Ein Tag wie ein Geschenk - das Wattenmeer erleben
13. Juli 2023
Bei kräftigem Wind von Westen, barfuß und mit einem Picknick im Rucksack machten sich über 30 Pilgerinnen und Pilger zu einer ganz besonderen Sommertour auf. Das Ziel waren die Nordsee-Halligen Oland und Langeneß, der Weg führte von Dagebüll quer durch das Wattenmeer. Geleitet wurde die Gruppe neben einer Wattführerin gleich von zwei bischöflichen Personen: Gothart Magaard, Bischof im Sprengel Schleswig und Holstein, und seiner Nachfolgerin, Pastorin Nora Steen.
Die beiden hatten sich schon vor etlichen Monaten zu diesem Halligpilgertag verabredet, einem Tag, der sowohl geistliche Impulse wie auch Informationen über das Wattenmeer als Lebensraum, über den Klimawandel und seine dortigen Folgen bieten sollte.
Ebbe und Flut als Taktgeber
Unabhängig davon, ob sie „Watterfahrung“ mitbrachten oder zum ersten Mal dabei waren: Alle Teilnehmenden genossen die Schritte im schlickigen Untergrund, die frische Brise und den weiten Blick bis zum Horizont, an dem sich in der Ferne die Warften der Halligen abzeichneten. Wattführerin Regina Matthiesen erzählte der Gruppe zwischendurch, wie das Phänomen der Gezeiten entsteht oder machte sie mit dem Wattwurm bekannt. Dabei achtete sie immer wieder auf die Zeit, denn nicht das Programm, sondern Ebbe und Flut waren an diesem Tag die Taktgeber.
Lebensraum Wattenmeer für Menschen und Tiere bewahren
In Schweigezeiten horchten die Pilgerinnen und Pilger auf das stetige Rauschen des Windes in den Ohren, auf das platschende Geräusch, das die Füße beim Durchqueren der flachen Wasserlachen machten oder auf das ewige Geschrei der Austernfischer. Einkehr und Andachten in den beiden Halligkirchen wechselten sich ab mit Informationen.
Melf Boysen, zweiter Halligbürgermeister, erzählte von der neuen Klimawarft auf Langeneß – eine auf einer ehemaligen Warft neu aufgeschüttete Erhebung, die deutlich höher ist als die bestehenden und zukünftig einen Ort zum Einkaufen, eine Krankenstation und mehrere Mietwohnungen aufnehmen soll. Auch die Sicherheit spiele eine Rolle, denn der Klimawandel mache sich auch im Nationalpark Wattenmeer bemerkbar. Wenn die Sturmfluten wegen des höheren Meeresspiegels noch näher an die Häuser auf den Warften heranreichen, soll die Klimawarft eine Zuflucht bieten. „Um den Lebensraum auf den Halligen für Menschen und Tiere auch zukünftig zu bewahren, sind Maßnahmen wie Klimawarften notwendig,“ betonte Melf Boysen.
Ein geschenkter Tag
Mit dem Ausflugsboot ging es abends zurück aufs Festland. Der Wind hatte sich inzwischen gelegt und bescherte letzte traumhafte Blicke über das ruhige Meer zu den Halligen. „Dieser Tag war ein Geschenk,“ resümierte einer der Teilnehmenden dankbar und brachte zum Ausdruck, was viele der Mitpilgernden fühlten.