Gedenkstätte für Lübecker Märtyrer verzeichnet Rekord
25. März 2025
Die Gedenkstätte Lübecker Märtyrer ist die am meisten besuchte Gedenkstätte in Schleswig-Holstein. Knapp 19.000 Menschen haben die Gedenkstätte in der Lübecker Herz-Jesu-Kirche im vergangenen Jahr besucht. Im Gespräch erzählt Jochen Proske, Leiter des Erinnerungsortes, warum das so ist.
Sie liegt mitten in Lübeck: Die Gedenkstätte für die vier Geistlichen, die hingerichtet wurden, weil sie sich der Nazi-Diktatur widersetzt hatten. Einst tauften, beerdigten und predigten sie in Lübecks Innenstadt. Heute wird in der Herz-Jesu-Kirche die Erinnerung an diese vier mutigen Männer mit einer Dauerausstellung wachgehalten.
Sie haben nicht geschwiegen
Die katholischen Kapläne Eduard Müller, Johannes Prassek und Hermann Lange sowie der evangelische Pastor Karl Friedrich Stellbrink waren der Überzeugung, dass ihr Beruf auch eine Verpflichtung mit sich bringt: Sie waren der Auffassung, dass sich die Verbrechen der Nationalsozialisten nicht mit einem christlichen Menschenbild vereinbaren ließen. Also bezogen sie öffentlich Stellung gegen das Naziregime und sammelten verbotene Informationen.
Sie begaben sich damit in Lebensgefahr und wurden schließlich inhaftiert. Am 10. November 1943 wurden alle vier Lübecker Geistlichen durch das Fallbeil hingerichtet.
Gedenkstätte regt zu Gesprächen an
„Es ist eine Geschichte, die man gut erzählen kann“, erklärt Jochen Proske, Leiter des Erinnerungsortes, warum dieser Erinnerungsort einen so hohen Zulauf hat. Und diese fesselt auch zufällige Gäste. „Die Hauptgruppe unserer Besucher sind Touristen, von denen die meisten auf dem Weg zum Dom ganz zufällig hereinkommen“, erklärt Proske, der die Gedenkstätte seit 10 Jahren leitet.

Nur ein kleiner Teil plane den Besuch. Darunter seien zum Beispiel Schulklassen und andere Gruppen. „Häufig ergeben sich Gespräche mit den Ehrenamtlichen“, so Proske. Die Menschen begännen zu erzählen, von anderen Orten, an denen die Nazis grausame Dinge vollbrachten, Familiengeschichten und Schicksale.
Es geht immer auch um unseren heutigen Alltag
Aber nicht nur das. Es gehe immer auch um die Frage, wo einem im heutigen Alltag Ausgrenzung, Hass und Diskriminierung begegnen. „Das ist so wichtig“, sagt Proske. „Wir wollen ja hier nicht nur eine Geschichte erzählen, die vor 80 oder 90 Jahren passiert ist, und dadurch betretenes Nicken provozieren. Wir müssen Gespräche provozieren!“