Geistliche zum 3. Oktober: Vereint Segel setzen für Hoffnung auch in schwierigen Zeiten
03. Oktober 2024
Zum Tag der Deutschen Einheit hat Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt den Zusammenhalt und das Einstehen für unsere Demokratie in den Mittelpunkt ihrer Predigt gestellt. Der ökumenische Fernseh-Gottesdienst wurde von der Nordkirche, den Erzbistümern Berlin und Hamburg und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen gestaltet.
Der Festgottesdienst wurde im ZDF live aus Schwerin übertragen und kann am 3. Oktober ganztägig online abgerufen werden. Unter dem Motto „Vereint Segel setzen“ hatten sich rund 950 Menschen im Schweriner Dom eingefunden.
Unter ihnen waren auch prominente Gäste aus Gesellschaft und Politik: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig und Bundeskanzler Olaf Scholz sowie weitere zahlreiche Ministerpräsident:innen und Bundesminister:innen.
Gott schenkt uns Hoffnung
„Angesichts so vieler Herausforderungen geht es jetzt doch darum, zusammenzustehen und nicht aufzugeben“, sagte Kühnbaun-Schmidt in ihrer Predigt mit Blick auf aktuelle Radikalisierung und die damit verbundenen Gefahren für unsere Demokratie. Denn:
Auch Jesus ermutigt dazu, nicht aufzugeben. Als er die müden und enttäuschten Fischer mit ihren leeren Netzen sieht, da schickt er sie gleich noch einmal los. Damit der Misserfolg nicht zur prägenden Erfahrung wird. Als die Fischer dann zurückkehren, sind ihre Netze bis zum Zerreißen voll.
Es sei jetzt wichtig, nicht aufzugeben, wofür vor 35 Jahren "auch hier in Schwerin aus diesem Dom heraus" die Menschen auf die Straße gegangen sind.
Hoffnung auf Demokratie und positive Zukunft nicht aufgeben
Die Landesbischöfin betonte: "Jetzt gelte es, das Handwerk der Demokratie neu zu lernen. Neu zu lernen, wie wichtig verlässliche Zusammenarbeit und Kooperation sind."
Denn wie bei einem Handwerk müssen wir auch beim Zusammenleben in unserer Demokratie von Zeit zu Zeit etwas hinzulernen.
„Gott schenkt neues Leben und neue Möglichkeiten, selbst dann, wenn wir meinen, dass wir am Ende unserer Möglichkeiten sind, dass alles vorbei ist“, so Kühnbaum-Schmidt.
Wir brauchen "Mut zum Aufbruch"
Auch der Berliner Erzbischof Dr. Heiner Koch betonte, wie wichtig es sei, nach vorne zu blicken: „Wer die Segel setzen will und hinausfahren will in die Weite, der muss die Sicherheit des Hafens verlassen. Dazu bedarf es des Mutes zum Aufbruch. Wer den Mut nicht findet, die Küste aus den Augen zu verlieren, wird sein Ziel nie erreichen“, sagt er.
Aktuell sei das sinnbildliche Meer zwar ungemütlich und stürmisch, aber „ein Boot, das dauerhaft im Hafen liegen bleibt, verliert seinen Sinn.“ Bezogen auf unsere heutige Situation sagte er weiter:
Dass wir in Deutschland auf vielen gesellschaftlichen Feldern, besonders aber in unser aller Denken und Handeln wieder mehr Mut fassen sollten, ist auch ein Auftrag der Feier zur Deutschen Einheit.
Mehrere Musikalische Highlights
Auch die Musik nimmt das Thema „Vereint Segel setzen“ auf: Zu hören war unter anderem das Lied „Vertraut den neuen Wegen“. Untermalt wurde der Gottesdienst von Saxophon-Klängen und den Stimmen des Kammerchors der Hochschule für Musik und Theater Rostock unter Leitung von Matthias Mensching.
Zudem erklangen die Töne von „Querblech“, eine Auswahlgruppe des Posaunenwerkes Mecklenburg-Vorpommern der Nordkirche unter Leitung von Martin Huss. An der Orgel spielte Domkantor Jan Ernst.
Kirchliches Leben auf dem Bürgerfest
Nach dem Gottesdienst, der live im ZDF und auf eine Leinwand auf dem Schweriner Marktplatz übertragen wurde, beginnt das Bürgerfest. Dort präsentieren sich verschiedene kirchliche Akteure mit ihren Angeboten, so etwa die Diakonie, die Bahnhofsmission und Brot für die Welt.
Ebenso gibt es mehrere inklusive Angebote. So spielt etwa der inklusive Chor der Lebenshilfe. Die betreibt auch einen mobilen Barrista-Wagen, an dem verschiedene Kaffee-Spezialitäten probiert werden können.
Besinnung in Kirche oder Frust abladen
Wer einen Ort der Stille und Besinnnung sucht, kann in der katholischen Propsteikirche St. Anna in der Schlossstraße einen Besuch abstatten. Im Innenhof wird eine Ausstellung zu den Kirchen in der Wendezeit gezeigt. Ebenso zeigt das Katholische Hilfswerk „misso“ in der Graf-Schack-Allee eine interaktiven Ausstellung zum Thema „Eine Welt. Keine Sklaverei.“
Interaktiv wird es auch bei der Caritas am Pfaffenteich in der Alexandrinenstraße: Die Streetwork-Anhänger sammeln mit ihrer Kampagne #RadikalZugehört Passantenstimmen ein: Dort steht ein FRUST-O-MAT, an dem man auch seinem Ärger über bestimmte Dinge loswerden kann.