Bischof Magaard: "Die Welt gehört nicht uns"
01. Juni 2023
Wie kann man einen Sommerempfang möglichst klimaneutral gestalten? Welche Stellschrauben haben wir? Bei der Vorbereitung musste einiges hinterfragt werden. Eine Überraschung kam sichtlich gut an: Das Catering der "Resteritter", die getreu ihres Firmennamens einen Imbiss aus "geretteten" Lebensmitteln servierten.
Der diesjährige Sommerempfang der Nordkirche im Sprengel Schleswig und Holstein stand unter einem besonderen Vorzeichen. Passend zum Thema "Geliehen ist der Stern" wurde die Veranstaltung so klimaneutral wie möglich gefeiert. Der Einladung folgten rund 200 Gäste aus Politik und Gesellschaft.
Bereits in der Andacht, die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hielt, ging es um den achtsamen Umgang mit Gottes Schöpfung:
Alles Leben ist miteinander verbunden, greift innenander. Wir stehen als Menschen nicht außerhalb, sondern sind Teil des Ganzen. Wenn wir heute Abend beim Sommerempfang zusammen sind, geht es genau darum: Unter Gottes Segen dankbar und verantwortungsvoll in seiner Schöpfung leben - als Geschöpf unter Geschöpfen. Kristina Kühnbaum-Schmidt
"Danke für alles Vertrauen"
"Wir haben einen herausfordernden Weg vor uns", sagte anschließend Präses Ulrike Hillmann in ihrer Begrüßung und fuhr fort:
Um ihn gut zu bewältigen, brauchen wir vor allem Vertrauen: untereinander und auf Gottes Zusage. Vertrauen ist ein kostbares Gut, das uns zusammenhält oder zusammenhalten könnte – in unserem Land wie in unserer Kirche. Das gilt es ebenso zu bewahren und zu schützen wie das Klima – auch für unsere Kinder und Enkel, für die jungen Menschen in der Kirche, die unsere Zukunft sind. Ihnen, unseren Gästen, danke ich für alles Vertrauen, für alle verlässliche Zusammenarbeit und für gemeinsame Perspektiven in die Zukunft.
Landtagspräsidentin Kristina Herbst überbrachte ein Grußwort der Landesregierung und sagte:
Die Krisen sind menschengemacht. Wir als Menschheit können der Klimawende nur global begegnen. Der Glaube an Gott kann dabei unsere Richtschnur sein.
"Das Ziel nicht aus den Augen verlieren"
Bischof Magaard ging in seinem Impuls auf das Thema des Abends ein und sagte:
Die Welt gehört nicht uns. Für alles, was wir miteinander teilen, haben wir eine Verantwortung, es auch gut zu hinterlassen. Ich verstehe alle, die all das Reden, das ohne Folgen bleibt, ungeduldig werden lässt. Ungeduld, weil jetzt die Zeit ist, die entscheidenden Schritte zu tun.
Doch warum fällt uns ein konsequentes Handeln gesamtgesellschaftlich so schwer? Die Frage beschäftigt auch uns als Kirche. Wenn wir anfangen, anders zu leben – klimabewusster, nachhaltiger, achtsamer oder wie auch immer wir diese Veränderung beschreiben wollen – müssen wir immer weiter miteinander reden, um nach geeigneten Lösungen zu suchen und das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Bischof Gothart Magaard
"Mit Marmelade die Welt verbessern"
In den anschließenden Statements drehte es sich inhaltlich um gute Vorbilder und Ideen. Moritz Dietzsch gehört zu den "Resterittern" aus Kiel. Er erläuterte in seinem kurzen Statement die Entstehung und das Konzept der Firma, die sich aus seiner Zeit als Pfadfinder entwickelte:
Wir wollen mit Marmelade die Welt ein bisschen besser machen – indem wir Lebensmittel retten und damit der Lebensmittelverschwendung entgegenwirken. Moritz Dietzsch
"Dankbar, Menschen mitzureißen"
Aus dem Bereich der Jungen Nordkirche kamen Hannah Ladouceur und Clara Brandt zu Wort. Hannah Ladouceur engagiert sich im Klimaausschuss der Nordkirche sowie bei der Jugendklimakonferenz der Jungen Nordkirche. Dass sie sich heute in den Gremien der Nordkirche einsetzt, hätte sie vor zwei Jahren nicht gedacht. Sie freue sich über diese Möglichkeiten des Engagements:
Denn mich bereichert es persönlich und ich bin dankbar, wenn ich meinerseits Menschen mitreißen und die Themen, die mir wichtig sind – insbesondere den Klimaschutz – einbringen kann. Hannah Ladouceur
"Zeigen, wie wichtig bewusster Umgang mit Ressourcen ist"
Clara Brandt ist im Evangelischen Kinder- und Jugendbüro des Kirchenkreises Nordfriesland tätig. „Mit unserer Arbeit und den Projekten für Kinder und Jugendliche in Gemeinde und Kreis, die für alle zugänglich sind und Themen wie Nachhaltigkeit behandeln, wird schon den Kleinen gezeigt, wie wichtig ein bewusster Umgang mit den Ressourcen ist und was es heißt, rücksichtsvoll und nachhaltig zu leben,“ erläuterte sie.
Denn wenn wir es schaffen, dass alle Generationen an einem Strang ziehen und voneinander lernen, dann gelingt es vielleicht auch, den geliehenen Stern lebenswert zu hinterlassen. Clara Brandt
Merle Fromberg ist im Kirchenkreis Ostholstein für das Thema Tourismuskirche zuständig. Sie stellte fest: "Nachhaltiges Reisen gewinnt in Anbetracht der sich anbahnenden ökologischen Katastrophe an Bedeutung. Gäste, die zu uns kommen, sind nicht auf der Jagd nach 'Halli Galli' und 'Action' – 'Entschleunigung' ist das Zauberwort. Bleiben die Gäste in Deutschland, steigen sie nicht in den Flieger."
Wir als Kirche sind ein wichtiger Kooperationspartner für sanften, langsamen Tourismus, der nachhaltig erholsam ist – zum Beispiel mit unseren Atempausen und Gute-Nacht-Geschichten am Strand. Merle Fromberg
Im Anschluss gab es während eines Empfangs für die Gäste die Möglichkeit zu Gesprächen, Austausch und Begegnung im sommerlichen Innenhof des Doms.