Bischof Jeremias: „Die unteilbare Menschenwürde darf niemals angetastet werden“
25. August 2022
Mit einem Infobus werden die Flüchtlingsbeauftragten der Nordkirche vom 25. August bis 30. September durch Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein fahren. Eröffnet wurde die Aktion unter dem Motto „Menschenrechte auf der Flucht“ von Bischof Tilman Jeremias in Rostock. Er besuchte dort auch eine Gedenkstunde anlässlich des 30. Jahrestags der rassistischen Angriffe auf das Asylbewerberheim in Lichtenhagen.
Programm der Bustour der Flüchtlingsbeauftragten
Interview mit Lars Müller, Flüchtlingsbeauftragter im Kirchenkreis Mecklenburg
Zufluchtsuchende sind oft schon während ihrer Flucht Gewalt und Willkur ausgeliefert. Um darauf aufmerksam zu machen, dass viele Menschen auch innerhalb Europas unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und wenige Schutzräume haben, starten die Flüchtlingsbeauftragten eine besondere Tour: Sie wollen mit einem Infomobil Kirchengemeinden und öffentliche Plätze ansteuern, um mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch zu kommen. Ihr Ziel: Die Rechte von Geflüchteten stärken.
Begleitet wurde der Auftakt von Bischof Tilman Jeremias in Rostock. Mit eindringlichen Worten erinnerte er dabei an die Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen vor 30 Jahren:
In Vielem lässt sich die Situation der Neunziger kaum mit heute vergleichen, das Thema Flucht und Menschenrechte ist aber gegenwärtig virulent wie nie zuvor. Wir leben in der Festung Europa. Die Missachtung von Menschenrechten ist auch in unserem Land regelmäßig vor allem im Umgang mit Geflüchteten zu beklagen.
Besuch anlässlich der Gedenktage in Rostock-Lichtenhagen: Bundespräsident ruft zu verbaler Abrüstung auf
„Auf der anderen Seite“, fuhr der Bischof fort, „sehen wir, anders als 1992, ein hohes Engagement Freiwilliger in der Arbeit mit Geflüchteten. Auch Kirchengemeinden sind hier sehr aktive Player. Darum ist es wunderbar, dass die Nordkirche mit ihrem Kirchlichen Entwicklungsdienst das Thema Flucht nicht nur theoretisch bewegt, sondern in der Arbeit der Flüchtlingsbeauftragten auf Nordkirchenebene und in den einzelnen Kirchenkreisen hauptamtlich anpackt, versucht, sich politisch für Geflüchtete starkzumachen, aber auch praktisch Hilfe zu leisten, die Arbeit der Ehrenamtlichen zu koordinieren und zu begleiten und damit eins zu eins sich für Menschenrechte einzusetzen.“
Herkunft darf keinen Unterschied machen
„Die unteilbare Menschenwürde darf niemals angetastet werden und kommt allen Menschen gleichermaßen zu“, stellte Bischof Jeremias heraus. „Das ist für uns Christinnen und Christen darin begründet, dass jeder einzelne Mensch geliebtes Geschöpf Gottes ist, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion oder geschlechtlicher Identität.“
Der Austausch bewegt etwas
Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, Pastorin Dietlind Jochims, sagte aus Anlass der Eröffnung: „Wir Flüchtlingsbeauftragte starten unsere Menschenrechts-Bustour ganz bewusst heute in Rostock. Denn Gedenken hängt für uns untrennbar mit dem Einsatz für die Rechte Geflüchteter heute zu tun. Darüber möchten wir ins Gespräch kommen an sehr unterschiedlichen Orten in unserer Nordkirche: Vor Stadthallen, auf Wochenmärkten, in Gemeindehäusern, Kinos, Kirchen, auf Bühnen oder Ämtern. So vielfältig wie die Stationen der Tour ist auch das Engagement für Geflüchtete in der Nordkirche. Wir freuen uns auf anregende spannende Begegnungen.
In Rostock hat Bischof Jeremias im Anschluss an die Eröffnung der Aktion an einer Gedenkstunde aus Anlass des 30. Jahrestags des Progroms in Lichtenhagen im Rostocker Rathaus teilgenommen. Zu ihr war Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eingeladen. Mehr Infos zur Gedenkveranstaltung finden sich hier.