Bischöfin Fehrs und Erzbischof Heße bei Lübecker Kreuzweg
18. April 2025
Unter dem Motto „Angst in der Welt - Haltung üben!“ hat am Karfreitag in Lübeck der ökumenische Kreuzweg stattgefunden. An fünf Stationen haben kurze Ansprachen an das Leiden und Sterben von Jesus erinnert.
Kirsten Fehrs, Bischöfin im Nordkirchensprengel Hamburg und Lübeck, hat die Figuren Maria und Pontius Pilatus gegenübergestellt. „Hier die Frau, die Leben schenkt und dort der Mächtige, der mordet.“ Sie symbolisierten die tiefe Spannung zwischen Liebe und Tyrannei, damals wie heute, betonte Fehrs.
Wenn Gut und Böse miteinander ringen
Maria und Pilatus stünden stellvertretend für das Leid und die Hoffnung vieler Menschen weltweit, die unter Krieg und Ungerechtigkeit leiden. „Ich sehe sie vor mir im Geiste, Maria und ja, auch Joseph, und sehe in ihnen die verzweifelten Mütter und Väter in Kiew, in Israel, in Gaza, in Khartum, im Kongo, im Jemen.“

Die Nachfolge Jesu bedeute, Haltung zu zeigen, sagte die Bischöfin vor rund 400 Teilnehmenden. Jesu scheinbare Schwäche sei seine wahre Stärke. Sein Leiden unter Pilatus diene als Mahnmal dafür, wie bedroht Menschenrechte und Demokratie seien.
„Noch leben wir in einem demokratischen Land, in dem das Recht stärker als die Willkür ist“, sagte Fehrs. Bei der konstituierenden Sitzung des Bundestages habe sie gesehen, „wie vom ersten Moment an ein großer rechter und rechtsextremer Block, pöbelnd, johlend und menschenverachtend den Ton des Hasses in dieses ehrwürdige Haus getragen hat“.
Das Kreuz tragen und die Kraft von Ostern spüren

Auf dem Jerusalemsberg, vor dem Relief des gekreuzigten Jesus, sprach Erzbischof Dr. Stefan Heße von seinem persönlichen Karfreitags-Bild für 2025, dem „World Press Photo“ des palästinensischen Jungen, der im Gaza-Krieg beide Arme verlor: „Der Junge wartet nun auf Prothesen, damit er ein normales Leben führen kann. Damit er Fußball spielen kann. Er hat jetzt sein persönliches Kreuz zu tragen“.
Heße sagte, dass er zahlreiche Lebenskreuze sehe, die die Menschen derzeit zu tragen hätten. Jesus habe ein großes Kreuz getragen. „Eine große Dunkelheit, vor der er nicht geflohen ist.“ Jesus habe keinen Ausweg gesucht, er habe sich nicht gedrückt. „Das gibt mir Hoffnung“, sagte Heße.
Der Lübecker Kreuzweg gilt als der älteste Kreuzweg Deutschlands. Er wurde im 15. Jahrhundert aus dem Vermögen des Lübecker Kaufmanns Hinrich Konstin erbaut.