Gerechtigkeit, Klima, Rassismus: Trotz schwieriger Themen viele spirituelle Momente bei Fachkonferenz in Hamburg
30. August 2022
"Die Pandemie hat uns gezeigt: Weltweite Krisen machen keinen Unterschied zwischen arm und reich, entwickelt oder weniger entwickelt, Norden oder Süden", sagte Professor Johnson Kwabena Asamoah-Gyadu, Theologe aus Ghana am Montagabend im Hamburger Rathaus. Zu Ehren der internationalen Fachkonferenz im Vorfeld der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) stand ein festlicher Senatsempfang auf dem Programm.
Hier finden Sie Impressionen vom Eröffnungsfest vor dem Hamburger St. Marien-Dom
Bereits seit Freitag sind rund 100 Delegierte in Workshops, Vorträgen und Exkursionen unterwegs. Das Thema der Tagung lautet "Einheit und Heilung in Zeiten von geteilten Gesellschaften, Nationen und einer geteilten Welt". Unter ihnen sind Bischöfe und Bischöfinnen sowie Theologinnen und Theologen aus Asien, Europa, Afrika, dem Pazifik und Amerika. Es ging um Einheit, Rassismus, Migration, Gender, unterschiedliche Weltsichten und theologische Differenzen. Ab dem 30. Agust reisen die Delegierten weiter zur Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen nach Karlsruhe.
Schmerzpunkte der Welt und spirituelle Erfahrungen
"Wir haben uns die Schmerzpunkte der Welt angeschaut und gemeinsam nach Lösungen gesucht. Der vertrauensvolle und offene Umgang hat mich sehr beeindruckt", so Christian Wollmann, Direktor des Zentrums für Mission und Ökumene der Nordkirche, das die Tagung mitveranstaltet hat. "Dies war nicht nur ein akademisches Programm, sondern es gab viele spirituelle Momente und Begegnungen, die uns die Augen geöffnet haben für die Menschen und ihre Erfahrungen in Deutschland", betonte Atola Longkumer aus Indien.
Es seien Differenzen und auch unterschiedliche Interessen deutlich geworden, dennoch habe ein Gefühl der Verbundenheit und des Respektes die Teilnehmenden begleitet.
Gemeinsame Herausforderungen weltweit
Klimawandel, Rassismus, Gerechtigkeit, Frieden – diese Themen bewegen die Menschen von Italien über Fiji bis Brasilien. "Wir alle hier sind Pilgernde – auf Weg zu mehr Gerechtigkeit und Frieden in der Welt", sagte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt am Montagabend im Hamburger Rathaus. Und: "Kirchen können Brücken bauen, zu mehr Gemeinsamkeit und Verständigung."
"Neben dem Umgang mit dem Krieg Russland gegen die Ukraine und dessen Folgen, ist der Klimawandel die zweite große Herausforderung für uns alle", führte Staatsrat Jan Pörksen aus. Diese Krisen beträfen Menschen weltweit.
Der ghanaische Theologe Asamoah-Gyadu vom Trinity Theological Seminary in der Hauptstadt Accra, fügte die weltweiten Fluchtbewegungen als weiteres Thema hinzu, das nur gemeinsam gelöst werden könne. "Ich habe am Sonntag in zwei ghanaischen Gemeinden hier in Hamburg Gottesdienste gefeiert, wir haben gesungen, getanzt und Gott gelobt. Doch ich konnte die Menschen nicht vergessen, die im Mittelmeer ihre Leben verlieren auf dem Weg nach Europa, auf der Suche nach einem besseren Leben", berichtete er.
Er plädierte dafür jeden Menschen zunächst als Menschen zu betrachten und nicht nach seiner Herkunft, Religion oder Kultur zu beurteilen.
Viele der besprochenen Themen in Hamburg werden nun in Plenarsitzungen, Begegnungsprogrammen und gemeinsamen Andachten in Karlsruhe weiter verfolgt: Dort beginnt am Mittwoch die Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen, die erstmals in Deutschland stattfindet.