Fsetgottesdienst am Tag der Deutschen Einheit

Geistliche zum 3. Oktober: Vereint Segel setzen für Hoffnung auch in schwierigen Zeiten

Vor dem ökumenischen Gottesdienst zur Feier des Tags der Deutschen Einheit: Erzbischof Dr. Heiner Koch, der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Stephan Harbarth, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestags-Präsidentin Bärbel Bas, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (v.l.n.r) am Turmportal des Doms zu Schwerin.
Vor dem ökumenischen Gottesdienst zur Feier des Tags der Deutschen Einheit: Erzbischof Dr. Heiner Koch, der Präsident des Bundesverfassungsgerichtes, Stephan Harbarth, Bundeskanzler Olaf Scholz, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestags-Präsidentin Bärbel Bas, Ministerpräsidentin Manuela Schwesig und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt (v.l.n.r) am Turmportal des Doms zu Schwerin.© Tim Riediger, Nordkirche

03. Oktober 2024

Zum Tag der Deutschen Einheit hat Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt den Zusammenhalt und das Einstehen für unsere Demokratie in den Mittelpunkt ihrer Predigt gestellt. Der ökumenische Fernseh-Gottesdienst wurde von der Nordkirche, den Erzbistümern Berlin und Hamburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gestaltet.

Der Festgottesdienst wurde im ZDF live aus Schwerin übertragen und kann am 3. Oktober ganztägig online abgerufen werden. Unter dem Motto „Vereint Segel setzen“ hatten sich rund 950 Menschen im Schweriner Dom eingefunden.

Landesbischöfin und Erzbischof Koch begrüßen Altbundespräsident Joachim Gauck und Daniela Schadt © Marcelo Hernandez / Nordkirche

Unter ihnen waren auch prominente Gäste aus Gesellschaft und Politik: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig und Bundeskanzler Olaf Scholz sowie weitere zahlreiche Ministerpräsident:innen und Bundesminister:innen. 

Dietmar Woitke, Ministerpräsident in Brandenburg, und Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt© Marcelo Hernandez / Nordkirche

Blick ins Innere des vollbesetzen Schweriner Doms am Tag der Deutschen Einheit
Das Foto aus dem Dominneren zeigt den Blick auf die mit 950 Besucherinnen und Besuchern vollgefüllten Bänke im Dom zu Schwerin. © Jonny Franzke, Nordkirche

Gott schenkt uns Hoffnung 

„Angesichts so vieler Herausforderungen geht es jetzt doch darum, zusammenzustehen und nicht aufzugeben“, sagte Kühnbaun-Schmidt in ihrer Predigt mit Blick auf aktuelle Radikalisierung und die damit verbundenen Gefahren für unsere Demokratie. Denn:

Auch Jesus ermutigt dazu, nicht aufzugeben. Als er die müden und enttäuschten Fischer mit ihren leeren Netzen sieht, da schickt er sie gleich noch einmal los. Damit der Misserfolg nicht zur prägenden Erfahrung wird. Als die Fischer dann zurückkehren, sind ihre Netze bis zum Zerreißen voll.

Es sei jetzt wichtig, nicht aufzugeben, wofür vor 35 Jahren "auch hier in Schwerin aus diesem Dom heraus" die Menschen auf die Straße gegangen sind.

Im Bild Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Dr. Heiner Koch
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Erzbischof Dr. Heiner Koch © Jonny Franzke, Nordkirche

Hoffnung auf Demokratie und positive Zukunft nicht aufgeben

Die Landesbischöfin betonte: "Jetzt gelte es, das Handwerk der Demokratie neu zu lernen. Neu zu lernen, wie wichtig verlässliche Zusammenarbeit und Kooperation sind."

Denn wie bei einem Handwerk müssen wir auch beim Zusammenleben in unserer  Demokratie von Zeit zu Zeit etwas hinzulernen.

„Gott schenkt neues Leben und neue Möglichkeiten, selbst dann, wenn wir meinen, dass wir am Ende unserer Möglichkeiten sind, dass alles vorbei ist“, so Kühnbaum-Schmidt.

Wir brauchen "Mut zum Aufbruch"

Auch der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch betonte, wie wichtig es sei, nach vorne zu blicken: „Wer die Segel setzen will und hinausfahren will in die Weite, der muss die Sicherheit des Hafens verlassen. Dazu bedarf es des Mutes zum Aufbruch. Wer den Mut nicht findet, die Küste aus den Augen zu verlieren, wird sein Ziel nie erreichen“, sagt er.

