Altbundespräsident Joachim Gauck in Rostock

Gauck über die Kraft von Taizé: "Eine Leuchtkraft, die andere ansteckt"

Altbundespräsident Joachim Gauck trifft sich mit Bruder Alois der Taizé-Gemeinschaft.
Altbundespräsident Joachim Gauck trifft sich mit Bruder Alois der Taizé-Gemeinschaft. © Annette Klinkhardt, Nordkirche

30. Dezember 2022

Der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck hat das Taizé-Jugendtreffen in Rostock besucht. Dabei sprach der Theologe, der sich zu DDR-Zeiten als Friedensaktivist engagierte, auch über seinen eigenen Glauben.

Gauck sprach unter anderem das Mittagsgebet mit den Jugendlichen. Bei einer Pressekonferenz ging der gebürtige Rostocker überdies hinaus auch auf seine eigene Beziehung zur Taizé-Spiritualität ein. Dabei sagte er, dass er in jüngeren Jahren damit nicht viel anfangen konnte. „Ich fand die liturgischen Traditionen fragwürdig. Ich komme ja aus einer Seemannsfamilie, fragte nach dem Sinn des Lebens und war politischer. Deshalb habe ich mich darüber eher gewundert.“

Tiefe, spirituelle Sehnsucht 

Erst später sei ihm aufgegangen, dass ohne diese Spiritualität „einfach etwas fehlt“. Er habe erfahren, dass ein solcher Glaube sehr tröstlich sei. „Der Glaube verdorrt, wenn er sich nur ins Denken verflüchtigt. Es gibt eine tiefere Verbindlichkeit als nur das Denken.“

Der ehemalige Bundespräsident und Pastor Joachim Gauck spricht das Mittagsgebet beim Taizé-Jugendtreffen in Rostock am 30. Dezember 2022.
Der ehemalige Bundespräsident und Pastor Joachim Gauck spricht das Mittagsgebet beim Taizé-Jugendtreffen in Rostock am 30. Dezember 2022.© Annette Klinkhardt, Nordkirche

Der Pastor setzte sich in der DDR für Menschenrechte und Frieden ein, stets streng beobachtet von der Stasi. „In den kirchlichen Jugendgruppen wuchs in den 80er Jahren der Wille, der Diktatur etwas entgegenzusetzen; die Menschenrechts- und Friedensthematik spielte eine Rolle, wie auch Umweltthemen. Und bei so manchen entdeckte ich eine spirituelle Sehnsucht“, sagte er in seiner Rede anlässlich des Taizé-Mittagsgebets. 

Innere Stärke in Zeiten der Diktatur

„Ohne mein Zutun tauchten plötzlich Hymnen, Meditationen und Gebete aus Taizé auf, nicht nur Themen spielten dann eine Rolle, sondern ein tieferes spirituelles Miteinander wurde gesucht. Viele Menschen brauchten ja eine innere Stärke, um in Zeiten der Diktatur einen eigenen Weg, auch einen eigenen Glaubensweg zu wagen“, erklärte Gauck. 

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Beim Mittagsgebet stellte er das Licht und seine Symbolik in den Vordergrund. Junge Menschen könnten eine Leuchtkraft entwickeln, die andere anstecke. Ihm seien im Laufe seines Lebens viele solcher Menschen begegnet.

Ein Licht für andere 

Und auch jetzt brauche es solche Menschen, die anderen ein Licht seien, die sich mit ihren Fähigkeiten und Kräften engagierten –  weltweit oder vor der eigenen Haustür.

Kerzen in der Mittagsandacht
Bei der Mittagsandacht werden Kerzen entzündet. Das Licht spielt auch in der Rede von Altbundespräsident Gauck eine große Rolle. © Annette Klinkhardt, Nordkirche

„Und wenn ich nun auf Eure Versammlung im Geiste von Taizé sehe, dann stelle ich mir vor, dass Ihr nicht singt, betet und diskutiert um aus der Welt zu fliehen, sondern dass Eure Suche nach dem, was die Welt nicht geben kann, Euren Glauben stärkt, der diese Welt nicht verachtet, sondern sie besser machen will“, schloss Gauck seine Rede. 

Über das Taize-Treffen

Zu dem Jugendtreffen sind rund 5000 junge Erwachsene aus 49 Ländern angereist. Sie singen, beten und meditieren zusammen mit Brüdern der französischen Taizé-Gemeinschaft.

Gaucks Besuch bildete einen Höhepunkt der Großveranstaltung, die von mehreren Geistlichen wie etwa Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Stefan Heße begleitet wird.  

 

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