlands

Mehrere Jugendgruppen schließen sich schließlich zur „Antimilitaristischen Aktion 1957“ zusammen, um am 1. September 1957 eine Großkundgebung gegen die Militarisierung Deutschlands abzuhalten. 

Auf Initiative der Gewerkschaften wird der 1. September in der Folge als regelmäßiger Aktionstag begangen, um sich mit Kundgebungen "gegen die Rüstungspolitik und damit auch gegen die Gefahr eines 3. Weltkrieges" zu wenden, so die DGB-Jugend in ihrem Beschluss von 1962. 

Gut zu wissen (1/2)

Während in Deutschland am 1. September der Antikriegstag gefeiert wird, hat international gesehen der Weltfriedenstag am 21. September eine weit größere Aufmerksamkeit: Er wird seit 1981  auf Initiative der Vereinten Nationen begangen, um "die Idee des Friedens sowohl innerhalb der Länder und Völker als auch zwischen ihnen zu beobachten und zu stärken", so die UN-Vollversammlung bei der Proklamation des Tages. 

Gut zu wissen (2/2)

Wie schon der 1. September wird auch der 21. September von vielen Kirchen genutzt, um Friedensgebete und Friedensandachten zu feiern. In diesem Jahr etwa widmet sich der 75. Deutsche Evangelische Kirchentag in Greifswald rund um diesen Tag dem Thema Frieden. 

Die katholische Kirche hat für die Friedensfeierlichkeiten übrigens noch einen eigenen Tag: Am 1. Januar verkündet der Papst seine Weltfriedensbotschaft. 

Mahnung, die Gewaltspirale zu durchbrechen 

Mit dem atomaren Aufrüsten der USA und der Sowjetunion in den 70er und 80er Jahren rückt ein Weltkriegsszenario erneut in den Bereich des Möglichen. Der Antikriegstag gewinnt in dieser Zeit, unterstützt durch eine breite Friedensbewegung, in Deutschland an Bedeutung.  

Und heute? Die Sorge vor einer immer weiter voranschreitenden Gewaltspirale ist geblieben. Längst bestimmen die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten auch unseren Alltag, drängen uns zu einer Positionierung.

Fürbitte von Nora Steen im Friedensgottesdienst am 1. September 

Guter Gott, wir denken heute ganz besonders an die Menschen in Kriegsgebieten dieser Welt: in der Ukraine, im Nahen Osten und vielen anderen Orten.

Wir denken an ihre Not und ihre Ängste. Oft scheinen die Konflikte so ausweglos und das Leid so groß. Wir sehnen uns nach Frieden auf der Erde. Komm du mit deinem Geist. Wir rufen zu dir:

Kyrie eleison

Wir haben uns zu Frieden verpflichtet 

Am 1. September erinnern die Gewerkschaften daran, dass die Bundesrepublik sich mit dem Friedensgebot schon in der Präambel unserer Verfassung dazu verpflichtet, "dem Frieden der Welt zu dienen".

Wie der Weg zu einem Leben in Sicherheit für uns alle genau aussehen soll, bleibt hingegen politisch umstritten. Was diejenigen eint, die am 1. September bei Demos, auf Bühnen, in Kirchen oder zuhause den Antikriegstag begehen, ist die Sehnsucht nach Frieden verbunden mit unserer Hoffnung auf Versöhnung. 

Versöhnungsgebet von Coventry

Alle haben gesündigt und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten.

Den Hass, der Nation von Nation trennt, Volk von Volk, Klasse von Klasse,

Vater, vergib.

Das Streben der Menschen und Völker zu besitzen, was nicht ihr Eigen ist,

Vater, vergib.

Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt und die Erde verwüstet,

Vater, vergib.

Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der Anderen,

Vater, vergib.

Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Gefangenen, Heimatlosen und Flüchtlinge,

Vater, vergib.

Die Gier, die Frauen, Männer und Kinder entwürdigt und an Leib und Seele missbraucht,

Vater, vergib.

Den Hochmut, der uns verleitet, auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf Gott,

Vater, vergib.

Seid untereinander freundlich, herzlich und vergebet einer dem anderen, wie Gott euch vergeben hat in Jesus Christus.

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