Days of Grace – eine Jugendfreizeit voller Tiefe, Kreativität und spiritueller Verbundenheit
26. April 2025
Fünf Tage, die Spuren hinterlassen: Bei der evangelischen Jugendfreizeit ՙDays of Graceՙ an der Ostsee tauchen Jugendliche und junge Erwachsene in ein intensives Miteinander ein. Was sie mitnehmen, ist mehr als nur eine Erinnerung. Sie entdecken, welche Kraft gelebter Glaube wecken kann.
Mehr erfahren über "Days of Grace": Mitfahren, Impressionen der letzten Jahre anschauen, Kontakte
Einmal jährlich über die Osterfeiertage bietet die Evangelische Jugend der Kirchengemeinde Schleswig eine Freizeit für Jugendliche und junge Erwachsene an: die sogenannten ՙDays of Graceՙ. In diesem Jahr hat die Freizeit bereits zum 18. Mal stattgefunden – und ist alles andere als in die Jahre gekommen.
Fast sechzig Teilnehmende – davon ca. ein Drittel Teamer:innen – und eine Handvoll Leitungspersonen verbringen fünf Tage, vollgepackt mit Programm, Austausch, Miteinander und Gemeinschaft, auf dem Kirchberg in Neukirchen an der Ostsee. Die Eindrücke, die sie mit nach Hause bringen, sind von Abenteuern und Aktivitäten geprägt – mehr noch jedoch von tiefgehenden Glaubenserfahrungen und gelebter Spiritualität.

Teams, Sessions und Herzblut für die Sache
Schon in den Wochen vor der eigentlichen Freizeit gibt es mehrere Treffen, bei denen sich die verschiedenen Teams auf ihre Aufgaben vorbereiten – etwa das Band-Team, ein Theater-Team, ein Theologie-Team oder ein Kreativ-Team. Jedes dieser Teams trägt auf besondere Weise zu den ՙDays of Graceՙ bei.
Die Band spielt eine große Rolle in den täglich stattfindenden Gottesdiensten – auf der Freizeit ՙSessionsՙ genannt. „Als Band gestalten wir die Gottesdienste musikalisch. Ich selbst bin dort Gitarristin und Sängerin. Mindestens sieben Lieder singen wir in den Sessions. Zur Band gekommen bin ich nach meiner ersten Teilnahme als Konfi. Seitdem bin ich jedes Jahr dabei – und engagiere mich in verschiedenen Gruppen der Evangelischen Jugend in Schleswig“, erzählt Ronja Köster (18).
Betreuer sind auch Predigtpaten
In ihrer Predigt, die sie in einer der Sessions gehalten hat, war es Ronja wichtig, die Lebenswelt der Jugendlichen mit einzubeziehen. Bei den Vorbereitungstreffen wurde sie dabei von einem der Predigtpaten begleitet.
Das sind Theologen, die als Betreuer die Freizeit begleiten – in diesem Jahr die Pastoren Robert Wolff (Kirchengemeinde Schleswig), Hinnerk Husmann (Kirchengemeinde Jübek-Idstedt) und Karsten Baden-Rühlmann (Jugendkirche des Ev.-Luth. Kirchenkreises Hamburg-West/Südholstein).
Mit im Leitungsteam sind außerdem der Schleswiger Jugendwart Gero Moltzen und seine Frau Svenja Moltzen – beide als Gründer:innen der Freizeit von Anfang an dabei und ausgestattet mit einem großen Erfahrungsschatz, einem schier unerschöpflichen kreativen Geist und viel Herzblut für die Sache.

Ein besonderes Thema
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„Wir widmen uns bei jeder Freizeit einem Setting. Das wählen wir demokratisch mit allen im Vorbereitungsteam aus. Wir hatten schon ein Mittelalter-Setting oder ein Sherlock-Holmes-Setting“, erzählt Ronja.
„In diesem Jahr ging es thematisch um die Geschichten im Danielbuch, in denen viel Gottvertrauen, Gebet und starker Glaube drinstecken. Die Geschichte wurde in Abschnitten und mit improvisierten Texten vom Theater-Team in den Sessions dargestellt."
Kreativität und Gestaltungskraft sind in jeder Hinsicht wesentliche Faktoren bei den ՙDays of Graceՙ – nicht nur bei der fantasievollen Ausgestaltung des Settings und in den Workshops, in denen täglich neue Materialien und Techniken ausprobiert werden konnten.
Inspiration und ein Ritual am Strand
„Ich würde das als Inspiration bezeichnen, was sich in den Gesprächsrunden und Bibelgruppen einstellt“, erläutert Hinnerk Husmann. „Diese Vielfalt an Menschen und Formaten, in der alle Lust haben, füreinander da zu sein, gibt uns die Möglichkeit, unsere eigenen Wege zu Gott zu finden.“
Von einem besonders schönen Beispiel erzählt Niklas Grove (15): „Ein paar von uns haben am Strand Steine ins Wasser geworfen. Es war ein Teilnehmer mit Beeinträchtigung, der auf die Idee kam, mit jedem geworfenen Stein ein Gebet zu verknüpfen. Ganz schnell entwickelte sich daraus ein Ritual. Wir haben es ‚Steinwurfgebet‘ genannt.“

