Ein Rheinländer in Hamburg: Der Kölner Stephan Heße ist neuer Erzbischof
15. März 2015
Vom Norden weiß Heße noch nicht viel: Er habe zwar schon mal Urlaub in Mecklenburg und an der Nordseeküste gemacht, bekennt er freimütig. Dass Hamburg Deutschlands zweitgrößte Stadt sei, habe er jedoch vor seiner Ernennung nicht gewusst. Und seinen „rheinischen Singsang” werde er auch nicht so schnell ablegen können. Das norddeutsche „Moin” kommt ihm aber schon akzentfrei über die Lippen.
Mit Stefan Heße bekommt das Erzbistum Hamburg einen volksnahen, kommunikativen Oberhirten, wie es schon sein Vorgänger Werner Thissen (76) war. Man könne Menschen nur dann vom christlichen Glauben überzeugen, wenn man ihnen als authentischer Christ begegnet, sagt Heße. Anders als Thissen ist er allerdings kein Fußball-Fan, obwohl er im Schatten des Müngersdorfer Stadions des 1. FC Köln aufgewachsen ist. Der Verzicht auf den Kölner Karneval scheint ihm nicht sehr schwer zu fallen. Er sei zwar ein Kölner Jung, bekennt er, aber nicht der „allerjeckste Karnevalist”.
Vom Rheinland nach Hamburg: Der Kölner wechselt in ein ein lebendiges, aber armes Bistum
Für Heße ist der Umzug in den Norden eine große Umstellung: Statt mehr als zwei Millionen Katholiken wie im Erzbistum Köln haben Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg lediglich knapp 400.000 Mitglieder. Rund 40 Prozent der Rheinländer sind katholisch, im Norden nur rund sieben Prozent. Während die Katholikenzahl in West- und Süddeutschland allerdings sinkt, steigt sie im Norden aufgrund der Zuzüge leicht an.
Das traditionsreiche Erzbistum Köln gilt mit einem Vermögen von mehr als drei Milliarden Euro als bundesweit reichste Diözese, dagegen ist das junge Erzbistum Hamburg recht arm. Dafür sind hier die Wege lang: Mit 32.500 qkm ist Hamburg das flächenmäßig größte Erzbistum und mehr als fünf Mal so groß wie Köln.
Erzbischof Heße will gute Beziehungen zur Nordkirche fortführen
Umgeben ist Heße im Norden meist von Evangelischen: Schleswig-Holstein hat mit knapp 60 Prozent den größten Protestanten-Anteil unter den Bundesländern. Die guten Beziehungen zur evangelischen Kirche wolle er fortführen, hat Heße bereits angekündigt. Wenn auch inoffiziell gab es bereits ein erstes Treffen mit Bischöfin Kirsten Fehrs im Rathaus. Bei einem Besuch im Michel hat Heße sogar als bisher erster (damals zukünftiger) Erzbischof seit Bestehen der Hauptkirche die Orgel gespielt.
„Wenn Du etwas Neues anfängst, dann mach' es auch richtig"
Heße war nach Studium und Priesterweihe vier Jahre lang Kaplan in der Bergbauregion in Bergheim und übernahm dann verschiedene Aufgaben im Erzbistum Köln. Nach seiner Promotion wurde er als Generalvikar Verwaltungschef des Erzbistums. Nach dem Rücktritt von Kardinal Meisner vor einem Jahr leitete er das Erzbistum kommissarisch bis zur Einführung von Kardinal Rainer Maria Woelki im September 2014. Die Bäckerei seiner Eltern in Köln sei für ihn „die Schule des Lebens” gewesen, bekennt Heße. Sein Vater habe ihm als Lebensmotto mitgegeben: „Wenn Du etwas Neues anfängst, dann mach' es auch richtig."