Dem Berufswunsch entgegen pilgern
21. März 2025
Was will ich nach der Schule eigentlich machen? Dieser Frage können junge Menschen im August beim Pilgern nachgehen. Die Weite, das Laufen und die Gespräche sollen Impulse geben.
Das Ende der Schulzeit bedeutet für viele Schülerinnen und Schüler nicht nur Freude über die geschafften Abschlussprüfungen, sondern auch die große Entscheidung darüber, welchen Weg sie einschlagen wollen.
Anmeldung: Schule vorbei, was kommt jetzt?
Das Ende der Schulzeit beschreibt Frank Karpa, Pilgerpastor der Nordkirche, als Schwellensituation: „Die meisten haben so sehr auf die Abschlussprüfungen hingesteuert, dass sie noch gar keinen Plan gemacht haben für das, was danach kommt. Weil die Prüfungen so wichtig sind.“
Pilgern sei eine gute Möglichkeit, sich klar zu werden: „Wenn man körperlich in Bewegung ist, kommt auch das Denken in Bewegung“, erklärt der Pilgerpastor.
Deshalb organisiert Karpa eine Pilgerreise für Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Zehn Tage, vom 3. bis 13. August, führt er die jungen Menschen über den Birgittenweg durch Ostschweden von Jönköping bis zum Kloster Vadstena.

„Die Landschaft ist einfach unglaublich schön und weit“, erzählt Karpa. „Wenn man von so einer Weite umgeben ist, haben auch alle Gedanken und Gefühle Platz.“ Während der Reise werden die Jugendlichen täglich eine Etappe von 20 Kilometern laufen. Das seien etwa vier bis fünf Stunden Laufzeit am Tag.
Ein Teil des Weges werde im Schweigen gegangen, um die Eindrücke ganz bewusst verarbeiten zu können: „Das kann dabei helfen, den eigenen Gedanken und Fragen nicht auszuweichen, sondern sich ihnen zu stellen.“
Erste Schritte ins Berufsleben
Nach dem jeweiligen Schulabschluss - sei es der erste allgemeinbildende Schulabschluss (ESA), der mittlere Schulabschluss (MSA) oder das Abitur - stehen Jugendliche und junge Erwachsene vor der Herausforderung, einen ersten Schritt in das Berufsleben zu gehen, erklärt Kerstin Albers-Joram vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt. Damit seien zunächst unzählige Fragen verbunden: „Ausbildung oder Studium, Handel, Handwerk oder ein sozialer Beruf? Was passt zu mir? Welche Erwartungen haben andere an mich? Wo verdiene ich auskömmlich?“

Inmitten all dieser Fragen mangele es häufig an konkreten Erfahrungen und guten Gesprächen rund um die Vielzahl möglicher Berufe und die damit verbundenen Berufsbilder, glaubt Albers-Joram.
Gemeinsamer Weg als Chance
Das Besondere am Pilgern sei die Weggemeinschaft. Der gemeinsame Weg biete eine große Chance mit anderen, die sich in einer ähnlichen Lebenssituation befinden, ins Gespräch zu kommen, glaubt Karpa. „Im Verlauf des Weges werden Gespräche Stück für Stück interessanter und intensiver. So haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich im Gespräch einfach mal auszuprobieren. Gedanken zu formulieren und zu schauen, wie die beim Gegenüber ankommen.“

Fragen an das Leben
Religiosität sei keine Voraussetzung für das Angebot: „Man muss nicht als religiöser Mensch losgehen, und man muss auch nicht als religiöser Mensch ankommen“, erklärt der Pilgerpastor. Die Denkanstöße, die der Pilgerweg bietet, sollen den Jugendlichen dabei helfen, sich mit den Fragen auseinanderzusetzen, die sie an das Leben haben. Zu Tagesbeginn wird es deshalb spirituelle Impulse geben. „Das Ziel von diesen Impulsen ist, die Jugendlichen darin zu bestärken, dass ihr Weg der richtige für sie sein wird.“
„Junge Menschen brauchen praktische Erfahrungen, um eine echte Vorstellung von Berufen zu bekommen - sie müssen es selbst erleben“, glaubt Albers-Joram. Dafür brauche es noch gezieltere Angebote, die auf die Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppen abgestimmt sind. Schnuppermöglichkeiten, Praxistage und realistische Einblicke in die Arbeitswelt seien hier wichtige Bausteine.
„In den Schulen muss die Berufsorientierung noch stärker verankert und vor allem mit ausreichend Ressourcen ausgestattet werden“, sagt die Referentin. Sie ist sicher: „Um den oft zitierten Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen, müssen alle Player, wie Schule, Betriebe, Handwerks- und Handelskammer, Agentur für Arbeit an einem Strang ziehen.“