Jahrestag des Kriegsbeginns in der Ukraine

Ein Besuch in Cherson – so leben die Menschen dort mitten im Krieg

Ökumenepastor Kai Feller war mehrfach in der Ukraine, um Hilfsgüter zu überbringen.
Ökumenepastor Kai Feller war mehrfach in der Ukraine, um Hilfsgüter zu überbringen. © Feller

21. Februar 2025 von Marieke Lohse

Am 24. Februar vor drei Jahren überfiel Russland die Ukraine. Kai Feller, Ökumene-Pastor aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, ist einmal im Jahr vor Ort, um zu helfen. Er schildert Eindrücke von seinem letzten Besuch.

Vor drei Jahren hat Russland den Angriff auf die Ukraine begonnen. Die Hafenstadt Cherson im Süden der Ukraine zählt mittlerweile nur noch rund ein Viertel der Bevölkerung. Normalerweise leben hier 350.000 Menschen, übrig geblieben sind aktuell noch 90.000 „Dadurch wirkt die Stadt natürlich ein bisschen wie eine Geisterstadt. Die Straßen sind auch tagsüber relativ leer“, sagt der Ökumene-Pastor aus dem evangelischen Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg, Kai Feller, anlässlich des Jahrestags des russischen Angriffs auf die Ukraine am Montag.

Menschen müssen täglichen Bombenalarm aushalten

Cherson liegt 100 Kilometer von der Krim entfernt. Täglich geht der Bombenalarm los, ab Nachmittag ist kein Bewohner mehr auf den Straßen. Effektiver als das Warnsystem seien allerdings die Telegram-Kanäle, berichtet Feller: „Da schreiben die Bewohnerinnen und Bewohner rein, wenn sie irgendwo Drohnenschwärme sehen.“ Die könnten das genauer lokalisieren und andere vorwarnen.

Feller ist jeden Winter in der Ukraine, um Hilfsgüter zu bringen, aber auch, um sich selbst einen Eindruck von der Lage zu verschaffen. Im vergangenen Januar ist er das erste Mal an der Front gewesen. Dort hat er sich mit den Verteidigern getroffen, die die Stellung halten. „Die sind natürlich wie überall in der Ukraine auch erschöpft, weil sie einfach Personalmangel haben“, sagt Feller. Es gebe nicht genug Rekrutierte zum Ablösen. „Aber das ist eine Situation, die mir im ganzen Land begegnet.“

Direkte Hilfe vor Ort ist wichtig

Kai Feller hat selbst einen Bezug zur Ukraine. Seine Frau hat ukrainische Wurzeln. Bis Kriegsbeginn, als sie noch auf die Krim fahren konnten, waren sie regelmäßig dort. Als Pastor in der Nordkirche ist er zuständig für die ökumenischen Beziehungen. Sein Schwerpunkt liegt auf den weltweiten Partnerschaften. In dieser Funktion ist er regelmäßig vor Ort, um Hilfsgüter in die Ukraine zu schicken. Ende vergangenen Jahres hat er unter anderem aus dem Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg Spenden akquiriert, um ein Projekt zu unterstützen, das ihm am Herzen liegt.

In Cherson lernte er Volodymyr Sahaydak, den Leiter des dortigen psychosozialen Kinder-Rehabilitationszentrums, kennen. Sahaydak hat seit dem Angriff auf Cherson Kinder vor der Deportation der Russen gerettet. Das Zentrum biete eine Tagesbetreuung für die Kinder an, die zu Hause schwierige Verhältnisse haben, berichtet Feller. „Und es gibt auch so eine Art Kinderheim für die Kinder, die gar keine Eltern mehr haben oder deren Eltern nicht in der Lage sind, sich um sie zu kümmern.“

Raketen treffen auch Einrichtungen für Kinder 

Beeindruckt von der Arbeit Sahaydaks, unterstützt Feller gemeinsam mit dem Verein „Fellas for Europe“ den Aufbau einer unterirdischen Schule für Kinder in Cherson. Die Nordkirche hat 12.000 Euro zu dem Projekt beigetragen. Ziel sei es, nach drei Jahren wieder Präsenzunterricht für die Kinder anbieten zu können. „Diese Geschichte von Volodymyr und seinen Kindern hat mich so beeindruckt, dass ich mich dafür interessiert habe, wie es jetzt weitergeht.“

Es gebe nur wenige Kinder, die tagsüber betreut werden können, weil die Sicherheitslage das nicht zulasse. „Die Russen schießen vom anderen Ufer des Flusses aus und eben gezielt auf solche Einrichtungen“, berichtet Feller. Eine Rakete, die dort eingeschlagen ist, haben die Angehörigen des Kinderzentrums zu einem Mahnmal umgewandelt. Eine Schule direkt in diesem Gebiet zu errichten, werde auch kritisch gesehen. „Aber es gibt eben noch Familien mit Kindern, die aus verschiedenen Gründen geblieben sind. Die kann man auch nicht einfach vertreiben.“ Deswegen ist es Feller wichtig, selbst vor Ort zu sein, um aktiv zu helfen.

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