Dieter Radtke: 44 Jahre im ehrenamtlichen Einsatz für Seeleute und Hilfesuchende
27. Oktober 2022
Senioren, Seeleute, Hilfesuchende – die Liste seiner Ehrenämter ist lang: Seit 44 Jahren hilft Dieter Radtke aus Kiel den Schwächeren. Für sein unermüdliches Engagement bekommt er am Reformationstag (31. Oktober) die höchste Auszeichnung der Nordkirche durch Bischof Gothardt Magaard verliehen.
Eigentlich sei er kein emotionaler Mensch, findet Dieter Radtke. Doch es gibt Ausnahmen: Kürzlich überreichte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) dem Kieler das Bundesverdienstkreuz – die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl vergibt. „Da hab‘ ich eine Gänsehaut gekriegt. Das hat mich umgehauen“, so Radtke.
Gefühl für seine Mitmenschen
Vielleicht wird es am Reformationstag (31. Oktober) wieder emotional für den 75-Jährigen: Dann wird er von der evangelischen Nordkirche in Neumünster mit der Bugenhagenmedaille ausgezeichnet. Beide Auszeichnungen würdigen, dass der frühere Direktor der Evangelischen Bank sich seit vier Jahrzehnten für sozial benachteiligte Menschen engagiert. „Den Nächsten im Blick zu behalten, ohne selbst in den Vordergrund zu treten, war und ist immer Motivation und Richtschnur seines Handelns“, heißt es in der Begründung zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.
Alles begann 1978 in Radtkes Heimatgemeinde, einer freikirchlichen Gemeinde in Kiel: Dort sprang er ein, übernahm die Kassenverwaltung und arbeitete im Vorstand mit. Bis heute ist er hier aktiv. 23 Jahre lang engagierte er sich zudem bei der Norddeutschen Gesellschaft für Diakonie in Rendsburg. Im Aufsichtsrat des Diakonischen Werks Altholstein sorgte er mit dafür, unterschiedliche Einrichtungen wie eine Seniorenresidenz und eine ambulante Pflegestation so miteinander zu verzahnen, dass sich deren Angebote optimal ergänzen.
Pakete für Crewmitglieder
Mit Radtke eng verknüpft ist auch die Aktion „Weihnachten am Ohr“, bei der die Stiftung Deutsche Lutherische Seemannsmission seit 2005 jedes Jahr rund 50.000 Euro an Spenden einwirbt. Das Geld wird eingesetzt, um Seeleute zu unterstützen. Helfer in den 15 Seemannsmissionen Deutschlands verteilen Pakete, die neben Kosmetikartikeln, Pudelmützen und Schokolade speziell getaktete Telefonkarten enthalten, mit denen die Crewmitglieder mit ihren Angehörigen zu Hause telefonieren können.
Radtke als Schatzmeister der Stiftung verschickt zum Herbstanfang Tausende Briefe an Privatleute, Reedereien und maritime Zulieferbetriebe und bittet um Spenden. Später ruft er ausgewählte Adressaten an, fasst nach. Der persönliche Kontakt, das Netzwerken und der Vertrieb, darauf legt Radtke großen Wert. „Meine Frau sagt dann, der Bettelmönch sei wieder unterwegs“, sagte Radtke lachend.
Christlicher Glaube ist seine Motivation
Er wolle seinen Beitrag leisten, anderen Leuten zu helfen. Radtke handelt direkt aus seinem christlichen Glauben heraus, aus Nächstenliebe. „Ich bin nie zur See gefahren, bin auch kein Segler – aber ich liebe das Wasser, die Schiffe und ihr Tuten“, so der Pensionär, der mit seiner Ehefrau in Schwentinental bei Kiel lebt.
Zwei Söhne hat er und sechs Enkelkinder. Die Familie weiß um sein Faible für Marzipan – und hat ihm prompt, zur Feier des Bundesverdienstkreuzes, eine Torte aus der süßen Mandelmasse serviert.
Kein Mann fürs Stillsitzen
Stillsitzen möchte und kann Radtke auch in Zukunft nicht. Deshalb engagiert er sich weiterhin in mehreren Ehrenämtern in Stiftungen und Diakonie. „Ich nicke dort auch nicht alles ab, sondern reiß‘ auch mal meine Klappe auf“, sagt er von sich selbst. Woher nimmt er die Energie? „Vielleicht habe ich die, weil ich jeden Tag anderthalb Stunden Mittagsschlaf halte.“
Am Reformationstag wird Dieter Radke ausnahmsweise einmal selbst im Mittelpunkt stehen: Dann wird Bischof Magaard ihm die Bugenhagen-Medaille in einem feierlichen Gottesdienst zu seinen Ehren überreichen. Sein großes diakonisches Engagement sei „von der christlichen Überzeugung getragen, dass Gott jeden Menschen in seiner Einmaligkeit, mit seinen Stärken und Schwächen liebt“, begründet Magaard die Auszeichnung Radkes. Er betrachte „seine Arbeit als selbstverständlichen Dienst an der Gemeinschaft.”
Mehr als 25 Ehrenämter
Mit viel Zeit, Kraft und Hingabe habe sich Dieter Radtke den Menschen zugewandt, um das soziale Miteinander zu stärken. „Mit all seinem Tun hat er sich über die Maßen um das soziale Profil von Diakonie und verfasster Kirche verdient gemacht”, würdigt Bischof Magaard den Ausgezeichneten.
Der ehrenamtliche Einsatz von Dr. Radtke in der Kirche und der ihr zugeordneten Vereine und Gesellschaften bezog sich auf die gesamte Region der Nordkirche und darüber hinaus auf die Ebene der EKD. Seine Erfahrungen und sein Wissen brachte er in mehr als 25 Ehrenämter ein.