Hildegard Bahn-Krafack bekommt Ansgarkreuz
26. Mai 2023
Die Kirchgemeinde Neuenkirchen hat viel zu feiern: Am Pfingstsonntag (28. Mai) wird dort nicht nur das 700jährige Bestehen des Kirchspiels gewürdigt, sondern auch das Ansgarkreuz für besonderes ehrenamtliches Engagement an Hildegard Bahn-Krafack verliehen.
Dabei ist Hildegard Bahn-Krafack nicht die „typische“ Ehrenamtlerin. Nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit als Studiendirektorin in Hamburg begann sie mit 70 Jahren, im Kirchenvorstand von Neuenkirchen mitzuarbeiten. Nachdem ihre Tätigkeit dort beendet war und eine kleine Pause hinter ihr lag, übernahm sie ehrenamtlich das Gemeindebüro und ist dort heute noch für ein paar Stunden wöchentlich anzutreffen.
Sie führt ehrenamtlich das Gemeindebüro
„Ich mache die Büroarbeit für die Gemeinde gern und unterstütze auch den Förderverein gern, wenn Bedarf ist“, berichtet die 85jährige, die sich zudem stets um die Kirche selbst kümmert, Veranstaltungen vorbereitet, bei der Bewirtung im Rahmen der Brahmskonzerte unterstützt und einfach immer gern da ist, wenn eine helfende Hand gebraucht wird.
„Wo Arbeit ist, muss sie erledigt werden“, eine Art Lebensmotto von Hildegard Bahn-Krafack, die inzwischen mit ihrem Mann Dieter nicht mehr in dem schönen Haus mit 5000 Quadratmeter Garten und Blick ins Weiße Moor in Neuenkirchen wohnt, sondern in einer schicken Heider Stadtwohnung.
Ehrenträgerin bleibt Neuenkirchen treu
„Manchmal fehlt uns der Blick ins Weite, aber wir fühlen uns hier sehr wohl“ – man hört, dass dem Ehepaar der Abschied aus Neuenkirchen nicht ganz leichtgefallen ist. Und so halten sie den Kontakt nach Neuenkirchen gern aufrecht, wo immer es möglich ist, ob nun über das Engagement für die Kirchengemeinde, in der sie trotz des Umzugs in die Kreisstadt weiterhin Mitglied sind, oder über den Förderverein St. Jacobi.
„Wir wollen gern helfen, die Gemeinde und die Kirche mit Leben zu erfüllen und aufrecht zu erhalten“, sagt Hildegard Bahn-Krafack, deren Ehemann Dieter Krafack nicht nur zu den Gründungsmitgliedern des Fördervereins gehört, sondern ihm auch vorsitzt und mit dem Verein im Laufe der vergangenen 15 Jahre mehr als 200.000 Euro für die Sanierung der Kirche akquiriert hat.
Großprojekt: Kirchensanierung
Die Restaurierung der Kirche ist ein Gesamtprojekt, das – aufgeteilt in Bauabschnitte – seit mehr als zehn Jahren andauert. Aufgrund der herausragenden kunst- und kulturhistorischen Bedeutung von Kirche und barocker Ausstattung ist es dem Förderverein gelungen, namhafte Stiftungen dafür zu gewinnen.
Sie fördern die Restaurierung mit erheblichen Mitteln. Dazu gehören die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, die Reemtsma-Stiftung und die Stiftung-KiBa. Die Dr. Oetker-Stiftung und die Hoffmannstiftung unterstützten die Sanierungsschritte ebenfalls.
Bischof Magaard predigt beim Festgottesdienst
Urkundlich erwähnt wird das Kirchspiel Neuenkirchen erstmals 1323, also vor genau 700 Jahren, und da kommt auch Bischof Gothart Magaard gern nach Dithmarschen, um mit einer Predigt zu gratulieren.
Pastor Klaus Struve weiß um die Bedeutung Neuenkirchens im geschichtlichen Kontext: „Aus dem Dunkel der Geschichte taucht das Kirchspiel Neuenkirchen erstmals im Jahre 1323 auf, als Mitunterzeichner eines Vertrages mit dem Grafen Gerhard von Holstein.“
Interessante Kirchengeschichte
Sicher belegt sei, dass Neuenkirchen sich aus dem Kirchspiel Wesselburen abgespalten habe und dass sich die Gründung auf die vermutlich friesischen Geschlechter der Hodiemannen und Todiemannen zurückführen lässt. Ein Beleg sind die Wappen auf dem prachtvollen Neuenkirchener Abendmahlskelch, der diese beiden Geschlechter als deren Stifter ausweist.
Bis heute sind ihre Namen in den Ortschaften Hödienwisch und Tödienwisch erhalten. Erstmals erwähnt wird die Jacobus dem Älteren geweihte Kirche im Jahre 1347 als „reich ausgestattet mit Ländereien und den entsprechenden Einkünften“.
Einst die reichste Kirche im Lande
Laut dem Chronisten Neocorus war Neuenkirchen die reichste Kirche im Lande, die jährlich nach Abzug aller Personal- und sonstigen Kosten 300 Tonnen Gerste Überschuss hatte. Der Reichtum dürfte auch die Größe des Kirchbaues trotz der kleinen Dorfgröße erklären. Auch die aus den Kirchenbränden im 18. Jahrhundert geretteten prachtvollen Gegenstände lassen erahnen, wie üppig St. Jacobi einst ausgestattet war.
Bei der heutigen Kooperation der Kirchengemeinden Wesselburen, Büsum und Neuenkirchen hat man den alten Begriff Kirchspiel aufgegriffen und arbeitet eng im „Kirchspiel West“ zusammen.