Statistik weist Rückgang rechter Gewalt auf
31. März 2022
In Mecklenburg-Vorpommern ist die Zahl rechter Gewalttaten 2021 deutlich zurückgegangen. Das teilt der Beratungsverein für Betroffene rechter Gewalt (LOBBI) in MV mit. Allerdings gibt der Verein keine Entwarnung: Es gebe mehrere Gründe dafür, dass nicht alle Taten angezeigt werden.
Veranstaltungstipp: 9. Forum Kirche und Rechtsextremismus im Norden
Insgesamt registrierte der Verein 66 Angriffe mit 103 betroffenen Menschen. 2020 waren es noch 93 Übergriffe. Wahrscheinlich sei jedoch, dass 2021 nicht alle Fälle rechter Gewalt erfasst wurden. Grund dafür seien etwa die Einschränkungen während der Corona-Pandemie und ein Vertrauensverlust in die Strafverfolgungsbehörden.
Rassismus als Hauptmotiv
Bei fast zwei Dritteln der registrierten rechten Gewalttaten war nach Vereinsangaben Rassismus das Motiv (42 Angriffe). Zudem setze sich der Trend aus 2020 fort, dass Angriffe gegen politische Gegner und Gegnerinnen zunehmen (15 Fälle). „Besonders deutlich wurde dies im Dezember, als die Mobilisierung von Coronaleugnern vermehrt zu Angriffen rechter Gewalt führte“, sagte Vereinsmitarbeiter Robert Schiedewitz.
Bei 54 der Angriffe in 2021 handelte es sich um Körperverletzungen. Ein Rückgang ist bei Bedrohungen zu verzeichnen. Diese Zahl ging von 25 Fällen in 2020 auf acht Fälle in 2021 zurück. Großstädte wie Rostock und Schwerin sind mit 21 und 14 Angriffen Schwerpunkte registrierter, rechter Gewalt, während in den Landkreisen Mecklenburgische Seenplatte und Vorpommern-Rügen der stärkste Rückgang zu verzeichnen ist.
Pandemie erschwert Arbeit von Hilfsnetzwerken
Schiedewitz geht allerdings von einer hohen Dunkelziffer aus. Die Kontaktbeschränkungen durch die Pandemie hätten sowohl menschliche Begegnungen als auch ehrenamtliche Hilfsnetzwerke eingeschränkt. Letztere hätten für den Verein aber eine wichtige Meldefunktion.
Infolge der vielen Skandale, etwa rund um das Nordkreuz-Netzwerk, NSU 2.0 und den Datenmissbrauch bei der Polizei, hätte das Vertrauen in die Strafverfolgung gelitten, so Schiedewitz. „Das hat sich massiv auf das Anzeigeverhalten ausgewirkt, wie wir immer wieder in unseren Beratungen von den Betroffenen erfahren.“