Digitalisierung, Finanzen und #Hoffnungsleuchten: Der Bericht der Landesbischöfin
25. September 2020
Die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ist nun seit einem Jahr im Amt. Auf der Tagung der Landessynode der Nordkirche in Lübeck-Travemünde zog sie Bilanz und gab einen Ausblick zu Themen wie Digitalisierung, Finanzierung und Kirchensteuer - sowie Weihnachten.
Die Amtseinführung der Landesbischöfin begann mit einem Fest - da war noch nicht abzusehen, das Monate später die Corona-Krise alles verändern würde.
Neu und anders handeln
"Wir waren da. Wir sind da. Präsent. Engagiert. Verlässlich", sagt die Landesbischöfin über die Rolle der Kirche in der Corona-Krise. Auch wenn zu Beginn aufgrund mangelnden Wissens um die Krankheit nicht sofort alles richtig gemacht worden ist, kann man aus dieser Phase lernen. "Aus meiner Sicht lernen wir gerade neu, mit Ambivalenzen und Widersprüchen zu leben, die sich nicht schnell und einfach auflösen lassen", sagt die Landesbischöfin. "Wer mit unauflöslichen Widersprüchen zu leben vermag, in einem nicht perfekten Leben, wer um Schuld weiß, Reue empfinden und um Vergebung bitten kann, wird frei, neu und anders handeln zu können."
#Hoffnungsleuchten zu Weihnachten
So wird auch in diesem Jahr zu Weihnachten anders gehandelt als in den Vorjahren. Unter dem Hashtag "Hoffnungsleuchten" wird es Formate geben, wie sich in diesem Jahr unter Corona-Bedingungen Weihnachten in der Kirche und außerhalb feiern lässt.
Für die in Not geratenen Flüchtlinge in Griechenland erwarte sie von der Synode "ein Zeichen der Barmherzigkeit" - ein "Hoffnungsläuten für Moria".
Kirchensteuern und neue Finanzierungsmodelle
Kirchensteuern sind aufgrund des Steuereinbruchs durch die Corona-Krise auch auf der Synode ein großes Thema. "Wir müssen uns fragen, ob die Kirchensteuer in ihrer bisherigen Form weiterhin die Hauptsäule der Finanzierung unserer Kirche sein kann und sein soll", sagt die Landesbischöfin in ihrem Bericht. Sie plädiert für eine Reform; auch Kirchenmitglieder sollten dazu befragt werden, welche Formen Finanzierung sie langfristig unterstützen würden. "Denn unser derzeitiges Kirchensteuermodell ist nicht in Stein gemeißelt", so die Landesbischöfin. Das rund 100 Jahre alte Modell müsse hinterfragt werden.
Nordkirche in einer digitalen Pionierrolle
Dass alte Strukturen sich auflösen, wird darüber hinaus auch im Zuge der Digitalisierung deutlich. Nicht nur die Beteiligungskultur ist laut Landesbischöfin vielfältiger geworden, sondern die Digitalisierung sei auch eine neue Chance für das Priestertum aller Gläubigen. In der Corona-Krise habe die Nordkiche eine Pionier-Rolle eingenommen, weil innerhalb kürzester Zeit neue digitale Formate vom Livestream über Segensworte in sozialen Netzwerken entstanden seien, aber auch kreative analoge Formate.
Neuer digitaler Sprengel
Kühnbaum-Schmidt sehe einen vierten "digitalen" Sprengel. Durch ihre Nutzung von sozialen Netzwerken habe sie einen Raum erlebt, in dem geografische und demografische Grenzen überschritten werden, aber in dem der Glaube Menschen zusammenführt.
Treffen zu 30 Jahre Deutsche Einheit
Im vergangenen Jahr hat die Landesbischöfin zum Jubiläum "30 Jahre Deutsche Einheit" zudem in vielen Begegnungen mit Menschen über ihre persönlichen Erfahrungen gesprochen. "Diese Treffen gehören zu meinen kostbarsten Erfahrungen in diesem ersten Jahr in der Nordkirche. Ich danke dafür von Herzen", sagt sie. Die Lebenserfahrungen von Menschen mit einer ostdeutschen Biografie müssen laut Kühnbaum-Schmidt mehr als bisher für Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens berücksichtigt werden, damit sich nicht mehr 40 Prozent der Menschen in ostdeutschen Bundesländern zurückgesetzt fühlen. "Auch wir müssen reden! Miteinander, nicht übereinander", so Kühnbaum-Schmidt.