Bischöfin Fehrs: Kinder in der Krise durch Mitsprache stärken
01. Dezember 2021
Bischöfin Fehrs ruft angesichts der Corona-Krisenlage dazu auf, Kinder- und Jugendliche stärker in aktuelle Entscheidungen einzubeziehen. Es müsse verhindert werden, dass sie sich ohnmächtig fühlen, so die Bischöfin. Mit mehr Mitspracherecht stiegen die Chancen, psychisch gesund durch die Pandemie zu kommen, legt auch eine medizinische Studie nahe.
Nach einem Krisengespräch mit Fachleuten aus der Kinder- und Jugendarbeit erklärte die Bischöfin in Hamburg: „Wir können vielleicht manche Einschränkungen nicht vermeiden. Aber wir können verhindern, dass Kinder und Jugendliche sich völlig ohnmächtig fühlen. Das hilft ihnen, zuversichtlich zu bleiben.“

Einbindung sorgt für höhere Lebensqualität
Bischöfin Fehrs denkt dabei nicht nur an politische Entscheidungen über Kontaktbeschränkungen oder mögliche Einschränkungen in Jugendeinrichtungen: „In jeder Familie, in jedem Verein, in Einrichtungen und Kirchengemeinden wird in diesen Wochen darüber entschieden, was geht und was nicht geht, ob man sich trifft, wie man feiert und was vielleicht abgesagt werden soll.“ Kinder und Jugendliche seien fast immer mitbetroffen und sollten daher beteiligt werden. „Wenn sie aktiv mitentscheiden können“, so die Bischöfin, „kommen sie besser durch diese lange und schwere Krise.“
So sieht es auch die Kinder- und Jugendpsychiaterin Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Leiterin der Forschungssektion „Child Public Health“ am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Sie untersucht in einer Längsschnittstudie (COPSY) die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Kinder und Jugendliche: „Selbstwirksamkeit ist ein ganz wichtiger Faktor zur Krisenbewältigung. Kinder und Jugendliche, die mitgestalten und mitentscheiden dürfen, haben eine höhere Lebensqualität, werden seltener depressiv und sind insgesamt psychisch gesünder“, ist sie sich sicher.
Kirchenkreise sollen digitale Angebote zu machen
Landesjugendpastorin Annika Woydack sieht auch die Kirchengemeinden der Nordkirche in der Verantwortung: „In diesen Tagen wird viel hin und her überlegt und viel entschieden. Kinder und Jugendliche sollen unbedingt dabei mitreden und mitdenken dürfen.“ Sie appelliert zudem, Formate anzupassen an die Möglichkeiten und so weiter ein Miteinander zu ermöglichen.
Anrufe und Gesprächsmöglichkeiten digital, im großen Kirchraum oder an der frischen Luft sind hilfreich für junge Menschen, wenn Gruppentreffen schwieriger werden sollten. Wie wichtig das sei, zeige unter anderem die starke Nachfrage in der Chat-Jugendseelsorge der Nordkirche: „Hier schreiben junge Menschen ihre Themen, ihre Ängste und Sorgen in den Chat und finden jemanden, der ihnen im Chat ‚zuhört‘ und sie begleitet“, so Woydack.