"Zusammen Nordkirche": Wir feiern das 10-jährige Bestehen in Ratzeburg
31. Mai 2022
An Pfingsten vor 10 Jahren feierten mehr als 10.000 Menschen in Ratzeburg das Gründungsfest der Nordkirche. Am diesjährigen Pfingstmontag wird das Bestehen mit einem Festgottesdienst begangen. Es ist der erste und bis heute einzige Zusammenschluss einer evangelische Landeskirche über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze hinweg.
Es war ein großes, neues Gebilde, das vor zehn Jahren entstand: Damals schlossen sich die Mecklenburgische Landeskirche, die Nordelbische Kirche und die Pommersche Kirche zur Nordkirche zusammen. Eine einzigartige Fusion, die in diesem Jahr mit dem Motto „Zusammen Nordkirche“ gefeiert wird.
Ein harter Weg mit gutem Ausgang
Ganz leicht war es anfangs jedoch nicht. „Natürlich haben wir einander geärgert“, sagt der ehemalige Landesbischof Gerhard Ulrich im Rückblick auf die nicht immer einfachen fünfjährigen Verhandlungen, die der Fusion voraus gingen. „Aber ich dachte immer: Das wird gutgehen, das gehört zusammen.“
Dabei sei ihm klar gewesen, es könne nur klappen, wenn es keinen „Anschluss von Ost an West“ gebe: „Unser Prinzip war: Wir verhandeln auf Augenhöhe“. Das bestätigt auch der frühere pommersche Bischof Hans-Jürgen Abromeit: „Es war ein harter Weg dahin – aber es ist etwas Gutes geworden.“ Gerade in Mecklenburg und Pommern habe es jedoch auch Widerstände gegeben, die bisherige Eigenständigkeit der Landeskirchen aufzugeben.
40.000 Quadratkilometer Nordkirche
Dabei hätten die einzelnen Kirchengemeinden „in ihrer Wirklichkeit keine große Veränderung verspürt – da ging das Leben weiter“, so Abromeit, der von 2001 bis zur Fusion 2012 Bischof mit Sitz in Greifswald war.
Auf einer Fläche von über 40.000 Quadratkilometern in Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg befinden sich 920 Kirchengemeinden in 13 Kirchenkreisen. Einige Gemeinden liegen zudem in den Bundesländern Brandenburg und Niedersachsen.
Es herrscht ein gemeinsamer Spirit
Die Fusion ist nach Gerhard Ulrichs Einschätzung „gelungen“: Es sei in aller Unterschiedlichkeit der verschiedenen Landesteile „ein gemeinsamer Spirit“ entstanden. Dabei sei die Nordkirche heute „ein unverzichtbarer Partner“ für die Gesellschaft in Norddeutschland und von großer Bedeutung für die politischen und kommunalen Gremien – „auch wenn wir zahlenmäßig kleiner werden“.
Die Nordkirche hatte in ihrem Gründungsjahr 2012 noch rund 2,4 Millionen Gemeindeglieder, was rund 39 Prozent der Bevölkerung im Kirchengebiet entsprach. Im April 2021 hatte sie mit knapp 1,9 Millionen (28,9 Prozent der Gesamtbevölkerung) rund eine halbe Million Mitglieder verloren.
Pfingstgottesdienst als stärkendes Signal
Die „Gottvergessenheit“, der sich die Kirche zunehmend stellen müsse, habe jedoch nicht mit der Fusion eingesetzt, betont Ulrich, der von 2013 bis Ende März 2019 Landesbischof der Nordkirche war. Allerdings müsse diese Entwicklung die Kirche dazu bewegen, darüber nachzudenken, „mit welcher Sprache und mit welchen Formaten wir unseren Verkündigungsdienst künftig tun“.
Am Pfingstmontag lädt Ulrichs Nachfolgerin, Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, alle 1.000 Kirchengemeinden in der Nordkirche ein, bei sich vor Ort in pfingstlichen Gottesdiensten und Andachten mitzufeiern, „als gemeinsames und stärkendes Signal in einer Welt, die sich nach Frieden sehnt“. Dazu werden Anregungen und Impulse in einem Gottesdienst-Begleitheft verteilt, das zuvor an alle Kirchengemeinden geschickt wurde.
Weltweite Ökumene
Die Predigt im Ratzeburger Dom hält die estnische Theologin und Pfarrerin Anne Burghardt, Generalsekretärin des Lutherischen Weltbunds (LWB), erwartet werden bischöfliche Gäste aus der weltweiten Ökumene.