Die Kinderkathedrale – eine Kirche für Kinder in Bramfeld
22. April 2022
Eine Kirche für Kinder zum Ausprobieren und Entdecken, das soll die Simeonkirche in Hamburg Bramfeld sein. Die Gemeinde hat dafür Platz gemacht in ihrem Gotteshaus. Die erste "Kinderkathedrale" der Hansestadt wird am Sonntag, 24. April, in einem Gottesdienst mit Bischöfin Kirsten Fehrs offiziell eröffnet.
Die evangelische Simeon-Kirchengemeinde in Hamburg Bramfeld hat sich als erste Kirche im Norden auf den Weg gemacht und ihre Türen für Kinder geöffnet, um Kinderkathedrale zu sein. In einer Hälfte der Kirche stehen nun statt schwerer Kirchenbänke kleine Stühle, liegen Teppiche und Spielzeug. Das Projekt läuft bereits seit gut eineinhalb Jahren. Bedingt durch die Corona-Pandemie gab es aber Unterbrechungen und auch die Eröffnung kann erst jetzt stattfinden.
60 Schulklassen und Kita-Gruppen, rund tausend Kinder also, haben seit November 2020 die Kinderkathedrale besucht. Sie haben biblischen Geschichten an Erzähltischen gelauscht, gebastelt, getobt, mit Playmobil und Lego gespielt und den Altar mit Kreidestiften bunt bemalt.
Jeden Mittwoch ist die Kirche drei Stunden lang für alle geöffnet. Die Kinder können spielen und ihre Eltern klönen.
Die Kinderkathedrale möchte Freiraum bieten für Fragen, Ausprobieren und Erzählen, heißt es in dem Konzept der Gemeinde: „Kinder, aber auch Jugendliche und Erwachsene dürfen bei uns über Gott und die Welt nachdenken.“
An den offenen Nachmittagen kommen bis zu 40 Kinder, Eltern und Großeltern zum Spielen, Basteln, Schnacken ind ei Kirche. Der 60 Jahre alte moderne Bau ist Gemeindekirche für das Bramfelder „Stühm“-Quartier im Nordosten Hamburgs.
„Die Kinderkathedrale ist ein einladender Begegnungs- und Bewegungsort im Stadtteil!“, freut sich Diakonin Svenja Kröger, die mit ihrer Kollegin Claudia Sohns das offene Angebot liebevoll gestalten und begleitet. Und eine Mutter ergänzt: „Ich mag die Atmosphäre in der Kirche, sie erfüllt mich mit Geborgenheit und entspannt. Meine Kinder werden so angenommen wie sie sind und liebevoll behandelt. Danke, dass es diese Möglichkeit gibt.“
Lasset die Kinder zu mir kommen
„Die Idee ist nicht neu. Sie stammt von Jesus.“, erklärt Antoinette Lühmann, Pastorin der Fachstelle Kindergottesdienst in der Nordkirche, „Er sagt zu den Erwachsenen: Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht, denn solchen gehört das Reich Gottes“.
Zusammen mit Gwen Schwethelm, Pastorin in der Simeon-Kirchengemeinde fragte Antoinette Lühmann im Sommer 2020 wie ein Kirchraum gestaltet sein müsste, damit Kinder sich darin wohlfühlen. Und weiter, welche Angebote brauchen Kinder, um in ihrem religiösen Empfinden, Fragen und Suchen bestärkt und ernst genommen zu werden.
Geschichten erleben
Es entstand ein Konzept, das nicht nur den Kirchengemeinderat begeisterte, sondern auch die Gemeindemitglieder und Kinder und Erwachsene gleichermaßen: In der Kinderkathedrale gibt es kleine und ganz kleine Stühle, Teppiche, Sessel und Sitzsäcke. Es gibt Knete, Bauklötze, viele Bücher und Symbole. Geschichten können nachgespielt und weitergedacht werden.
Glaube und Religion mit allen Sinnen erfahren
„Wir wollen Kirche zusammen mit Kindern sein. Eine Kirche die einlädt, Glauben und Religion mit allen Sinnen zu erfahren. Ohne erhobenen Zeigefinger. Dafür mit viel Raum und Wertschätzung für das, was Kinder denken, wünschen und wovon sie träumen!“, erklärt Gwen Schwethelm, die Haltung der Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kinderkathedrale. Und Gemeindepädagogin Claudia Sohns schwärmt: „Es beeindruckt mich, wie die Kinder die Aussagen der biblischen Geschichten erfassen und sich von ihnen berühren lassen. Es ist der richtige Weg, mit den Kindern über Gott und den Glauben ins Gespräch zu kommen.“
Kirche zum Ausprobieren mit Kopf, Herz und Hand
Die Kinderkathedrale ist Kirche zum Ausprobieren mit Kopf, Herz und Hand. Und dieses Konzept geht auf. Ein Kind sagt: „Ich mag die Kinderkathedrale, weil ich da basteln mag und Freunde treffen kann, wenn da welche sind. Und die Projekttage sind toll.“ Und der große Bruder ergänzt: „Es ist cool dabei zu sein. Man kann gut Ticken spielen.“
Mut wird belohnt
„Es ist so schön zu erleben, wie die Kinder den Kirchraum für sich entdecken, erfüllen und gestalten“, resümiert eine Grundschullehrerin, die mit ihrer Klasse zum dritten Mal zu Besuch ist. Die Simeon-Kirchengemeinde ist einen mutigen Schritt gegangen und wird belohnt mit strahlenden Kinderaugen und Leben in der Kirche. Nicht mehr nur sonntags. Es lohnt sich die Türen zu öffnen und den Kindern Raum zu geben. Auf dem Altar steht in gelber Kreidefarbe und Kinderschrift: „Die Beste Kierche der Weld“.