Beratungsstelle für Prostituierte

Diakonie-Beratung hilft Hamburgs Sexarbeiterinnen

Love-Schriftzug auf lackierten Nägeln
Love-Schriftzug auf lackierten Nägeln© Unsplash

14. Juni 2023

Im "Sperrgebiet St. Pauli" bietet die Fachberatungsstelle Prostitution der Diakonie Hamburg Sexarbeiterinnen kostenlose Beratung, Lebensmittel und Kleidung. In diesem Sommer feiert das Angebot seinen 50. Geburtstag.

Schon ein halbes Jahrhundert lang erhalten Sexarbeiterinnen im „Sperrgebiet St. Pauli“ Hilfe. Zwölf Jahre später startete mit dem „Sperrgebiet St. Georg“ ein weiteres Angebot. Beide sind Teil der Fachberatungsstelle Prostitution der Diakonie Hamburg. „Frauen erhalten hier Lebensmittel, können duschen, Wäsche waschen und sich beraten lassen. Unsere Angebote sind anonym und kostenlos“, sagt Christin Laudon (34), Leiterin der Fachberatungsstelle Prostitution. 

Kampf gegen Stigmatisierung

Der christliche Gedanke bestehe darin, Nächstenliebe zu zeigen und Menschen so zu akzeptieren, wie sie sind, sagt Laudon. Gemeinsam mit den Frauen, die in die Einrichtungen kommen, kämpfe ihr Team dafür, dass Sexarbeit gesellschaftliche Anerkennung erfährt und die Stigmatisierung der Frauen aufhört.

Rund 400 unterschiedliche Nutzerinnen habe das Team im vergangenen Jahr im „Sperrgebiet St. Georg“ sowie gut 300 im „Sperrgebiet St. Pauli“ gezählt, sagt Laudon, betont aber: „Viele von ihnen sind Stammkundinnen, das heißt, sie kommen täglich oder wöchentlich vorbei.“ Die meisten Frauen seien zwischen 25 und 35 Jahre alt.

Ein Schutzraum für Frauen

Während einige kämen, um Essen oder Kleidung zu erhalten, hätten andere gesundheitliche Fragen. Wieder andere suchten eine Wohnung oder wollten sich beruflich verändern. „Uns sagen immer wieder Frauen, dass es ihnen guttut, hier sein und mit unseren Sozialarbeiterinnen sprechen zu können“, berichtet Laudon. Die Frauen seien zudem dankbar, einen Ort zu haben, der ihnen als Schutzraum diene. Gewalt sei in der Branche ein großes Thema.

Dass viele Sexarbeiterinnen ihrer Arbeit illegal nachgehen, indem sie in Sperrgebietszonen arbeiten, würden Laudon und ihr Team unparteilich akzeptieren. „Wir klären die Frauen darüber auf, dass die Arbeit in den Sperrgebieten verboten ist, aber wir verurteilen sie nicht, wenn sie dagegen verstoßen.“

Präventionsarbeit an Schulen

Mit dem Projekt „FairLove“ versucht die Fachberatungsstelle unter anderem, Minderjährige vor Prostitution zu schützen. Junge Leute würden beispielsweise in Schulen über die Loverboy-Methode informiert. „Das ist eine Methode, bei der meist junge Männer gegenüber minderjährigen Mädchen eine Liebesbeziehung vorspielen und sie in die Prostitution manipulieren“, sagt Laudon.

Die Leiterin der Fachberatungsstelle Prostitution wünscht dem „Sperrgebiet St. Georg“ und dem „Sperrgebiet St. Pauli“, „dass sie noch mindestens weitere vierzig, fünfzig Jahre bestehen können – ohne finanzielle Einbußen und ohne große konzeptionelle Veränderungen, was ihre Tätigkeiten betrifft“.

Finanzierung und Kontakt

Zwei Drittel der Finanzierung der Beratungsstellen läuft über die Sozialbehörde, ein Drittel stammt aus dem Topf der Diakonie Hamburg. Das Projekt „FairLove“ zum Schutz von Minderjährigen wird bis Ende des Jahres von der „Aktion Mensch“ gefördert. Weitere Spenden sind notwendig, um es mittelfristig fortsetzen zu können. 

Auf der Website www.sperrgebiet-hamburg.de lassen sich zum „Sperrgebiet St. Pauli“ und zum „Sperrgebiet St. Georg“ Info-Flyer in sieben verschiedenen Sprachen herunterladen. Neben den Kontaktmöglichkeiten und Sprechzeiten findet sich dort auch der Link zur Online-Beratung

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