Bischöfe der Nordkirche und der dänischen Folkekirke zu Gast auf der ÖRK-Vollversammlung
07. September 2022
"Identität und Toleranz gehören zusammen": Mit diesem Verständnis haben sich Geistliche aus Deutschland und Dänemark auf einem Podium bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen über ihr Zusammenleben entlang der Grenze ausgetauscht.
Es ging um Versöhnung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und das gelungene Zusammenleben heute. An der Diskussionsrunde nahmen Bischöfin Marianne Christiansen (Bistum Haderslev/Hadersleben und dänische Minderheitenkirche in Südschleswig), Bischof Elof Westergaard (Bistum Ribe/Ripen), beide dansk Folkekirke, sowie Bischof Gothart Magaard (Sprengel Schleswig und Holstein und deutsche Minderheitenkirche in Nordschleswig der Nordkirche) teil.
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"Zur Versöhnung gehört das Erinnern, nur wenn die Geschichte nicht verschwiegen wird, können alle Anzeichen von Entfremdung, Nationalismus und Populismus wirksam entlarvt und überwunden werden", resümierte Dezernentin Uta Andrée im Anschluss. Es sei beeindruckend, wie die drei Kollegen sich als die Bischöfe aus dem Grenzland verstanden und nicht als Vertretende ihrer jeweiligen Minderheiten.
Freude an Vielfalt
Die deutsch-dänische Grenzregion gilt allgemein als Modellregion für ein gelungenes Zusammenleben über Grenzen hinweg. In der von den Minderheiten geprägten Region existieren neben der Evangelisch-Lutherischen Nordkirche südlich der Grenze sowie der dänischen Folkekirke nördlich davon auch die jeweiligen Minderheitenkirchen mit ihren geistlichen Vertreterinnen und Vertretern vor Ort.
Wir brauchen die Erfahrung, dass Grenzen uns mehr verbinden als trennen. Bischof Gothart Magaard
„Die deutsch-dänische Grenze ist heute ein Symbol des friedlichen und freundschaftlichen Miteinanders in der Region geworden. Zugleich sind die nationalen Zugehörigkeiten als Teil der Beheimatung wichtig. Wir brauchen die Erfahrung, dass Grenzen uns mehr verbinden als uns trennen. Wenn wir heute in guter Nachbarschaft leben wollen, dann benötigen wir Sensibilität und Interesse an den verschiedenen Perspektiven und Freude an Vielfalt und Zweisprachigkeit”, so Bischof Magaard. „Als Kirchen der Grenzregion wollen wir aktiv dazu beitragen, dass unser Miteinander vom Gedanken der Versöhnung geprägt ist.“
Einheit in Grenzgebieten
Das Tagesthema der Vollversammlung war "Einheit". "Da fügte sich das Podium zum Thema Minderheiten, Identitäten und Nationalität im Grenzland wunderbar ein", sagte Uta Andrée.
Es hätten nicht nur dänische und deutsche Teilnehmende Interesse an dem Podium gehabt, sondern auch Teilnehmende aus anderen Kontexten: "Eine Besucherin berichtete von Ihrer Community am nordöstlichen Rand von Indien im Bundesstaat Nagaland, an der Grenze zu Myanmar. Ein Teilnehmer erinnerte an den Völkermord in Ruanda 1994 und an die blutigen Auseinandersetzungen um die Rechte zwischen Mehrheitsgesellschaft und Minderheit."
Verbindend sei die Frage gewesen, wie Ethnien ihre Identität bewahren und gleichzeitig ihre Feindschaft überwinden können.