Neue Leitung für Christian Jensen Kolleg in Breklum
27. August 2024
Die Oldenburger Pastorin Anke Fasse ist ab 1. September die theologische Leitung des Christian Jensen Kollegs in Breklum (Kreis Nordfriesland). Uns hat sie im Interview verraten, woran ihr Herz hängt und worauf sie sich bei ihren neuen Aufgaben besonders freut.
Fasse folgt Nora Steen nach, die im November 2023 Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein wurde. Der Einführungsgottesdienst findet am 20. Oktober um 10 Uhr in Breklum statt.
Antje Wendt: Liebe Frau Pastorin Fasse, am 1. September 2024 werden Sie Ihre neue Stelle als Theologische Leiterin des Christian Jensen Kollegs (CJK) in Breklum antreten. Kannten Sie das CJK bereits? Was hat Ihnen besonders gefallen?
Anke Fasse: Das Gelände des CJKs habe ich Anfang dieses Jahres kennengelernt, als ich es zum ersten Mal im Zusammenhang mit der Stellenausschreibung besuchte. Aber natürlich kannte ich die Einrichtung schon vorher, von Instagram oder von der Website, und ich habe schon länger das Programm verfolgt.
Was mich fasziniert und angesprochen hat, ist die große Offenheit dieses Programm und die Verbindung von Spiritualität, von Ökumene und Interreligiosität zum einen und Angebote im Dialog mit den aktuellen, herausfordernden Themen der Gesellschaft. Dass Menschen zusammenkommen, in diesen unterschiedlichen, vielfältigen Formen und Formaten, das hat mich wirklich begeistert.
Das CJK - ein „Gasthaus des Glaubens“
Ich dachte mir, jetzt ist es Zeit, mir das einmal wirklich vor Ort anzugucken, was ich so wahrgenommen habe. Und diese Herzlichkeit und Offenheit, die ich damit verbunden habe, vom Lesen und Hören, die habe ich tatsächlich wiederentdeckt. Für mich ist es ein „Gasthaus des Glaubens“, wo Menschen sich stärken, sich selbst begegnen, anderen begegnen und natürlich Gott. Und so würde ich es auch gerne füllen.
Was reizt Sie an der neuen Aufgabe?
Es sind drei Dinge, die ich mit dem CJK assoziiere, so wie ich es bisher wahrgenommen habe und die auch, wie ich meine, zu mir und zu meiner Berufs- und Lebensbiografie dazugehören. Ich erhoffe mir, dass ich sie dort miteinander verknüpfen und einbringen kann.
Spiritualität erleben
Zum einen ist es das Thema Spiritualität. Ich möchte gerne, dass die Menschen dort einen spirituellen Ort finden und erfahren können. Das andere ist das Thema Ökumene, Interreligiosität und interkultureller Dialog. Ich war acht Jahre im Ausland in Lima, Peru. Schon allein deshalb liegt mir dieses Thema sehr am Herzen, aber auch aufgrund meiner Tätigkeit als Krankenhausseelsorgerin. Und schließlich das Thema Kirche und Gesellschaft. In den Dialog zu treten, zu diskutieren, einander zu begegnen, um Antworten und Möglichkeiten des Handelns angesichts der aktuellen Herausforderungen zu ringen. Das ist für mich lebendige Kirche.
Diese drei Felder und damit agieren zu können, finde ich sehr reizvoll – zudem in einem tollen Team. Ich habe erst wenige kennengelernt, aber dieses Spektrum an sehr unterschiedliche Menschen, Bereichen und Kompetenzen, die auf dem Campus vertreten sind, finde ich sehr spannend. Es reizt mich sehr, an seinem so besonderen Ort zusammenzuarbeiten und Neues zu entwickeln.
Gesundheit, Ethik und Älterwerden
Aus meiner letzten Tätigkeit möchte ich zudem gerne die Themenbereiche Gesundheit, Ethik und Älterwerden einbringen. Gerade letzteres ist mit Blick auf die Veränderungen für Kirche und Gesellschaft, auch auf dem Land, ein Thema, das mir wichtig geworden und einfach aktuell ist.
Woran hängt ihr Herz als Pastorin ganz besonders?
Als Pastorin hängt mein Herz an der Frage, Glauben und Menschen immer wieder zu verbinden und zu kontextualisieren. Beispielsweise komme ich im Krankenhaus mit den Formen des traditionellen Gottesdienstes so nicht weiter. Dort bin ich im Gespräch mit Menschen und muss auf die Situation eingehen. Ich muss mich fragen: Wie kann ich unseren Glauben, unsere Hoffnung greifbar machen? Und das in anderer Form – auch an diesem Ort Christian Jensen Kolleg – würde ich mir wünschen.
Ich möchte gerne Möglichkeiten schaffen, wo Himmel und Erde sich berühren, also wo Gott und Mensch ganz nah zusammenkommen. Dafür möchte ich gerne den Weg frei machen, durch verschiedene Angebote und auch durch die Art und Weise, wie die Menschen dort zu Gast sein können, ganzheitlich, damit Spiritualität erfahrbar wird. Dafür mit den anderen Menschen im Team kreative Möglichkeiten und Wege auszuloten, freue ich mich.
Was machen Sie, wenn Sie Kraft und Energie tanken möchten?
Ich geh nach draußen, in die Natur, auch sehr gerne ans Meer. Ich mag mich gerne bewegen – ob Wandern, Spazieren gehen, Radfahren, Schwimmen. Dabei kann ich auftanken.
Haben Sie einen Vers aus der Bibel, der Sie wie ein Lebensmotto begleitet?
Ja. Es ist ein Vers aus Psalm 31, der mich immer wieder zu begleitet scheint – auch jetzt in diesen Wochen und Monaten perspektivisch hin zu meiner Einführung: „Du stellst meine Füße auf weiten Raum“. Er begleitete auch den Weg nach Peru. Ich empfinde das als Bekräftigung und Empowerment durch Gott. Und für Nordfriesland, finde ich, passt er ja auch. Für mich erklingt darin zugleich das Geschenk, das sich eröffnet, was mir zugetraut wird – und die die Verantwortung und das Begrenzt sein, weil nicht ich, sondern Gott mich in den Raum stellt.
Liebe Frau Fasse, ich danke Ihnen für das Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute.