Aktuell sei das sinnbildliche Meer zwar ungemütlich und stürmisch, aber „ein Boot, das dauerhaft im Hafen liegen bleibt, verliert seinen Sinn.“ Bezogen auf unsere heutige Situation sagte er weiter: 

Dass wir in Deutschland auf vielen gesellschaftlichen Feldern, besonders aber in unser aller Denken und Handeln wieder mehr Mut fassen sollten, ist auch ein Auftrag der Feier zur Deutschen Einheit.

Blick auf die Gottesdienstbesucher im Schweriner Dom
Präses Ulrike Hillmann (Mitte vorn) und ökumenische Gäste beim Gottesdienst© Jonny Franzke, Nordkirche

Mehrere Musikalische Highlights

Auch die Musik nimmt das Thema „Vereint Segel setzen“ auf: Zu hören war unter anderem das Lied „Vertraut den neuen Wegen“. Untermalt wurde der Gottesdienst von Saxophon-Klängen und den Stimmen des Kammerchors der Hochschule für Musik und Theater Rostock unter Leitung von Matthias Mensching. 

Zudem erklangen die Töne von „Querblech“, eine Auswahlgruppe des Posaunenwerkes Mecklenburg-Vorpommern der Nordkirche unter Leitung von Martin Huss. An der Orgel spielte Domkantor Jan Ernst. 

Menschen treffen sich
#DuBistWunderbar: Pfadfinder-Gruppe im Nordkirchenzelt bei Bürgermeile.© Tim Riediger / Nordkirche

Kirchliches Leben auf dem Bürgerfest

Nach dem Gottesdienst, der live im ZDF und auf eine Leinwand auf dem Schweriner Marktplatz übertragen wurde, beginnt das Bürgerfest. Dort präsentieren sich verschiedene kirchliche Akteure mit ihren Angeboten, so etwa die Diakonie, die Bahnhofsmission und Brot für die Welt.

Ebenso gibt es mehrere inklusive Angebote. So spielt etwa der inklusive Chor der Lebenshilfe. Die betreibt auch einen mobilen Barrista-Wagen, an dem verschiedene Kaffee-Spezialitäten probiert werden können.

Olaf Scholz© Marcelo Hernandez / Nordkirche

Besinnung in Kirche oder Frust abladen

Wer einen Ort der Stille und Besinnnung sucht, kann in der katholischen Propsteikirche St. Anna in der Schlossstraße einen Besuch abstatten. Im Innenhof wird eine Ausstellung zu den Kirchen in der Wendezeit gezeigt. Ebenso zeigt das Katholische Hilfswerk „misso“ in der Graf-Schack-Allee eine interaktiven Ausstellung zum Thema „Eine Welt. Keine Sklaverei.“

Ausstellungsmaterial im Nordkirchenzelt
Nordkirchenzelt beim Bürgerfest zum Tag der Deutschen Einheit in Schwerin 2024© Tim Riediger / Nordkirche

Interaktiv wird es auch bei der Caritas am Pfaffenteich in der Alexandrinenstraße: Die Streetwork-Anhänger sammeln mit ihrer Kampagne #RadikalZugehört Passantenstimmen ein: Dort steht ein FRUST-O-MAT, an dem man auch seinem Ärger über bestimmte Dinge loswerden kann. 

Hintergrund: Der Weg zur Wiedervereinigung 

Am 3. Oktober 1990 feiern tausende Menschen in Berlin die Wiedervereinigung von Ost und West. Die Freiheitsglocke ertönt als Signal dafür, dass die Teilung Deutschlands beendet ist. 

Vorausgegangen ist dem eine friedliche Revolution: Die Menschen in der DDR wollen die Repressalien des SED-Regimes nicht länger hinnehmen und gehen für ihre Freiheit in immer größerer Zahl auf die Straße. Doch bis zur Wiedervereinigung ist nicht nur dieser breite öffentliche Protest nötig. Es braucht auch viel diplomatisches Geschick und die Bereitschaft der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, ein geeintes Deutschland zuzulassen. 

Im sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag wird geregelt, dass Deutschland keinen Angriffskrieg mehr beginnen darf. Zudem wird die Waffen- und Armee-Stärke des vereinten Deutschlands festgelegt und der Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland bestimmt. 

Ebenso wird mit der Wiedervereinigung ein einheitliches Politik-, Wirtschafts- und Währungssystem festgelegt. Dies hatte Bundeskanzler Helmut Kohl als Teil seines 10-Punkte-Plans als Bedigung für die Wiedervereinigung festgelegt. Im Klartext bedeutet dies: Die DDR wird an das System der BRD angeschlossen, erhält also die D-Mark und arbeitet fortan nach marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten. 

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