Bischöfin Fehrs: „Mut zum Leben - danach” - Gottesdienst zum „Tag der Kriminalitätsopfer”
23. März 2015
Hamburg. Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs hat am Sonntag zum „Tag der Kriminalitätsopfer” daran erinnert, dass die Trauer über verlorenes Leben nicht das letzte Wort habe. Angesichts von Tod, Schmerz und unvorstellbarer Grausamkeit sei es wichtig, „miteinander zu tragen, was doch so unerträglich ist”, sagte sie am Sonntag in einem Gedenkgottesdienst in der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi. Die Feier stand unter dem Motto „Mut zum Leben - danach” und wurde von der Hilfsorganisation „Weißer Ring” mitgestaltet.
Wer den Opfern eine Stimme gebe, der zeige Mitgefühl und Solidarität auch gegenüber den vielen Mitbetroffenen, den Partnern, Eltern, Großeltern, Freundinnen und Kindern, sagte die Bischöfin.
Aus dem Schatten treten und reden
Man dürfe den Tätern nicht weiter Macht geben über sich selbst, indem man im Schatten bleibt und schweigt: „Wir müssen reden, wo totgeschwiegen wird.” Nötig sei zudem Geistesgegenwart - für Demokratie, Kulturenvielfalt und Fremdenliebe sowie „für eine menschliche Gesellschaft, die Wunden lindern will.”
Erinnerung an Süleyman Tasköprü, der in Hamburg von Rechtsextremen ermordet wurde
Daniel Abdin, Vorstandsmitglied des Rates der islamischen Gemeinschaften in Hamburg (Schura), erinnerte in dem Gottesdienst an Süleyman Tasköprü, der am 27. Juni 2001 von Rechtsextremisten des „Nationalsozialistischen Untergrundes” (NSU) im Laden seines Vaters in Hamburg-Bahrenfeld erschossen wurde. Seine Familie werde seit 14 Jahren vom Weißen Ring betreut. Der Mord an dem 31-Jährigen sei von Menschen begangen worden, „die weder Achtung noch Respekt vor dem Leben, vor der Menschheit haben”, sagte Abdin.
Schura: Wir müssen menschenverachtenden Ideologien die Stirn bieten
Mit Sorge beobachte die Schura eine wachsende Islamfeindlichkeit, der sich auch junge Muslime ausgesetzt sähen, die sich als Teil der deutschen Gesellschaft betrachten. Umso enttäuschter würden sie auf Erlebnisse reagieren, die von Vorurteilen, Diskriminierung und Stigmatisierung geprägt sind. „Wir dulden keine Art von Rassismus und müssen allen radikalen Gruppierungen, ihren krankhaften und menschenverachtenden Ideologien die Stirn bieten”, sagte Abdin.