Demokratie stärken

Der Norden steht auf gegen die Zusammenarbeit mit Rechtspopulisten

"Kappeln ist bunt" und "Wir sind stärker als der Hass" steht auf den Plakaten der Demonstranten, die am Wochenende gegen Rechtsradikalismus auf die Straße gingen.
"Kappeln ist bunt" und "Wir sind stärker als der Hass" steht auf den Plakaten der Demonstranten, die am Wochenende gegen Rechtsradikalismus auf die Straße gingen. © Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

02. Februar 2025

"Verhärtet eure Herzen nicht", sagt Bischöfin Nora Steen vor tausenden Demonstrierenden in Flensburg. In ganz Norddeutschland sind am Wochenende Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die Zusammenarbeit der CDU/CSU und FDP mit der AfD zu protestieren. Im Fokus steht besonders das Recht auf Asyl von Verfolgten.

Mehrere tausend Menschen haben am Wochenende unter anderem in Kiel, Schleswig und Flensburg für Freiheit, Demokratie und eine offene Gesellschaft demonstriert.

Demonstrant mit einem Schild, auf dem "Nazis? Hatten wir schon!" steht.
Klare Botschaft: In Flensburg und anderen Städten im Norden positionieren sich die Menschen gegen eine rechtsradikale Politik. © Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

Aufgerufen hatten Bündnisse aus zivilgesellschaftlichen, politischen und gewerkschaftlichen Gruppen, denen sich auch die Kirche angeschlossen hatte.

Demo auf dem Flensburger Südermarkt
In Flensburg kamen tausende Menschen zur Demo auf dem Südermarkt zusammen. Sie setzen ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und für die Wahrung der Menschenrechte. © Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

Bischöfin Steen: "Verhärtet eure Herzen nicht"

Nora Steen, Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein, hat in Flensburg und Schleswig zu den Demonstrierenden gesprochen: „Wir sind doch ein Einwanderungsland“, sagte sie. Und weiter:

Ohne Ärzt:innen, ohne Pflegepersonal, ohne Gastronom:innen, ohne Erntehelfer:innen, ohne unsere Mitbürger:innen aus Syrien und Afghanistan, der Türkei oder der Ukraine, aus Polen und so vielen anderen Ländern würde unsere System kollabieren. Danke, dass ihr da seid.

Bischöfin Nora Steen auf einer Demo in Flensburg
Bischöfin Nora Steen unterstützt die Demos für Vielfalt und Demokratie. Hier spricht sie in Flensburg. © Kirchenkreis Schleswig-Flensburg

Sie rief dazu auf: "Lasst uns reden, lasst uns diskutieren. Es geht darum, ob Hass oder Liebe uns leiten." Es sei wichtig, in Wertschätzung bei einander zu bleiben, auch wenn nicht immer alle einer Meinung sind. "Also: Bleibt laut, bleibt bunt. Aber: Verhärtet Eure Herzen nicht,“ so Bischöfin Steen.

Weitere Proteste in Hamburg und Kiel: Wir sind die Brandmauer

Auf dem Kieler Rathausplatz waren am Sonntag ebenfalls tausende Menschen zuammengekommen. Aufgerufen hatten unter anderem Fridays for Future Kiel, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. 

Bereits am Freitag und erneut am Samstag versammelten sich mehrere zehntausend Menschen in Hamburg. Am Freitag hatten die "Omas gegen Rechts" eine symbolische Menschenkette um das Rathaus organisiert, die auch an der Hauptkirche St. Petri entlang führte. 

Menschenkette gegen Rechts Hamburg 2025 vor Hauptkirche St. Petri: Blick von oben
Die Hamburger Hauptkirche St. Petri liegt an der sogenannten Bannmeile rund um das Hamburger Rathaus. Tausende hatten sich versammelt, um eine Menschenkette zum Schutz der Demokratie zu bilden.© Kommunikationswerk der Nordkirche

Am Samstag gingen erneut rund 65 000 Menschen auf die Straße, um sich für eine offene, vielfältige und demokratische Gesellschaft einzusetzen.

Die Würde des Menschen ist unantastbar

In Eckernförde gab es bereits am Samstag (1. Februar) einen Aktionstag von 10 bis 13 Uhr auf dem Kirchplatz vor der St. Nicolai-Kirche. Das Motto: „Würde – unantastbar“. Menschen sich das Motto der Aktion auf einen Holzrohling brennen lassen.

Bewusst machen soll der Tag vor allem eines, hieß es von Seiten der Kirchengemeinde: Dass wir die Wahl haben, „uns zu entscheiden, jeden Tag aufs Neue“. 

Auslöser war Abstimmung über Migration im Bundestag

Auslöser der bundesweiten Proteste ist der sogenannte 5-Punkte-Plan der CDU/CSU, der mit den Stimmen der FDP und der AfD am Mittwoch im Bundestag verabschiedet wurde.

Darin ging es um Vorschläge, die die Migration nach Deutschland steuern und begrenzen sollen, aber de facto vor der Bundestagswahl nicht mehr umgesetzt werden, da es sich nur um eine Absichtserklärung handelte. Allerdings: Friedrich Merz (CDU) habe noch im November versprochen, nicht mit der AfD zusammenzuarbeiten, erklärte Simone Hauberger von Students for Future in Kiel.

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