Jeder darf sich zeigen – mit Stärken und Schwächen
Für alle drei ist klar, dass sich diese Freizeit deutlich von anderen unterscheidet. „Ich erlebe hier eine ganz große inhaltliche Tiefe, die mich wirklich berührt," sagt Ronja.
Die Tiefe entsteht durch die große Vertrautheit und Offenheit untereinander. Jeder kann seine Fragen und Gedanken äußern – auf Augenhöhe und unabhängig von seiner Rolle oder Persönlichkeit.
Weiter erzählt sie: "Zudem kann sich hier jeder entfalten, seine Begabungen und Stärken einbringen – und auch seine Schwächen zeigen.“
Das Feuer des Heiligen Geistes
Dass in diesem Jahr auch drei unterschiedlich stark beeinträchtigte Kinder dabei waren und sich intensiv eingebracht haben, ist für Ronja, Niklas und Hinnerk ein Zeichen der starken Gemeinschaft, die dort entsteht.
Hinnerk Husmann: „Es ist egal, ob du eine Behinderung hast, ob du zwölf Jahre alt oder 29 oder noch älter bist, ob du Pastor oder Teilnehmer:in bist.
Wir kamen dort an, und innerhalb kürzester Zeit war ein unglaubliches Gefühl der Gemeinschaft und Verbundenheit da. Und Gott war für mich persönlich fast greifbar. Für mich ist diese Gemeinschaft gelebtes Luthertum.
"Wir sind alle ein Leib und viele Glieder. In dieser Gemeinschaft nehme ich das Feuer des Heiligen Geistes wahr“, beschreibt der Pastor seine Eindrücke.
Was bleibt, wenn die Tage vorbei sind
„Ich nehme von den ‚Days of Grace‘ ganz viel Kraft mit nach Hause“, erklärt Ronja. „Denn hier geht es nicht darum, meine Päckchen, die ich so mit mir herumtrage, beiseitezustellen und einfach Spaß zu haben.
Hier kann ich hinschauen, was gerade mit mir los ist. Den Dingen, die mich beschäftigen, wird Raum gegeben und wir haben einen Blick auf Menschen, denen etwas auf der Seele brennt und versuchen ihnen mit Gebet und Gesprächen zu helfen.
Dafür gibt es die abendlichen Feedback-Runden in den Zimmern, das ՙLaberfeuerՙ (!), an dem jeder frei von der Seele weg erzählen darf, sowie das Format ‚Fragen-Zweifeln-Pöbeln‘ – all´ das sind Möglichkeiten und Angebote, um ins Gespräch zu kommen“, erzählt sie.
Ermutigung und Stärkung auch als Teamer
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Auch Niklas beschreibt diese Erfahrung: „Für mich ist die Freizeit ein Raum, in dem ich wirklich ganz ich selbst sein kann. Ich kann auch Dinge ansprechen, die mich belasten. Im letzten Jahr war ich da noch ein bisschen skeptisch in manchen Momenten, aber in diesem Jahr habe ich mehr Ermutigung gespürt, aus mir herauszukommen oder Dinge anzusprechen, die mich interessieren – oder die mir auf dem Herzen liegen.“
In seiner Rolle als Teamer macht er umgekehrt auch diese Erfahrung mit den teilnehmenden Jugendlichen: „Es ist total schön zu erleben, wenn ein stiller oder verschlossener Teilnehmer oder eine Teilnehmerin auftaut und aus sich herauskommt – als hätte er einen Weg zu sich selbst gefunden.“
Ein Fundament für das Leben
„Wir beten vor jeder Aktivität. Nicht nur dadurch sind diese Tage sehr stark auf den Glauben ausgerichtet“, sagt Niklas. „Ich habe das Gefühl, dass ich von den ‚Days of Grace‘ Gott als Grundstein oder als ein dickes Fundament für mein Leben mitnehme. Im Lauf des Jahres wird das zwar ein bisschen abgetragen, aber bei den nächsten ‚Days of Grace‘ kommt wieder eine dicke Schicht drauf,“ weiß Niklas.

Hinweis: Alle Fotos wurden von Ronja Köster, Gero Moltzen, Fabian Forck und Laura Jacobsen gemacht.