Die Social-Media-Pastorin
17. April 2017
Gottesdienst, Gespräche, Bauangelegenheiten und zwischendurch ein Besuch im Kindergarten: Carola Scherf ist Pastorin in der Lübecker Paul-Gerhardt-Gemeinde - und hat ihr Smartphone immer dabei. Ihren Alltag hält sie so fest und teilt ihn in den sozialen Medien; sei es auf Facebook, Twitter oder Instagram. Das Ergebnis ist mal komisch, mal nachdenklich. Und manchmal auch beides.
Warum sie das macht? „Weil das so ist“, sagt Carola Scherf und fotografiert schnell ihr rosa Sofa im Besuchsraum des Pastorats. Zwei kurze Sätze auf Twitter, später noch auf Facebook. Die sozialen Netze gehören für sie einfach dazu – nicht nur im privaten Leben sondern auch beruflich - schließlich erreicht man so einen großen Kreis an verschiedenen Menschen.
Facetten des Privaten
Carola Scherf weiß, dass sie einiges von sich in der Öffentlichkeit preisgibt: Das rosa Sofa, der Kater oder ihre Schuhe zeigen Facetten des Privaten. „So bin ich erkennbar, als Mensch und als Pastorin“, sagt sie dazu. Und das verschafft ihr Aufmerksamkeit, weit über Lübecks Stadtgrenzen hinaus. Es gibt wenige Theologen, die sich in den sozialen Medien so sicher und selbstverständlich bewegen.
Menschen kommen ins Gespräch
Deswegen hat das Netzwerk Öffentlichkeitsarbeit die Lübecker Pastorin zu seiner vergangenen Jahrestagung eingeladen. Sie hat einen Workshop über „Social Media im Gemeindealltag“ gehalten. Etwa 25 kirchliche Kommunikationsprofis aus dem ganzen Bundesgebiet haben ihr zugehört und gemeinsam diskutiert. „Das ist es, was in den sozialen Netzen auch passiert“, sagt Carola Scherf. „Menschen interessieren sich für Menschen und kommen in einen Dialog.“ Als Pastorin sei genau das ihr Ziel: Mit den Menschen ins Gespräch zu kommen.
Bundesweite Vernetzung über Twitter
Auf Twitter zum Beispiel ist sie als @pastoracara bundesweit vernetzt. Dort tauscht sie sich nicht nur öffentlich aus oder bezieht Position. „Ab und zu habe ich eine Nachricht in meinem Postfach, in der ein Mensch mich als Seelsorgerin anfragt“, so Scherf. Dass es an ihrer Pastoratstür klingelt und jemand ohne Termin das spontane Gespräch sucht, sei dagegen selten.
Einladungen über Facebook
Auf Facebook sieht ihr Netzwerk ganz anders aus, nämlich viel lokaler. „Da sind vor allem Kita-Eltern, Gemeinde-Mitarbeiter“, sagt Carola Scherf. Dabei hat sie sich eigentlich vor einigen Jahren bei Facebook angemeldet, um international besser Kontakt halten zu können. Der Blick ins Ausland, vor allem zu einer befreundeten Pastorin und ihrer Gemeinde in England, inspirieren Carola Scherf auch mit Blick auf die eigenen Social-Media-Aktivitäten. Die Kirchengemeinde Paul-Gerhardt ist zum Beispiel auch mit einer Seite auf Facebook vertreten. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Inga Meißner lädt Carola Scherf dort zu Gottesdiensten und Konzerten ein, berichtet aus dem Konfirmandenunterricht oder zeigt die Fortschritte der jüngsten Baumaßnahme.
Und dann ist da noch der Wordpress-Blog
Doch der Beruf der Pastorin bringt nicht nur Freude und Leichtigkeit mit sich. Auch Tod und Trauer gehören dazu. Auf ihrem Wordpress-Blog schreibt Carola Scherf Texte mit Tiefgang. Zuletzt etwa über ihre Einsätze als Notfallseelsorgerin. Wenn sie kurz nach den Rettungskräften an einen Ort kommt, an dem das Schreckliche passiert ist. Dann ist das Smartphone aus, wird das Notfallhandy in die Handtasche gesteckt und sie ist einfach nur da, als Pastorin, als Mensch.