Die neuen Vikare im Norden ziehen in die Kirche ein
29. August 2014
Ratzeburg. Was versprechen sich die neuen Vikare von ihrer Ausbildung? Im September beginnt für 15 Männer und Frauen der praktische Teil ihrer theologischen Ausbildung. Hier erzählen zwei künftige Pastorinnen.
Die Vorfreude auf das Vikariat merkt man Nina Heinsohn schon an der Stimme an. Die 34-Jährige, die zurzeit noch an ihrer Promotion arbeitet, wird im September nach Reinbek-West gehen und dort den praktischen Teil ihrer Ausbildung zur Pastorin bestreiten.
Erst vor ein paar Monaten trat die Theologin im Predigerseminar in Ludwigslust (Mecklenburg-Vorpommern) zum „Speed Dating“ an: nach einem kurzen Kennenlernen der Gemeinden konnten sich die angehenden Vikare und die Ausbildungsgemeinden in 15 Einzelgesprächen von jeweils acht Minuten „beschnuppern“.
In den darauf folgenden zehn Tagen hatten Heinsohn und ihre Kollegen dann ein bisschen mehr Zeit, sich die Gemeinden vor Ort anzuschauen. „Ich war richtig traurig, als die zehn Tage vorbei waren“, erzählt sie. „Ich hätte mir gern alle angeschaut. Es war spannend, auf diese Weise Kirche vor Ort zu erleben.“ Aber natürlich kann man in den zehn Tagen nicht alle 15 Ausbildungsgemeinden besuchen.
Die Kriterien für den Wunsch-Vikariatsort seien im Kurs sehr unterschiedlich, erzählt Heinsohn. Für manche sei die Region wichtig, für andere das Frömmigkeitsprofil, die Person des Anleiters oder ein besonderer Schwerpunkt der Kirchengemeinde, zum Beispiel Kinder- oder Jugendarbeit.
Neugierig auf das Vikariat in Reinbek
„An Reinbek hat mich gereizt, dass die Kirchengemeinde sehr facettenreich ist, sowohl seelsorgerlich, als auch diakonisch und kulturell wird viel angeboten“, erzählt Heinsohn. Zum Beispiel kümmere sich die Kirchengemeinde hier um Flüchtlinge. Aber auch der Kirchenraum gefällt der künftigen Pastorin. Und die positive Einstellung ihrer dortigen Anleiterin habe sie überzeugt. „Das Bauchgefühl stimmte einfach“, erklärt sie.
„Ich bin vor allem neugierig auf das, was ich bisher noch nicht so kenne“, sagt die Theologin, die auch Lehramt studiert hat und Kirchenmusikerin ist.
Sie ist nicht die Einzige in ihrem Kurs, die neben der Theologie noch andere Fachkenntnisse mitbringt. Heilpraktiker sind hier ebenso dabei wie gelernte Elektriker oder Schulseelsorger. Und auch das Altersspektrum der angehenden Vikare ist breit: von 26 bis 45 reicht es in diesem Kurs.
Am Ende hoffentlich richtig fit für den Beruf
„Für das Pfarramt ist es nicht das Verkehrteste, wenn man neben der Theologie noch andere Hintergründe mitbringt“, freut sich Christian Butt, der am Predigerseminar in Ratzeburg pädagogischer Studienleiter ist und für die Nachwuchsgewinnung zuständig. „Hier treffen Pastorenanwärter, die frisch von der Uni kommen auf solche mit beruflich anderen Vorerfahrungen. Diese Mischung finde ich sehr positiv, für den Kurs und auch für die Gemeinden.“
Sara Burghoff wird im März in der Kirchengemeinde Breitenfelde als Vikarin das Pastorenhandwerk lernen. „Im Studium ging es darum, theoretisches Wissen anzuhäufen. Im Vikariat kann ich das Gelernte nun praktisch umsetzen und mir nach und nach alle Handlungsfelder erschließen, die so typisch für den Beruf der Pastorin sind“, erklärt sie ihre Erwartungen. „Am Ende meiner Ausbildung hoffe ich dann, so richtig fit und zuversichtlich für den Beruf zu sein.“
Das Vikariat dauert in der Nordkirche 29 Monate und endet mit dem Zweiten Theologischen Examen. Im ersten halben Jahr werden die Vikare in der Schule Erfahrungen sammeln und Religionsunterricht geben. „Bei drei unterschiedlichen Bildungssystemen ist das schon eine Herausforderung“, sagt Butt. Nach der Examenslehrprobe treten die Vikare im März 2015 ihren Dienst in den Kirchengemeinden an.
Die 15 Vikare dieses Kurses werden in Regionen in Hamburg-Ost, im Lauenburgischen und im südlichen Mecklenburg-Vorpommern eingesetzt. Am Montag, 1. September, erhalten die angehenden Vikare im Dom zu Ratzeburg ihre Berufungs-Urkunden.