Auszeit vom Alltag für Kinder mit Behinderung und deren Familien
14. Juli 2023
Seit zehn Jahren bietet der Neue Kupferhof in Hamburg-Ohlstedt Kindern mit Behinderung und ihren Familien einen Ort zum Durchatmen und Krafttanken. Die spezialisierte Kurzzeitpflege ermöglicht ihren Gästen durch individuelle und kompetente Betreuung eine Auszeit vom kräftezehrenden Alltag. Wunderschön gelegen inmitten des Naturschutzgebiets Wohldorfer Wald lädt die Einrichtung zu einem Besuch ein.
Schon der Weg von der U-Bahn-Haltestelle Ohlstedt zum Kupferredder lässt einen staunen. Es geht zwei Kilometer durch den Wohldorfer Wald, das älteste Forstrevier Hamburgs und Naturschutzgebiet. Kaum zu glauben, dass man sich hier noch in Hamburg befindet.
Eichen und Buchen schützen vor der Sommersonne, kein Stadtlärm ist zu hören und bis auf einige Spaziergänger und Radfahrer hat man den Wald für sich. Nach einer Weile lichten sich die Baumreihen, leises Stimmengewirr wird immer deutlicher und über eine Hecke lugt plötzlich eine aufblasbare Hüpfburg für Kinder. Angekommen.
Sommerfest für Freunde und Unterstützer
Natürlich wird hier nicht jeden Tag gefeiert, aber heute hat der Trägerverein „Hände für Kinder e.V.“ zum Sommerfest geladen. Der große Garten der freundlich hell gestrichenen Villa ist gefüllt mit Sonnenschirmen und Attraktionen für Kinder und Erwachsene. Es können extra große Seifenblasen gemacht werden, es gibt eine aufblasbare Torwand und bereits erwähnte Hüpfburg, Clowns sorgen für gute Laune und Essensstände für das leibliche Wohl. Als Highlight kutschiert eine Gruppe von Harley-Fahrern Klein und Groß in ihren Beiwagen durchs Gelände.
Normalerweise geht es im Neuen Kupferhof ruhiger zu. Maximal zwölf Kinder und Jugendliche mit schweren geistigen oder körperlichen oder mehrfachen Behinderungen finden hier gleichzeitig ein Kurzzeit-Zuhause. Ein Team aus Pflegekräften, Therapeut:innen und Pädagog:innen steht ihnen rund um die Uhr zur Verfügung. Auch Eltern und Geschwisterkinder dürfen im Neuen Kupferhof bleiben und Zeit für sich genießen.
Der Trägerverein ist auf Spenden und Unterstützer angewiesen.
Geschäftsführer Steffen Schumann: „Viele Eltern kümmern sich Tag und Nacht um ihre Kinder, stehen dauerhaft unter extremer Belastung, nehmen in Kauf, nicht mehr in den Urlaub zu fahren. An dieser Stelle möchten wir quasi Akku-Ladestation sein. Wir wollen für diese Familien die Kraftquelle sein, die sie anschließend gestärkt in ihren Alltag zurückkehren lässt.“
Jubiläumsgottesdienst mit Bischöfin Fehrs und Samuel Koch
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, begleitet die Einrichtung seit der Eröffnung im Jahr 2013. Damals gab sie dem Haus und seinen Bewohnern, den Mitarbeitenden und dem Initiator Steffen Schumann den Segen. Und auch heute, zehn Jahre später, leitet sie den Jubiläumsgottesdienst.
„Ich war schon damals beeindruckt davon, dass die Liebe hier spürbar größer ist als die Angst und die Sorge. Dass sie größer ist als die Frage nach dem Warum. Es ist berührend zu erleben, wie stark diese Liebe einander machen kann. Und zwar alle: die Eltern, Geschwister und den Kupferhof mit solch hingebungsvollen ehren- und hauptamtlichen Mitarbeitenden! Die Liebe ist es, die immer neu Kraft gibt und die der Schwere manchmal einen Sinn geben kann“, so Bischöfin Fehrs.
Gemeinsam mit Schauspieler Samuel Koch, der seit seinem Unfall in der Fernsehsendung „Wetten, dass…?“ querschnittgelähmt ist, steht Bischöfin Fehrs auf der großen Open-Air-Bühne und bespricht mit ihm einen Bibeltext aus dem Lukas Evangelium (Lukas 14, 16-24). Hierin geht es um ein großes Abendmahl, einen Gastgeber und die geladenen Gäste, die reihenweise Ausreden finden, um die Einladung nicht annehmen zu müssen. Schön, dass heute so viele der Einladung gefolgt sind und nicht abgesagt haben.
Paradiesisch schöne Landschaft
Mehr: www.hamburg.de/wandern
Wer vielleicht nur am Neuen Kupferhof vorbeispazieren möchte, kann sich auch an verschiedenen Wanderungen durch den Wohldorfer Wald und den angrenzenden Duvenstedter Brook erfreuen. Beide Naturschutzgebiete bieten Rundwege, die getrennt oder kombiniert erwandert werden können. Dabei wechseln sich Wald, Wiesen, Moore und Tümpel ab – enorm abwechslungsreiche und wunderschöne Landschaften.
Nur wenige Gehminuten von der U-Bahn-Haltestelle Ohlstedt entfernt lädt die 1955 geweihte Matthias-Claudius-Kirche in Wohldorf-Ohlstedt zu kurzer Andacht ein. Sie liegt auf einer bewaldeten Anhöhe und ist einer der in Hamburg seltenen Zentralbauten. Die Kirche besitzt ein achtseitiges Kirchenschiff mit achsengleichen Wänden und einem Pyramidendach. Besonderes Merkmal der Kirche sind die Bronzearbeiten von Bildhauer Fritz Fleer aus den 1970er Jahren.