Gründonnerstag

Bischof Jeremias: „Barrieren fallen, wenn Menschen gemeinsam essen“

Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche
Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche© Marcelo Hernandez, Nordkirche

05. April 2023 von Annette Klinkhardt

Der Gründonnerstag steht im Zeichen des Zusammenseins: Am Vorabend seines Todes hat Jesus noch einmal mit seinen Jüngern zu Abend gegessen.

Bischof Tilman Jeremias predigt am Karfreitag um 10 Uhr im Greifswalder Dom St. Nikolai.

Zum Gründonnerstag erinnert Tilman Jeremias an die Mahlzeiten Jesu, die über alle Grenzen hinweg Verbindung stifteten. Der Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern sieht gemeinsame Mahlzeiten als gute Möglichkeiten, einander näher zu kommen:

„In meinem Umfeld, in Stadtteilzentren etwa, erlebe ich immer wieder, dass Hürden fallen, wenn Menschen gemeinsam essen. In unserer Gesellschaft gibt es gerade so viele Spannungen und Verwerfungen, dass ich finde, wir sollten öfter miteinander essen.“

© pixabay/congerdesign

Bei Brot und Wein kommen Menschen sich nah

Die Christenheit denke am heutigen Gründonnerstag an das letzte Mahl Jesu:

Wenn wir am Altar Brot und Wein teilen, kommen wir einander ganz nah: Der Befürworter von Waffenlieferungen an die Ukraine neben deren Kritikerin, die ‚Querdenkerin‘ neben dem Längsdenker und eine Aktivistin der ‚Letzten Generation‘ neben einem ‚alten weißen Mann‘.

Alle sind eingeladen am Tisch, an dem sich Gott selbst uns schenkt.“

Bischof Tilman Jeremias im Wortlaut:

Die Gedanken von Bischof Jeremias gibt es hier als Audio-Datei

"Gemeinsame Mahlzeiten verbinden. Eine schön gedeckte Tafel, liebevoll bereitetes Essen, Gespräche und Zeit, um das zu genießen, nähren nicht nur den Körper, sondern auch die Seele.

Jesus mochte es, gemeinsam mit den unterschiedlichsten Menschen zu essen und zu trinken. So sehr schätzte er diese Mahlzeiten, dass er bei manchem Zeitgenossen als „Fresser und Weinsäufer“ verschrien war, wie der Evangelist Matthäus notiert.

Gemeinschaft um den Esstisch ist ein Markenzeichen Jesu. In meinem Umfeld, in Stadtteilzentren etwa, erlebe ich immer wieder, dass Hürden fallen, wenn Menschen gemeinsam essen und dabei ins Gespräch kommen. In unserer Gesellschaft gibt es gerade so viele Spannungen und Verwerfungen, dass ich finde, wir sollten öfter miteinander essen.

Jesus isst mit Abgestürzten und Abzockern

Besonders gern aß Jesus mit Leuten, deren Tischgemeinschaft nach Ansicht der Autoritäten abzulehnen war. Die abgestürzt oder auch nicht besonders beliebt waren, etwa Zöllner, die den Ruf von Abzockern hatten. Er kam in die Dörfer und aß mit ihnen, und dadurch veränderte er schon etwas bei diesen Menschen.

Am heutigen Gründonnerstag geht es um das letzte Mahl Jesu. Wie bei jeder Mahlzeit spricht er einen Segen über Brot und Wein. Dieses Mal sagt er noch mehr: Dieses Brot ist mein Körper, den ich für euch hingebe. Dieser Wein ist das Blut, das ich für euch vergieße.

Abendmahl feiert die Klimaaktivistin neben dem "alten weißen Mann"

Wenn wir am Altar Brot und Wein teilen, kommen wir einander ganz nah: Der Befürworter von Waffenlieferungen an die Ukraine neben deren Kritikerin, die „Querdenkerin“ neben dem Längsdenker und eine Aktivistin der „Letzten Generation“ neben einem „alten weißen Mann.“ Alle sind eingeladen zum Tisch, an dem sich Gott selbst uns schenkt.

Hintergrund: Ostern

Ostern ist das älteste Fest der Christenheit und erinnert an den Kern des christlichen Glaubens: die Auferstehung Jesu Christi von den Toten nach seinem Leiden und Sterben am Kreuz. Gott kann alle Menschen aus Tod und Unrecht retten, wie er Jesus gerettet hat. Das Osterfest ist daher ein Symbol für den Sieg des Lebens über den Tod.

Das Datum fällt immer auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsmond. Nach dem gregorianischen Kalender heißt das: Das Osterfest findet frühstens am 22. März, spätestens ab am 25. April statt. Die Passionszeit beginnt an Aschermittwoch – ein 40-tägiges Fasten, das Christen in Vorbereitung auf Ostern zur Buße, Besinnung und Gebet aufruft.

Die letzte Woche der Passionszeit ist die Karwoche, sie beginnt mit dem Palmsonntag. Dieser ist dem feierlichen Einzug Jesu nach Jerusalem gewidmet, zu dem die Menschen Palmwedel auf die Straße legten. Der darauffolgende Gründonnerstag steht im Zeichen des Zusammenseins: Am Vorabend seines Todes hat Jesus noch einmal mit seinen Jüngern zu Abend gegessen. Der Karfreitag ist ein Tag der Stille und der Trauer, er kennzeichnet den Tag der Kreuzigung Jesu.

Der Karsamstag steht in Zeichen der Grabesruhe. Nach Einbruch der Dunkelheit, in der Osternacht, wir die Auferstehung gefeiert. Nach der Bibel fanden die Frauen das Grab Jesu am Morgen leer vor. Symbolisch für das neue Leben steht der Sonnenaufgang. Am Ostersonntag wird gefeiert – der Sieg des Lebens über den Tod als zentrales Thema des Osterfestes. 

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