Der Duft vom Paradies - Gärten als lebendige Zeugen der Bibel
16. August 2019
Verschiedene Gerüche, Farben und Geschmäcker - in Bibelgärten wird die Heilige Schrift lebendig. Der bundesweit älteste Bibelgarten blüht im Botanischen Garten Hamburg im Stadtteil Klein Flottbek. Hier kümmert sich seit 20 Jahren Gärtner Volker Struß liebevoll um Liebesäpfel, Feigen, Wein und Co.
www.bibelgärten.infoBotanischer Garten in Klein FlottbekBibelgarten im Bibelzentrum BarthBibelgarten im Bibelzentrum Schleswig
Der Bibegarten in Hamburg ist einer von rund 100 Bibelgärten deutschlandweit. Die meisten von ihnen werden von kirchlichen Einrichtungen angelegt und gepflegt. Gärtner Struß weiß, warum: "Zum einen ist es für die Gemeinde nach innen schön, es bildet sich eine Gruppe, die das zusammen macht und gestaltet. Dadurch wird das Gemeindeleben lebendig. Nach außen hin geht es oft darum, ein niederschwelliges Angebot zu haben, um mit Menschen über den Glauben und das Christentum ins Gespräch zu kommen. Wenn ich in einen Bibelgarten komme, dann bin ich ja sofort im Thema drin. Das ist eine Chance, die diese Gärten gut nutzen".
"Lebendige Zeugen der Bibel"
Rund 110 verschiedene Arten werden im Alten und neuen Testament genannt. Myrrhe, Olive, Wein, oder Mandelbaum - sie führen die Garten-Besucher weit zurück in die Vergangenheit. "Wir haben hier die Pflanzen, die vor 3000 Jahren die Heiligen und die Propheten der Bibel begleitet haben. Diese Pflanzen gibt es ja zum Teil immer noch. Das bedeutet, wir haben hier ganz lebendige Zeugen der Bibel", schwärmt der 60-Jährige. Sonst müsse man die Bibel ja immer irgendwie mit Worten erneuern und modern machen. "Aber die Pflanzen, die leben, die sind da, und geben dadurch auch eine frische in die alten Texte, deren Kern ja nach wie vor modern und wahr ist", so Struß.
Als Struß, der seit 1982 als Gärtner arbeitet, 1999 die Verantwortung für den Bibelgarten in Klein Flottbek übernahm, habe er sehr viel in der Bibel gelesen und auch in weiterführender Literatur über die Pflanzen der Bibel. Im Jahr 2000 wurde der Garten neu gestaltet. Er umfasst heute eine Sammlung von etwa 80 in der Bibel erwähnten Pflanzen. Diese sind unter den drei Themen Gleichnisse in der Bibel, das Hohelied Salomons und der Weg Mose dargestellt. Informationstafeln weisen auf die Stellen hin, an welchen die Pflanzen in der Bibel genannt sind und geben weiterführende Erklärungen. Einjährige Wildblumen laden im Frühsommer zum Verweilen ein.
"Brennender Busch" als Geschenk von Loki Schmidt
Jede Pflanze habe so ihre eigene Geschichte zu erzählen, sagt Struß. Der besondere Duft der Liebesäpfel zum Beispiel, die Frucht des Nachtschattengewächses Alraune, wie er schon im Hohelied Salomos (7,14) beschrieben wird.
Ein wenig stolz ist er auf den "Brennenden Busch", die Heilige Brombeere. Denn das Exemplar in Hamburg stammt direkt von einer Mutterpflanze ab, die am Fuß des Berges Sinai gepflegt wird. "1985 hat Loki Schmidt uns einen Steckling von ihrer Reise ins Katharinenkloster mitgebracht", berichtet Struß. Seine Lieblingspflanze sei aber die Wildrose "Maria Windelwasch". Wenn er einmal schlechte Laune habe, müsse er nur den besonderen Duft ihrer Blätter in die Nase bekommen, und gleich gehe es ihm wieder besser.
Einige Plfanzen gedeihen in Hamburg nur in Kübeln, da das norddeutsche Klima zu rauh für sie ist. Andere fühlen sich hingegen das ganze Jahr lang auch draußen wohl. "Mit den milder werdenden Wintern kann man mittlerweile viele Sachen im Freiland kultivieren, die vor 20 oder 30 Jahren noch undenkbar waren", erklärt der 60-Jährige. So wachsen nebem dem großen Holzkreuz, das den Bibelgarten im Botanischen Garten deutlich erkennbar macht, auch Feigen neben Apfelbäumen.
"Eine schöne Art sich dem Glauben zu nähern"
Ihm selbst bedeutet der Bibelgarten sehr viel. "Es ist für mich eine sehr schöne Art, sich dem Glauben zu nähern. Ich habe den Eindruck, wenn man auf die Pflanzen blickt, hat man schon fast einen Universalblick auch auf die Bibel".