Ein Truck bringt Geschichten nach Kiel
01. Mai 2017
Rund 500 Menschen haben am Wochenende in Kiel den "Reformations-Truck" besucht, der quer durch Europa tourt und europäische Geschichten zur Reformation präsentiert. Unter dem Motto "Was zählt wie viel" war Kiel die einzige Station in Norddeutschland. Der 17 Meter lange Multimedia-Truck legte von Freitag bis Sonntag einen Stopp an der Förde ein. Anlass ist das Jubiläum "500 Jahre Reformation".
Nach den Worten von Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) "kennt jeder den Namen Martin Luther und hat womöglich von den 95 Thesen gehört". Welche geschichtliche und gesellschaftliche Bedeutung aber die Reformation habe, sei vielen Menschen heute unbekannt, bedauerte er bei seinem Besuch am Sonnabend. "Im Grunde ging es schon damals darum, was die richtigen, die wichtigen Dinge sind, die zählen."
Bischof Magaard: „Letztlich geht es um die Frage, woran wir unser Herz hängen"
Auch Bischof Gothart Magaard besuchte den Truck. Dort wurde eine TV-Dokumentation über den Kieler Laienprediger Melchior Hoffman gezeigt. Als sogenannter Schwärmer gehörte er dem radikalen Flügel der Reformation an. Von der Kanzel der Kieler St. Nikolaikirche prangerte er die sozialen Missstände in der Stadt an und scheute nicht davor zurück, Mitglieder des Rates persönlich anzugreifen.
„Letztlich geht es um die Frage, woran wir unser Herz hängen", sagte der Bischof. "Darum, wie wir unser Leben gestalten, unsere Gesellschaft, unser Miteinander.“ Der Bischof erklärte, dass diese Fragen bereits Martin Luther und viele seiner Zeitgenossen umgetrieben hätten.
Landessynoden-Präses Tietze: Mit Begeisterung für Europa eintreten
Mit Reden und einem Impulsreferat fand der Sonnabend seinen Abschluss bei einem Empfang im Ratssaal, zu dem die Landeshauptstadt Kiel, der Kirchenkreis Altholstein und die Arbeitsstelle Reformationsjubiläum der Nordkirche eingeladen hatten. Auf die Bedeutung der Reformation für Europa wies vor den rund 100 Gästen der Präses der Landessynode der Nordkirche, Dr. Andreas Tietze, eindrücklich hin. Er forderte auf, mit Begeisterung für Europa einzutreten: „Es lohnt sich, mit den Menschen über Europa und die Reformation ins Gespräch zu kommen.“ Das gelte umso mehr angesichts von Brexit oder nationalistischen Bestrebungen in einzelnen Ländern.
Nächste Station des Reformationstrucks: Lemgo
Mit seinen mehr als 30 Tonnen parkte der Truck auf dem Kieler Rathausplatz und präsentierte den "Europäischen Stationenweg". Dabei handelt es sich um eine internationale Aktion der evangelischen Kirchen zu "500 Jahre Reformation".
Der Truck startete im vergangenen Herbst und steuert insgesamt 67 Städte in 19 Ländern Europas an. Wo er Station macht, sammelt er Geschichten, die mit der Reformation zusammenhängen. Auf Bildschirmen und Multimedia-Stationen im Truck erleben die Besucher aktuelle, persönliche Erzählungen und Historisches.
Die nächste Station des Trucks ist Lemgo in Nordrhein-Westfalen. Die Fahrt endet im Juni in der Lutherstadt Wittenberg, wo alle gesammelten Geschichten auf der Weltausstellung Reformation präsentiert werden.