Ein Turm für beste Aussichten ins Land
12. Januar 2023
Im Pfarrgarten Starkow (bei Barth), der jedes Jahr Tausende anlockt, wird am Freitag (13. Januar) Richtfest gefeiert: St. Jürgen, die denkmalgeschützte Backsteinbasilika, bekommt einen Turm - für beste Aussichten ins Land.
Fast ungläubig schaut Maria Therese Vijver auf die Backsteinbasilika im vorpommerschen Starkow bei Barth. „Dass es endlich so weit ist“, sagt sie und strahlt. Vijver ist Baubeauftragte in der evangelischen Propstei Stralsund und begleitet seit mehr als zehn Jahren das, was der Verein „Backstein, Geist und Garten“ in Starkow angestoßen hat: In der rund 780 Jahre alten Basilika St. Jürgen am Rand des beliebten Pfarrgartens soll ein Touristeninformationszentrum entstehen: Mit Ausstellungen zu Natur- und Kulturreichtümern der Region im Erd- und Dachgeschoss. Und einem Turm auf dem Dach, von dem aus man weit ins Land schauen kann.
Ein neuer Turm für eine alte Kirche
Der Dachreiter mit Aussichtsplattform sitzt bereits auf dem Mittelschiff. Am Freitag (13. Januar) nun die Krönung: Die Turmspitze mit Kreuz, gefertigt von Anlagenbauer Schindler in Abtshagen, soll aufgesetzt werden. „Das Kreuz ist dann weithin sichtbar“, sagt Maria Therese Vijver. „Ich bin total begeistert.“ Kirchen seien ja nicht nur tote Steine. „Kirchen predigen.“
1,6 Millionen Euro Fördermittel aus dem Tourismusfonds des Landes MV fließen in das Projekt und sollen es zu 90 Prozent finanzieren. Ungewöhnlich dabei: Obwohl die Kirche für den Erhalt von St. Jürgen zuständig ist und der Verein das Infozentrum leiten will, hat die Kommune die Gelder beantragt. „Es war klar, dass wir so den höchstmöglichen Förderbetrag bekommen könnten“, erklärt Bürgermeister Christian Griwahn (CDU). Deshalb habe man sich so geeinigt.
Dass St. Jürgen einen Turm bekomme, sei zwar nicht sein Ziel gewesen, sagt er. „Das gefällt nicht allen“ - obwohl die Kirche nachweislich schon in früheren Jahrhunderten einen Dachreiter hatte. Entscheidend ist für Griwahn: „Wir wollen die touristische Infrastruktur in der Region weiter entwickeln.“ Und der Pfarrgarten Starkow habe einen Namen.
Tausende Menschen besuchen jedes Jahr dieses denkmalgeschützte Areal aus dem 18. Jahrhundert, das der Backstein-Verein seit 2002 in eine blühende Kulturlandschaft verwandelt hat. An Gartenführungen können die Besucher teilnehmen, Kaffee trinken in der alten Backsteinscheune, Gottesdienste und Konzerte in der Kirche erleben. Wenn künftig auch Ausstellungen locken, sei St. Jürgen eine Kulturkirche wie St. Jacobi in Stralsund, sagt Vereinschef Gerd Albrecht, der auch Kirchenältester in der Gemeinde Starkow-Velgast ist. „Wir haben den Menschen etwas zu erzählen, im religiösen und weiteren kulturellen Sinne“, sagt er.
„Wer baut, hat Hoffnung.“
Bis zur Eröffnung wird es zwar noch ein wenig dauern, zumal das Kirchengemäuer feucht ist. Doch der Anfang ist gemacht. Pastor Stefan Busse sagt: „Wir als Gemeinde begrüßen es sehr, dass St. Jürgen erhalten wird, für uns und für viele andere.“ Schon zweimal habe die Kirche kurz vor dem Abriss gestanden. „Wer baut, hat Hoffnung.“